Kapitel 62

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Ich lag in meinem Bett.

Es war genau 01:43 Uhr und ich lag einfach in meinem Bett. Konnte nicht einschlafen und dachte nach. Ich dachte über alles nach. Über meine Kindheit, meinen Eltern, meiner ganzen Familie, Sina, über meine Zukunft und schlussendlich wanderten meine Gedanken zu Rose. Ich konnte wirklich nicht einschlafen und das machte mich wahnsinnig. Ich mochte es früh einzuschlafen, so musste ich nicht immerzu an Sachen denken, an die ich nicht denken wollte.

Seufzend wälzte ich mich auf die andere Seite, in der Hoffnung endlich bald einzuschlafen... Bis mir dann mein Handy auf dem Nachttisch auffiel. Ich nahm es und scrollte durch meine Kontakte.

Rose Smith

Ich konnte es innerlich nicht wirklich glauben, dass ich ihre Nummer hatte... Ewas, was sehr sehr viele Männer und wahnsinnig viele Frauen probiert und nie geschafft haben. Und ausgerechnet ich bekam sie.

Ich klickte auf ihren Namen und hatte gleich die Tastatur vor mir. Sollte ich ihr schreiben? War ich eventuell zu aufdringlich, wenn ich sie schon am selben Tag anschrieb? Was sollte ich überhaupt schreiben? War es nicht schon zu spät um eine SMS abzuschicken?!

So viele verdammte Fragen...

Nach längerem nachdenken, tippte ich dann einfach drauf los:

Hey, ich bin's Sarah.
Bist du noch wach?

Ich starrte förmlich den Sende Button an und diskutierte mit mir selber, ob ich ihn wirklich drücken sollte. An sich hat sie mir nur ihre Nummer gegeben, damit ich sie anrufen konnte, wenn ich sie zum abholen brauchte... Nicht um von mir irgendwelche Nachrichten mitten in der Nacht zu bekommen.

Das war an sich ein sehr guter Punkt, nur fiel er mir erst ein, als ich schon auf den Button getippt hatte. Es war also so oder so zu spät.

Verärgert über mich selbst legte ich mein Handy neben mich hin und hielt meine Hände gegen meine Stirn. Warum hatte ich nicht schon davor nachgedacht?! Sie bereute es wahrscheinlich, dass sie mir ihre Nummer gegeben hat... Verdammt.

Keine zwei Minuten später allerdings erschreckte es mich fast zu Tode, als es neben mir vibrierte. Mit dem Puls auf 180 sah ich nach, welche Nachricht ich bekommen hatte... und als ich den einen Namen sah, blieb mein Herz stehen. Vom schnellen rasen auf plötzliches still stehen,... dass schaffte nur Rose. Ich zögerte wirklich nachzulesen, was sie mir geantwortet hatte... Konnte man rauslesen, dass sie nicht von mir so spät in der Nacht ohne wirklichen Grund angeschrieben werden wollte? Bat sie mich eventuell gar nicht mehr anzuschreiben, sondern nur, wenn ich wirklich abgeholt werden wollte? Gott, wieso war ich nur so nervös?

Trotzdem war die Nachricht von Rose und ich konnte mich daher nicht einfach dazu bringen sie nicht zu lesen,... unmöglich für mich. Also klickte ich drauf.

Warum bist du noch wach, Sarah?

Ich wusste nicht wirklich, wie ich diesen Satz deuten sollte. War es das fragende, eventuell besorgte ‚Warum bist du noch wach?' oder das leicht genervte? Ich konnte es nicht alleine aus diesen sechs Worten herauslesen und war hin und her gerissen. Ich sollte ihr ehrlich antworten und dann sehen, welches sie gemeint hatte...

Ich kann nicht schlafen... Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht stören...

Hatte ich wirklich nicht vor. Irgendwie hatte ich doch gedacht, dass Rose um diese Uhrzeit schon schlafen würde... aber ich hätte es besser wissen müssen. Sie war nicht wie jeder andere und das zog mich so an ihr.

Keine 30 Sekunden später bekam ich eine Antwort zurück:

Du störst nicht.
Warum kannst du nicht schlafen?

Ich wusste es selber nicht. Warum konnte ich es nicht? Es war nicht das erste Mal, schon seit Jahren war der Schlaf nicht mehr mein bester Freund...

Ich weiß es nicht,...
Was machst du?

Ich wollte nicht fragen, warum sie noch wach war. Sie würde es mir nicht sagen, zumindest jetzt noch nicht. Rose war jemanden, der Zeit braucht. Sie brauchte Zeit, um jemanden nah an sich ran zu lassen. Sie hatte sich vor jedem verschlossen, eine dicke und hohe Mauer um sich gebaut, damit man nur das sehen konnte, was offensichtlich war und sonst nichts. Mit zu schnellem nachbohren und einreden schaffte man nur, dass sie sich immer und immer weiter von einem distanzierte. Ich musste ihr Zeit geben, ihr zeigen, dass sie mir vertrauen konnte und immer in ihre Nähe sein, aber gleichzeitig ihr ihre Freiheit geben...

Ich lese.
Und du?

Sie war nicht wirklich gesprächig, aber das war nichts Neues. So war Rose und daher war es normal.

Ich liege im Bett...
Was liest du?

Ich musste zugeben. Es war nicht wirklich einfach eine Konversation mit Rose zustande zu bringen, sie war niemand, der viele Fragen stellte und eher ruhig war...

Nichts wirklich interessantes... Bin noch nicht sehr weit.

Okay, ich wusste nicht wirklich, warum sie ausgerechnet noch um diese Uhrzeit las, aber wenn sie erst damit angefangen hatte, sollte ich sie eventuell lassen.

Oh, dann lass ich dich mal...

Ich wollte ihre Antwort nicht abwarten, ich wollte kein okay von ihr lesen... es würde meine Stimmung nur senken. Also schaltete ich mein Handy gleich nachdem ich es abgeschickt hatte aus und legte es auf meinem Nachtschränkchen. Ein paar Sekunden später erhellte sich mein Bildschirm, aber ich ignorierte es. Es war schwer alleine hier in meinem zu großen Bett zu liegen und die Gedanken in meinem Kopf immer und immer wieder aufs neue ertragen zu müssen. Ich versuchte mich verzweifelt wieder zum schlafen zu bringen, aber bis meine Augen endlich zu fielen, verging noch eine weitere qualvolle Stunde...

Ich liebte es zu schlafen, aber mich bis dort hin zu bringen, hasste ich.

...

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