Kapitel 13

1.3K 72 7
                                    

Zwei ganze komplette Wochen waren vergangen und Maria und ich waren einer Beziehung ziemlich nahe. Ich war glücklich. Sie behandelte mich gut und brachte mich zum lachen. Was sollte ich mehr wollen?

Klar, ich war noch nicht wirklich in sie verliebt, aber ich bin mir sicher, ich war auf einen guten Weg dahin. Ich versuchte es wirklich... Maria war eine wahnsinnige nette, sympathische und aufgeweckte junge Frau, die mich als ihre Freundin haben wollte.

Vielleicht brauchte ich jetzt eine Beziehung, die sicher und normal war. Eine, die mir nicht weh tat und nicht so sehr verletzt werden konnte...

Aber irgendwie vermisste ich es doch. Diese Aufregung, tiefe Freude, jedes mal als ich damals von ihr überrascht wurde.

Und es fehlte diese Liebe.

Ich hatte Gefühle für Maria, dessen war ich mir bewusst, aber keine so annähernd starke. Ich sage es mal so, wenn Maria mich verlassen sollte, würde es meinem Herzen nur Minimal weh tun. Es war nun mal anders... oder der Schmerz, der mir Sina zugefügt hatte, hatte mich abgehärtet. Ich wusste, dass mich nichts schlimmeres treffen könnte...

Es war Maria ungerecht gegenüber, das wusste ich,... aber an einem gewissen Punkt im Leben durfte man egoistisch sein und das machen, was eventuell nicht gerecht war, aber einem selber gut tat. Meiner war gekommen... ich würde mit ihr über Sina hinwegkommen.

"Also, wie darf ich dich nennen?" Fragte mich Maria und holte mich somit aus den Gedanken wieder heraus.

"Mmhh?" Ich war ehrlich, ich hatte ihr nicht zugehört.

Wir saßen im Café, dass mein Stamm Café geworden war und tranken beide eine Tasse Kaffee. Es war Mitte Herbst, aber wie England nun mal war, dachte man, es wäre schon Dezember.

"Welchen Spitznamen willst du?" Wiederholte sie und ich zuckte mit den Schultern: "Mir egal, such dir einen aus."

"Okay,... Sweetie? Sweetheart? Baby? Babe?" Ihr letzter Vorschlag brachte mich leicht zum lächeln. So habe ich damals Sina genannt und ich hatte ihren Gesichtsausdruck vor mir, als ich sie das erste mal so genannt hatte. Sie mochte ihn, genauso sehr, wie ich....

"Oder wir machen es wie die Reichen." Schlug sie vor. Ich hatte keine Ahnung, was sie damit meinte und das zeigte ich ihr auch.

"Ich habe mal gelesen, dass dieser Spitzname aus den Kreisen des Adels kommt... und jetzt vor allem von den richtig reichen für ihre Liebhaber benutzen..." Erklärte sie und ehrlich, ich war echt gespannt. Würde es gut klingen?

"Love." Sprach sie das Wort aus, dass mein Lächeln auf den Lippen erfrieren ließ.

Ich hatte schon lange dieses Wort niemanden sagen hören. Es war, als würde alle einzelnen Momente auf einmal zurückkehren. Niemand, wirklich niemand konnte diese vier Buchstaben so perfekt aussprechen, wie Sina.

Hatte sie mich deshalb Love genannt? Weil es die wirklich wohlhabendenden nur zu einer wahren Liebe sagten?

War ich in ihren Augen vielleicht die eine für sie gewesen? Die eine mit der sie ihr restliches Leben verbringen wollte?

"Gefällt dir Love nicht?" Wollte Maria wissen, als sie anscheinend meinen Stimmungswechsel mitbekommen hatte.

"Nein." Schüttelte ich den Kopf, "Nenne mich bitte nicht so." Ich wusste, dass sie das jetzt wahrscheinlich wahnsinnig verwirrte, aber mir ging es genauso. Ich war ebenfalls verwirrt... Wie konnte so ein kurzes Wort mich so aus der Bahn werfen? Ich dachte, ich hätte mich inzwischen in Griff.

"Was ist los?"

Gott, ich wollte nicht darüber reden.

"Kann ich noch was für die beiden Damen bringen?" Stand plötzlich die Bedienung an unserem Tisch.

Ich hatte noch nicht mal ausgetrunken, aber stand auf: "Nein, danke." Ich hielt ihr 10 Dollar hin, "Behalten sie den Rest." Sagte ich und lief von dem Tisch weg. "Sarah, warte mal!" Rannte mir Maria hinter her, aber ich dachte nicht mal daran, stehen zu bleiben. "Rede bitte mit mir!" Flehte sie, doch ich ignorierte sie weiter. Ich wusste nicht genau warum, aber es tat so weh.

Da packte sie mich am Arm und brachte mich dazu mich ihr zu stellen. "Bitte."

Ich musste mir eine Ausrede einfallen lassen,... ich war mit Maria noch nicht so weit, um sie mit allem einzuweihen. Ich vertraute ihr, aber noch nicht genug, um ihr meine verwundbarste Stelle zu zeigen.

"Ich mag diesen Namen nicht." Gab ich ehrlich zu und ich sah die Verwirrung in ihrem Gesicht, aber ich wollte nicht weiter darauf eingehen und sie verstand es auch.

Sie seufzte: "Okay, vielleicht ist es zu früh mir über bestimmte Sachen bescheid zu geben, aber gut, dann werde ich dich nicht so nennen."

Ich war erleichtert, aber ich wusste, dass Maria eine Person war, die es nicht sonderlich gut darin war sich zu gedulden und sie es früher oder später definitiv wissen wollen würde. Ich hatte noch Zeit, ein paar Tage oder wenige Wochen, kam darauf an, wie oft ich sie daran erinnern würde. Vielleicht war es das richtige, es würde im Nachhinein nur Schwierigkeiten bringen, wenn ich ihr für mich so bedeutende Momente aus meiner Vergangenheit verschweigen würde.

"Komm, ich bringe dich nach Hause." Meinte sie. Wir liefen zusammen die Straße entlang, den kurzen Weg bis zu mir.

Es wurde Tag für Tag kälter, aber ich hatte mich relativ schnell an den Regen gewöhnt und es beruhigte mich, wenn ich Abends in meinem Bett lag und den vielen Tropfen zuhörte, wie sie auf mein Fensterbrett prasselten.

Es war ein Ausgleich in mir. Ich wusste, dass es nicht nur in mir kalt und trüb war, sondern auch außerhalb.

"Sehen wir uns Morgen wieder?" Fragte Maria, als wir vor meiner Tür standen und ich dachte kurz nach, aber schüttelte den Kopf: "Morgen muss ich in die Uni und durchgehend lernen. Übermorgen?" Schlug ich vor und sie sah etwas enttäuscht aus, aber überdeckte es mit einem Lächeln: "Okay,... Bis Übermorgen."

Sie beugte sich vor und küsste mich.

Es war angenehm, wenn sie mich küsste. Es fühlte sich nicht richtig an, aber auch nicht falsch... Trotzdem erwiderte ich ihn, in der Hoffnung es eines Tages wirklich genießen zu können.

"Bis dann." Lächelte sie mich noch ein letztes Mal an, bevor sie sich umdrehte und ging.

Seufzend ging ich hoch. Ich war irgendwie froh, sie für Morgen abgeschüttelt zu haben. Ich hatte nicht gelogen, ich musste wirklich in die Uni, aber danach würde ich den restlichen Tag in der Bibliothek verbringen.

Ich musste mal nachdenken und einen Tag nur für mich haben. Ohne Luke, ohne Jane, ohne Maria, einfach nur mit einem Buch in einer Hängematte. Mehr wollte ich nicht.

Ich ließ meine zwei Mitbewohner schnell wissen, dass ich wieder da bin, bevor ich ins Badezimmer ging und gar nicht schnell genug unter die Dusche kommen konnte.

Ich liebte es, wie das Wasser auf meiner Haut prasselte und Dampf sich um mich bildete.

Ich liebte es, wenn die Wärme in mir hochstieg und die Kälte keine Chance mehr hatte...

New Lovers 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt