Kapitel 1

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Sarah

"Bisst du sicher, dass du alles eingepackt hast?" Fragte meine Mom schon zum zehnten Mal.

"Ja, ich habe nichts vergessen..." ... glaubte ich zumindest. "... Und wenn doch, dann schickt es mir einfach per Post."

"Gut, die Koffer sind schon mal auf dem Weg." Sah Dad meinem Gepäck hinterher und setzte dann ein etwas trauriges Lächeln auf seinen Lippen: "Du gehst wirklich weg..."

Bevor ich antworten konnte, hörte ich Freudenschrei und wurde von Luke und Jane stürmisch umarmt. "Gott, ich bin so aufgeregt!" Klatschte Jane aufgedreht in die Hände.

"Neues Land, neues Leben, neue Freiheit, neue Menschen, ich komme!" Grinste auch Luke verträumt.

Dann kam eine Durchsage: "Flug A213 nach London, England bitte in Station 5."

Auf dem Weg zu Station 5 kamen wir Loura und Sophie entgegen, die sich einen Kaffee geholt hatten.

"Ich würde so gerne mitkommen!" Fing Sophie das Fake heulen an und Loura legte ins Hand um ihre Taille: "Wir fliegen doch in ein paar Wochen rüber, Sweetheart."

Es stach in meinem Herzen die zwei so zu sehen. So verliebt, so glücklich... Ich selber konnte mich nur daran zurück erinnern, wie Sina ihren Arm um mich legte und ich mich sofort in Sicherheit fühlte. Aber noch einmal fühlen würde ich es nie wieder und das brachte mich Tag für Tag Stück für Stück weiter um.

Ich setzte jedoch ein Lächeln auf. Das letzte, was ich wollte, war ihnen das zu verbieten in meiner Nähe. Sie hatten das nicht verdient. Sie haben sich beide und sollten sich nicht zurückhalten müssen.

"Zeit sich zu verabschieden." Sah Luke auf die Uhr.

Ich umarmte zuerst Mom, die anfing zu weinen: "Vergiss nicht mich anzurufen, wenn du gelandet bist!" Ich nickte. "Iss und trinke genug, ich habe dir Medikament für die unterschiedlichsten Sachen eingepackt und geh dort nicht allein auf die Straße! Du kennst dich dort no-..."- "Mom, ich weiß. Hör auf dir Sorgen zu machen, ich bin Erwachsen." Sie seufzte: "Trotzdem bist du mein Kücken und dann gehst du noch so weit weg!"

Ich drückte sie nochmal, bevor ich dann zu Dad wechselte, er hatte sogar ein paar Tränen in den Augen: "Wenn du irgendwie Hilfe brauchst, ruf an und wenn es dir dort nicht gefällt kannst du jeder Zeit zurückkommen, Kleines."- "Danke, Dad... Für alles." Er wusste, was ich meinte und küsste mich auf die Stirn: "Sie wäre stolz auf dich und was du aus deinem Leben gemacht hast..."

Ich senkte meinen Kopf, versuchend meine Tränen zurückzuhalten. Ich hoffte es stimmte was er sagte.

Dann ging ich zu Loura, die mir grinsend um den Hals fiel: "Ich will, dass du den reichen Schnöseln in Oxford zeigst, was du drauf hast, ja?" Ich musste lachen, aber ich werde es versuchen...

Als letztes lag ich in Sophies Armen, die mich so fest an sich drückte, dass ich kaum atmen konnte: "Gott, ich werde dich vermissen!" Ich strich ihr über den Rücken: "Ich dich auch..."

"Du wirst das schon schaffen, Süße. Vergiss nicht warum du das machst." Mit diesem Satz war meine Unsicherheit komplett weg. Sina wollte, dass ich meinen Traum leben konnte und hat mir alles gegeben, um es schaffen zu können... Ich wollte sie nicht enttäuschen...

"Ich vermisse sie so." Flüsterte ich und sie hielt kurz inne. Diesen Satz habe ich schon lange nicht mehr gesagt. Sehr sehr lange. Sie dachten, ich wäre schon besser damit klar gekommen, aber dem war nicht so. Ich wollte bloß nicht, dass sie sich weiter Sorgen machten.

"Das wird nicht vergehen, Sarah... Es wird nur leichter es mit sich rumzutragen... Aber es wird nie vollständig verschwinden." Antwortete sie mit voller Ehrlichkeit und ich seufzte. Ich würde ewig mit dem Schmerz leben müssen.

"Es wird besser, ich verspreche es." Gab sie mir ein ermutigendes Lächeln und ich erwiderte es einigermaßen.

"Okay, ihr müsst jetzt los, wenn ihr euren Flug nicht verpassen wollt." Erinnerte uns Dad und wir gingen zur großen offenstehende Tür mit der Aufschrift Station 5.

"Ciao..." Winkte ich ihnen ein letztes Mal zu, "... Hab euch lieb." Bevor ich mit den anderen beiden durch hinter der Wand verschwand.

Wir liefen in das große Passagier Flugzeug und fanden auch gleich unsere Plätze. Ich war froh am Fenster sitzen zu können.

Vermutlich werde ich den ganzen Flug sowieso schlafen, es war schließlich um die sieben Stunden Flug und ich war ziemlich müde.

"Brian ist schon dort und wird uns abholen." Sagte Jane mit einem breiten Grinsen.

Brian war ihr Freund, mit dem sie jetzt seit ungefähr ein und halb Jahren zusammen war. Er ist Brite und war wirklich froh darüber, dass Jane nach England zog. Er war groß und muskulös mit hell braunen Haaren, einem leichten Drei Tage Bart und einer kleinen Narbe auf der Nase. Er sah mit seinen 23 Jahren ziemlich hübsch.

Nur zwei Jahre trennte das Alter sie beide. By the way, es war echt cool 21 zu sein und genau jetzt, wo wir in Amerika endlich hätten legal trinken und feiern dürfen, zogen wir nach England... Ich gebs ja zu, das war nicht sehr durchdacht gewesen.

"Oh man, ich bin froh wieder Single zu sein." Meinte Luke und lehnte sich zurück.

Jap, er war wieder Single. Sein Freund zog nach Australien und er nach England und keiner von beiden wollte eine Fernbeziehung, also wars vorbei.

"Ha, ich wette mit dir, du wirst höchstens in zwei Wochen wieder einen Beziehungs möglichen Kerl finden." Kam von Jane und er zog eine Augenbraue hoch: "Einen Briten? Bitte..." Schüttelte er nur den Kopf.

"Wer weiß, wen wir alles treffen werden... Es ist alles möglich." Zuckte sie die Schulter und ich lachte: "Jane, du weißt es heißt, dass in Amerika alles möglich ist und nicht in England?!"

Luke lachte auch und unsere Freundin schlug uns beide: "Haltet die Klappe!"

"Ladies in Gentlemen, ich bin ihr Pilot und bringe sie sicher nach England. Wir fliegen jetzt los, bitte schnallen sie sich an und schalten ihre elektronischen Geräte aus. Vielen Dank." Kam die Durchsage und wir machten, was gesagt wurde.

Kurz darauf fing das Flugzeug an zu auf die Startbahn zu rollen.

Es war soweit.

Ich ließ New York endlich hinter mir.

Ich war erleichtert.

Ich war mir sicher, dass ein Landwechsel mir helfen wird und einiges in meinem Leben verändern wird.

Ich hoffte es so sehr.

Dann hob das Flugzeug ab und schon bald konnten wir ganz New York unter uns sehen.

Meine Augen hefteten auf das große in schwarz glänzende MGAS Gebäude und jetzt viel es mir etwas schwer zu gehen.

Sinas Grab war hier und ich werde für eine lange Zeit es nicht mehr besuchen können.

Aber das gehörte dazu, mit dem Schmerz abzuschließen. Das was den Schmerz verursacht hinter sich zu lassen.

Auch wenn es weh tan und sich falsch anfühlte.

Es war das richtige.

Ich hoffte es zumindest.

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