Kapitel 96

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Die Sonne ging langsam wieder auf und schien in warmen Farben durch die zerstörten Fenster der großen Halle.

Die Splitter der Fenster, der Gläser und Teller auf den Tischen war noch nicht beseitigt worden. Vermutlich würden sie dies tun, kurz bevor Frühstück anstünde.

Es war noch viel zu früh und alle anderen waren noch immer in den Betten, doch ich konnte nicht schlafen. Wie so oft hatte ich kein Auge zu gemacht und hatte mir die Schuld gegeben.

Die Schuld, dass sich Draco nicht hatte abbringen lassen, dem dunklen Lord zu helfen. Dass die Todesser in Hogwarts eingedrungen waren. Dass ich Harry und Dumbledore im Stich gelassen hatte, mit diesen jämmerlichen Versuchen von Angriffen. Dass daraufhin Dumbledore getötet worden war.

Stumm setzte ich mich auf eine der Bänke, lehnte meine Unterarme auf meine Oberschenkel und starrte den von Scherben übersäten Boden an.

Nach kurzer Zeit kniff ich die Augen zu und versuchte mich an die Halle in ihrem schönsten Zustand zu erinnern.


Gestern, bevor wir in unsere Schlafsäle gegangen waren, hatten Harry und ich ausgemacht, dass wir die Suche nach den Horkruxen aufnehmen würden, was bedeuten würde, dass wir Hogwarts nicht so schnell wiedersehen würden.

Sollten wir Hermine und Ron davon erzählen, so war ich mir mehr als nur sicher, dass die beiden sich uns anschließen würden.

Es wäre vielleicht nicht schlecht. Doch auch wussten wir beide bestens um die Gefahr und wollten nicht, dass die beiden ihr ausgesetzt waren. Allerdings... Wo war es denn jetzt noch sicher?


Warme Hände legten sich um meine Schultern. Langsam öffnete ich nur ein wenig meine Augen und erkannte die Locken meiner besten Freundin.

„Du solltest noch etwas schlafen", entgegnete ich ihr mit kratziger, heißerer Stimme.

„Du solltest überhaupt schlafen", antwortete sie mir ruhig und bewegte ihre linke Hand, sodass sie mir über den Rücken strich.

So wurde es wieder still um uns. Wie mir Tränen gekommen waren, die sich schnell einen Weg über meine Wangen bahnten, nahm ich erst war, als Hermine meinte, es sei okay, dass ich meine Trauer raus ließ.

Schnell wischte ich mir über mein Gesicht und knurrte, wütend über mein Versagen, auf.

„Ich hätte mehr machen müssen... Mehr versuchen müssen..."

„Du hast getan was du konntest."

„Hab ich das?"

Ich löste mich aus der Umarmung und stand auf, stellte mich mit dem Rücken zu ihr und sah aus dem Fenster.

„Natürlich hast du das, Rhea! Du würdest nie weniger geben, als du hast."

„Dann hätte ich allerdings etwas bewirken müssen. Hätte Draco davon abbringen müssen..."

Ich konnte den verwirrten Blick, den mir Hermine zuwarf, deutlich spüren.

„Wie meinst du das?"

Leise seufzte ich. Damit sie es verstünde, müsste ich es ihr sagen.

Ich drehte mich zu ihr, sah mich erst um, dass auch keiner da war, um uns zu hören, dann blickte sie durchdringend an.

„Versprich mir, dass du niemandem auch nur ein Wort erzählst. Zu niemandem. Also auch nicht Harry und Ron!"

Sie blinzelte verwirrt und versprach es mir mit ganzem Herzen.


„Ich... Ich wusste so gut wie alles... Dass Draco Katie verflucht hatte, dass er vergifteten Met in Slughorns Zimmer untergebracht hatte. Der, weshalb Ron vergiftet gewesen war. Ich wusste, dass er das Mal der Todesser hat."

Gryffindor's Ice PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt