Kapitel 26

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Zwei Tage später war Brian bei uns zu Besuch. Er wartete auf Jane, um sie auf ein Date mitzunehmen.

Allerdings brauchte sie noch ein bisschen, derweil erzählte er mir, dass er 24 Stunden am Tag das Geschwärme seines kleinen Bruders an hören musste. Er hörte anscheinend einfach nicht auf über Luke zu reden und auch Brian meinte, dass er ihn so noch nie gesehen hatte...

Ich konnte ihn beruhigen: "Glaub mir,... Du hast deinen Ryan bei dir und wir unseren Luke. Was Ryan macht, kann Luke schon längst. Es ist, als wäre dein kleiner Bruder das einzige Thema, was in seinem Kopf existiert..."

"Ich hoffe, die kriegen sich wieder irgendwann mal ein." Seufzte er trotz einem glücklichen Lächeln.

Ich wusste nicht ganz warum, aber irgendwie kam er mir nachdenklicher vor, als sonst. Bedrückt ihn was? Es musste so sein, ansonsten habe ich ihn noch nie so wirklich erlebt.

"Okay. Erzähl's mir."

Überrascht sah er mich an: "Was?"

"Brian, ich habe fast mein ganzes Leben mit einer Psychologen Mom unter einem Dach gewohnt... Glaub mir, ich habe unbewusst gelernt sowas bei Menschen zu bemerken." Erklärte ich ihn knapp und er lächelte: "Sie war wohl eine gute Lehrerin..." Ihm war es aber echt nicht schwer anzusehen.

"Es ist was mit Rose, oder?" Fing ich einfach das raten an. Ich war mir ziemlich sicher, dass es was mit Rose zu tun hatte.. Diesen einen Blick hatte er bisher nur bei ihr drauf gehabt.

"Wow, du bist echt gut!" Sah er mich halb entgeistert an und joa, schlecht war ich nicht darin.

"Was ist mit ihr?" Hackte ich nach und er seufzte: "Sie hat sich krank gemeldet."

Krank? Sie war wirklich krank?

"Für wie lange?"- "Keine Ahnung. Das kann zwei Tage andauern, oder eine ganze Woche..." Ich sah ihm an, dass er mehr wusste. Er wollte es mir sagen, hielt sich aber zurück.

"Jeder ist mal krank, Brian, sie wird schon wieder fit." Versuchte ich ihn etwas aufzumuntern und er nickte nur.

Was war daran so schlimm, dass sie erkrankt war? So wie ich sie bisher einschätze, würde sie bald wieder auf den Beinen sein... Ich konnte mir gut vorstellen, dass der Virus freiwillig weg von ihr ging...

"Ich bin fertig!" Kam dann Jane in die Küche zu uns und Brian hatte sofort ein Lächeln auf den Lippen: "Du siehst wunderschön aus." Total geschmeichelte nahm Jane seine Hand: "Oh Gott, ich liebe dich!"

Jane und Komplimente... Da konnte man's nur richtig machen.

"Wir sehen uns das Morgen!" Rief Jane mir zu und ich winkte noch kurz, bevor die Tür ins Schloss fiel.

Bis sie wieder kamen, lag ich sehr wahrscheinlich schon schlafend im Bett und extra bis spät in der Nacht für sie wach zu bleiben hatte ich echt nicht vor.

Also gut, was machte ich jetzt?!

Luke lernte in seinem Zimmer und ich hatte echt keinen Plan, was ich tun sollte.

Ich machte mir einen Tee und setzte mich erstmal vor dem Fernseher. Es kam nichts wirklich gutes, aber besser als nichts.

Eine Stunde später war mir so langweilig, dass ich was für Luke kochte. Ich selber hatte keinen hunger und gab mir deshalb besonders viel Mühe. Währenddessen schrieb ich noch mit Sophie ein bisschen, die mit Loura gerade auf dem Highway fuhren zu einer Party... Wenn ich es richtig verstanden habe.

Sophie war nicht gerade naja... gut... wenn sie Nachrichten schrieb. Es ähnelte eher einem Rätsel, dass man erst einige Minuten später schaffte halbwegs zu entschlüsseln, nur um zu bemerken, dass es völlig unwichtig war.

ABER es förderte dein Denkvermögen... Ich verdanke wohl mein jetziges IQ zum Teil ihr...

Irgendwann war ich auch mal fertig mit dem Essen und brachte es Luke.

Ich klopfte leise an, um ihn nicht groß zu stören, da er ja lernte... Tja, von wegen. Er hat wirklich gesagt, dass er heute alle Aufgaben erledigen wird... und stattdessen, erwischte ich ihn, wie er telefonierte!

"Sarah!" Fuhr er erschrocken zusammen, als er mich neben sich stehen sah.

Ich gab ihm nur hochgezogene Augenbraue, auf die er nur mit einem unschuldigen Lächeln antwortete: "Ich habe wirklich gelernt."

So typisch.

"Ich dachte du würdest eventuell nach den ganzen lernen hungrig sein..." Stellte ich ihm den Teller auf den Tisch.

"Woah, danke!" Griff er gleich nach der Gabel und ich konnte nur lachend meinen Kopf schütteln. Er würde sich nie ändern.

"Ich geh raus, brauch etwas frische Luft." Ließ ich ihn wissen und er nickte: "Pass auf dich auf und nimm dein Handy mit, wenn was ist." Bat er mich fürsorglich, bevor ich aus seinem Zimmer ging und mir meine Schuhe und Jacke anzog.

Ein bisschen die Beine vertreten, schadete mir bestimmt nicht. Außerdem mochte einfach zu laufen, ohne Ziel, nur um nachzudenken...

Ich hatte es eine Zeit lang nicht gemacht. Abends auf die Straße zu gehen, hatte für mich pure Trauer bedeutet, aber die Schönheit der Städten in der Nacht war einfach nur atemberaubend und ich konnte irgendwann nicht mehr sie nur hinter meinem Fenster zu bestaunen.

Abends war alles anders, als am Tag. Es war ruhiger, schöner und einsamer... Naja, in der Großstadt, wie hier, nicht ganz so einsam, aber immerhin weniger als am Tag und das reichte mir schon vollkommen.

Glücklich atmete ich die frische und eisige Luft ein, nur um meinen Körper eine Gänsehaut zu bereiten.  Es regnete nicht, nieselte nicht, schneite nicht. Nur das knacksen des Schnees unter meinen Schuhen, gab den einzigen Laut von mir. Ich musste zugeben, es war perfekt für einen Horrorfilm...

Seit ungefähr sechs Minuten schlenderte ich ziellos die Straßen entlang und fing langsam an nachzudenken.

Wenn ich es tat, dachte ich über alles mögliche nach. Meine Familie, die Universität, Vergangenheit, mögliche Zukunft oder was mich in den letzten paar Tagen so beschäftigte.

Das Rose war.

Ich war gespannt, wie lange ich dafür brauchen werde ihr Geheimnis zu knacken. Ich war noch nicht besonders nah dran an diesem Vorhaben,  jedoch wusste ich eines mit Sicherheit.

Ich werde nicht locker lassen.

Auch wenn ich Rose dazu brachte mich noch mehr zu hassen,... wenn das überhaupt ging. Ich musste es schaffen, irgendwas in mir drängte mich dazu.

Mir war klar, dass etwas größeres dahinter stecken musste und betete innerlich, dass es weniger schlimm sein würde.

Naja, so schlimm wird es schon nicht sein, ansonsten wäre ich nicht die erste, die versucht ihr zu helfen.

Oder?

Ich hasste es, dass sie so präsent in meinem Kopf war, obwohl ich in ihrem nicht einmal für kurze Zeit einen Platz hatte.

Ich war ihr so egal... Warum sie mir dann nicht?

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