Kapitel 70

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Die nächsten zwei Tage vergingen qualvoll langsam. Ich wurde gefühlt 24 Stunden am Tag über Rose und mich ausgefragt. Egal ob von Dorothea, Luke, Ryan, Jane,... einfach alle fragten nach und ich sagte nur jedes Mal das gleiche. Nicht zu viel aber irgendwie doch nicht zu wenig. Sie hassten mich alle dafür und ehrlich, ich konnte es Ihnen nicht verübeln.

Seit diesen zwei Tagen hatte ich nicht Rose gesehen oder mit ihr gesprochen. Ich hatte an beiden Tagen nicht wirklich Zeit und Rose ebenso wenig. Ryan schmiss bald eine große Party und die Vorbereitungen verlangten von den meisten Überstunden. Ich war dementsprechend froh, dass heute Abend das gemeinsame Essen war.

Davor allerdings war ich shoppen mit Jane. Das war kein besonders großer Spaß... Jane war jemand, der alles anprobieren musste und mich dann ebenfalls dazu zwang.

„Na los, probiere es endlich an." Stieß sie mich in eine Kabine und hielt mir die dünne Bluse rein. Ich hatte keine Wahl, also warum sollte ich mich länger wären?

Seufzend nahm ich die Bluse und zieh mich um. Ich möchte sie nicht... Hauptsächlich wegen dem enormen Ausschnitt.

„Das sieht wahnsinnig..." Fing Jane den Satz an, wusste aber nicht, wie sie ihn beenden sollte.

„... scheiße aus?" Half ich ihr und lag definitiv richtig.

„Ich dachte, dass du mit einem etwas größeren Ausschnitt, nun ja... Rose eventuell etwas auflockern würdest. Aber das ist eindeutig nicht so, wie ich es mir ausgemalt habe." Gab sie zu, während ich wieder meinen kuscheligen Pullover anzog.

„Auflockern?! Wieso willst du sie auflockern?!" Verstand ich nicht.

„Naja, da sie sich weiterhin anscheinend so gegen eine Beziehung wehrt, änderst du vielleicht ihre Meinung, wenn du mal mehr zeigst, als sonst." Meinte sie und ich gab ihr diesen Blick, nachdem ich aus der Kabine war, der ihr eindeutig zeigte, dass sie auf dem völlig falschen Weg war. Rose konnte man mit so etwas nicht beeindrucken. Sie war früher nicht minimal darauf eingegangen und würde es jetzt auch nicht tun.

Jane lief frustriert neben mir her: „Oh man. Sie ist so verdammt kompliziert... es ist so, als würde es niemand schaffen ihr Interesse zu wecken."

Außer ich anscheinend.

Ich wollte es Jane unbedingt sagen, das von Rose und mir, aber ich konnte nicht und langsam verzweifelte ich daran. Ich mochte es nicht Geheimnisse vor meinen Besten Freunden zu haben,... Vor allem nicht, wenn die beiden mir dabei weiterhelfen könnten. Ich hätte gerne ihren Rat gehabt, wie ich mit Rose weiter machen sollte, wo ich vorsichtiger und wann ich für Sie da sein sollte... alleine war es verdammt schwer.

„Okay, hier rein." Zerrte mich Jane in den nächsten Laden und diesmal suchte sie mir auch was aus, das zu mir passte.

...

„Luke!" Schrie Jane zum gefühlt hundertsten Mal seinen Namen.

„Wartet!" Kam nur zurück. Na super, warten taten wir schon seit fast einer halben Stunde.

„Das Taxi ist da... Komm endlich!" Fing auch ich an laut zu werden. Wir waren schon spät dran, aber unser deiner Luke konnte seine Haare einfach nicht schneller stylen... Gott, Jungs.

„Ihr seid viel zu hektisch..." Murmelte er selbst gestresst und folgte uns aus der Wohnung ins Taxi.

„Kommt Maria?" Wollte er wissen und ich zuckte die Schultern: „Ich vermute ja,... aber ehrlich, ich habe keine Ahnung." Sie hat geschrieben, dass wenn sie pünktlich aus der Arbeit kam, sie es schaffen würde, aber Bescheid gesagt hat sie noch nicht.

Wie sonst auch bei einem gemeinsamen Gruppen Essen, gingen wir ins Restaurant von Ryan und Brians Eltern. Beide waren allerdings auf einer Kreuzfahrt, also hatte Brian für die drei Wochen noch dazu das Restaurant übernommen.

Jeder Meter, den wir näher kamen, ließ mein Herz immer schneller klopfen. Ich betete, dass Rose auch dort sein wird, ich konnte kein weiteren Tag ohne sie zu sehen, aushalten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir auch an und liefen zu dem Eingang. Beide neben mir waren natürlich super glücklich, ihre beide Lover waren schließlich mit Sicherheit da. Ich hingegen konnte die Ungewissheit nicht länger aushalten und versuchte mich verzweifelt dazu zu bringen mich endlich zu beruhigen.

Luke hielt uns allen die Tür auf. Der Laden war voll, klar, er war hier in London sehr beliebt und fast immer ausgebucht. Wir gingen durch fast das ganze Restaurant zu unserem Tisch. Schon von einigen Meter entfernt scannte ich den ganzen Tisch nach diesen einen braunen Haaren.

Dort saß Ryan, Maria, Brian.

Aber keine Rose.

Keine blaue Augen. Keine weichen braunen Haare. Kein kleines schiefes Lächeln. Nichts.

Ich seufzte leise und wusste, dass der Abend schwer für mich werden würde. Ich brauchte Rose heute einfach nur. Heute war wieder einer dieser Tage an den ich einfach nur jemanden bei mir haben wollte, der mich sicher fühlen ließ...

Aber heute würde es wohl nicht so sein. Heute würde ich mich nicht in ihren starken Armen in Sicherheit fühlen können...

„Kommt Rose heute nicht?" Fragte Jane, was ich unbedingt wissen wollte.

Ryan zuckte allerdings nur mit den Schultern: „Ich weiß es nicht, sie hat noch nicht Bescheid gesagt."

„Kopf hoch, sie wird schon noch auftauchen." Flüsterte Maria mir ins Ohr, während sie mich umarmte. Im Vergleich zu Rose spürte ich nichts dabei, aber dankbar war ich ihr trotzdem.

Wir setzten uns hin. Ich saß neben Maria, alle Plätze am Tisch waren besetzt, außer einer. Neben Brian. Schräg links von mir.

„Na dann, bestellen wir mal was zu trinken." Meinte Brian und uns bediente gleich ein Kellner.

Wir redeten größten Teils, auch wenn meine Gedanken immer mal wieder vom Thema abschweiften. Es war schwer sich darauf zu konzentrieren...

„Hast du sie nicht gefragt?" Wollte Maria wissen und ich schüttelte den Kopf: „Wir waren beiden heute und gestern wahnsinnig beschäftigt. Ryan Meinte, dass sie heute durchgehend gearbeitet hat... ich weiß nicht, ob sie Überstunden machen muss."

Sie lachte etwas: „Es wird wirklich Zeit, dass ihr beiden zusammen kommt."- „Wie meinst du das?" Verstand ich nicht wirklich und ihr Grinsen wurde breiter: „Kein Mann, keine Frau hat jemals ihre Nummer bekommen. Außer natürlich Brian und Ryan... Rose Smith eiskalte Körbe sind hier quasi legendär." Sie schüttelte den Kopf: „Die heißesten Londoner haben es versucht, aber selbst die haben eine Abfuhr erteilt bekommen... Keiner hatte bei ihr je eine Chance und dann kamst du."

Ich wusste schon, dass Rose sich in den letzten Jahren nicht viel von denen gemacht hat, die sie gerne haben wollten... Aber dass sie abweisend war, war mir bis jetzt nicht klar.

„Wenn ihr zwei zusammen kommt, dann herzlichen Glückwunsch an dich. Du hast das geschafft, was davor niemand oder nur selten jemand geschafft hat... Ihr werdet wohl das heißeste Paar Londons sein und du... du wirst von so gut wie allen beneidet werden. Wer hätte das gedacht? Es hat mit euch beiden ja alles so romantisch angefangen..." Zwinkerte sie mir zu und ihre Ironie war deutlich rauszuhören. Klar, einen romantischen Start hatten wir mit Sicherheit nicht,... es war eher wahnsinnig schwer gewesen.

„Warum muss alles immer so kompliziert sein?" Ich wusste es einfach nicht. Alles war dermaßen schwer zu erreichen oder so gut wie gar nicht zu verstehen. Alles bestand aus Geheimnissen, Vertuschungen und Lügen,... bis man überhaupt nicht mehr durchblickte und gar nichts mehr verstand.

„Hättest du lieber ein einfaches Leben, ohne Komplikationen, ohne Herausforderungen?" Fragte Maria, „Fändest du ein langweiliges Leben wirklich besser? Wenn du nach Jahren zurückblickst und nichts erzählen kannst?"

Da hatte sie eventuell recht. Hätte ich ein langweiliges Leben gehabt, hätte ich eventuell nie Sina getroffen, oder Rose, oder Dorothea... Ich wäre vielleicht gar nicht nach England.

Aber war der Schmerz es wirklich wert ein aufregendes Leben zu führen?

New Lovers 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt