Kapitel 64

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Eine Weile blieb ich ruhig liegen, musterte den schlafenden Körper meines Cousins und dachte nach.

Was genau hatte ich im Kampf geleistet, dass Harry auf dem Stuhl neben meinem Bett saß und schlief und nicht anders herum?

Ich hatte lediglich Schilde beschwört und war für ein paar Minuten selbst einer gewesen.

Gegen die Todesser hatte ich so gut wie nicht gekämpft. Großvater hatte ich nicht wirklich angegriffen und auch nicht Mister Malfoy oder Lestrange.

Die anderen waren es gewesen, die gekämpft hatten. Ich nicht. Sie hatten so viel geleistet, während ich kaum etwas gemacht hatte.

Wie sich eine Träne einen Weg über meine Wange bahnte, bemerkte ich nicht und es war mir wahrlich egal in jenem Moment.

Lange hatte ich trainiert, um die anderen beschützen zu können, doch...

Mein Kiefer zitterte, als ich mir auf die Unterlippe biss.

Vorsichtig hob ich meine Hand und fuhr Harry durch seine Haare, die wie immer durcheinander waren.

Sofort zuckte er, öffnete die Augen und sah zu mir.

„Du bist wach", lächelte er leicht und seine Stimme war minimal heißer und dunkler.

„Geh ins Bett, Harry. Hier tust du deinem Rücken nichts Gutes."

„Ich wollte einfach hier sein, wenn du aufwachst. Ich wollte sicher gehen, dass es dir gut geht."

Seine Worte ließen mich lächeln.

„Mir geht es gut. Jetzt geh schon. Wir reden später, okay?"

Der Brillenträger zögerte, nickte dann jedoch und verließ das Zimmer.





Endlich allein legte ich meine Hände auf mein Gesicht und plärrte erst einmal eine Runde, als mir der Tod von Sirius in den Kopf schoss.

Ich hatte keine Zeit gehabt, mir darüber irgendwelche Gedanken zu machen oder meine Emotionen freien Lauf zu lassen.

Wir waren mitten im Kampf gewesen, wie hätte ich da meine Beherrschung verlieren können?

Ich wusste nicht, wie lange ich vor mich her weinte, bis ich eine warme Hand an meinem Kopf spürte.

Erschrocken blickte ich hoch und sah Dumbledore, der mich beruhigend ansah.

Er sagte nichts, fuhr einfach mit seiner Hand über meinen Kopf und ließ mich trauern.





Nach einer Weile raffte ich mich zusammen und setzte mich etwas auf.

„Wie geht es Ihnen?", fragte ich und erntete ein leises Lachen.

„Ich müsste derjenige sein, der dich das fragt, Rhea. Nicht anders herum."

„Mir geht es gut. Die Gefahr scheint vorerst vorüber zu sein?"

„Vorerst", stimmte er mir zu und nickte dabei leicht, sah dann hinaus, auf den sternenbenetzten Himmel.

Stille kehrte ein. Irgendwie war sie seltsam, aber irgendwie auch notwendig.

„Du zweifelst wieder an dir?", unterbrach der Schulleiter nach einiger Zeit die Stille und sah dann wieder zu mir.

„Eine schlechte Eigenschaft, die sich nicht abstellen lässt..."

Ich schluckte meine Speichel herunter.

„Glauben Sie, ich hätte Sirius irgendwie retten können? Glauben Sie, ich hätte den Kampf früher beenden können?"

Gryffindor's Ice PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt