Kapitel 47

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Es vergingen zwei Tage und den komischen Freund von Rose hatte ich schon so gut wie vergessen. Loura und Sophie lenkten mich komplett ab und ich war froh, dass ich so gut wie nie an Rose, Sina, diesen Josh oder sonstiges denken musste. Trotzdem fühlte ich mich nicht völlig ‚frei'. Ich hatte noch immer diese unglaublich schwere Last auf meiner Brust, die mich manchmal kaum atmen ließ. Nach all den Jahren war sie immer noch da und wurde einfach nicht leichter, egal wie sehr ich mich bemühte sie zu mindern, ich schaffte es nicht. Ich hoffte, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem alles vorbei war. An dem nichts mich nach unten brachte und ich wieder völlig normal war. In den letzten fünf Jahren habe ich wohl mehr erlebt, als manche in ihren ganzen Leben, was ich nicht gerade als Vorteil sah.

Es war nicht einfach zu wissen, dass ich schon seit Jahren einen Schmerz in mir verspürte, den viele ihr ganzes Leben nicht ertragen mussten. Es ging schnell, sehr schnell, dass man plötzlich denkt, dass alles unfaire nur einem selber passierte und ander völlig schmerzlos durchs Leben gehen konnten. Ich selber hasste für eine lange Zeit jeden glücklichen Menschen den ich sah und war neidisch auf ihr ach so perfektes Leben. Niemand hatte einen Verlust wie ich erleiden müssen, vor allem nicht in meinem Alter und was passiert war, war ganz alleine meine Schuld. Das dachte ich ziemlich lange und fing an mein Leben nicht mehr so zu sehen, wie es einmal war. Mir war klar, dass nie wieder mein Leben so sein würde, wie es vor Jahr gewesen war und ich das beste aus dem hier und Jetzt machen sollte, aber das war wirklich einfacher gesagt, als getan.

Es dauerte lange, bis ich das alles einigermaßen im Griff hatte und mich auf andere Dinge, die mich selber wenigstens wieder etwas glücklich machten, fokussieren konnte. Aber ich hatte es geschafft und darüber war ich wahnsinnig froh. Es war zwar schwer gewesen aus dieser Phase herauszukommen und ohne meine Familie, hätte ich es wahrscheinlich bis heute nicht geschafft, aber ich erinnerte mich immer wieder daran, dass das Leben irgendwann weitergehen musste, mit oder ohne Schmerz. Die Zeit hält nicht einfach so an für dich, egal wie schmerzhaft der Grund auch sein mag.

Naja, wie auch immer. Wir machten uns gerade alle fertig, weil Sophie und Loura unbedingt in den Club und Maria kennen lernen wollten. Maria war jemand, der ziemlich oft und gerne kn den Club ging und wenn sie da umsonst rein konnte, sagte sie definitiv nicht nein, also warum nicht, auch wenn ich nicht wirklich Lust darauf hatte. Ehrlich gesagt war ich wahnsinnig nervös. Ich wusste nicht, ob Rose heute arbeitete, aber wenn ja, war die Wahrscheinlichkeit gefährlich hoch, dass wir ihr über den Weg liefen... Ich musste irgendwie verhindern, dass Loura oder Sophie in der Näher von ihr kamen. Ich wollte nicht riskieren, dass einer der beiden Rose von mir verschreckte.

Klar, nachdem ich gesehen hatte, was Rose drauf hatte, glaubte ich weniger, dass meine Schwester oder Loura ihr auch nur im entferntesten Angst machten, aber ich wollte auf keinen Fall, dass sie sie dazu brachten von mir Abstand zu halten. Nicht jetzt, wo ich sie langsam dazu brachte mir zu vertrauen. Ich wollte sie unbedingt verstehen, wissen warum sie so ist, wie sie ist und ein kleines Gespräch könnte alles ruinieren. Wir hatten uns seit drei Tagen nicht mehr gesehen, gesprochen oder sonstiges und ich konnte es ehrlich kaum erwarten, sie endlich wieder zu sehen. Wieso hatte sie nur so eine Präsenz in meinem Kopf, wenn ich nicht mal wusste bzw. mir sicher war, dass es ihr nicht auch so ging? War es deswegen, weil ich ihr unbedingt helfen wollte, was auch immer so zu dieser Rose machte? Oder weil ich einfach nur besorgt um sie war? Immerhin hatte ich allen Grund dazu, nachdem ich sie verletzt und mir einer Wodka Flasche aufgegabelt hatte... Wirklich sicher war ich mir bei keinem der zwei Möglichkeiten.

Ich lehnte meine Stirn gegen die kalte Fensterscheibe des Taxis. Ich dachte eine kleine Abkühlung wäre gut, immerhin dachte ich so viel nach, stellte so viele Theorien auf und sammelte so viele Möglichkeiten, dass es kein Wunder wäre, wenn mein Kopf irgendwann überhitzte. Es brachte mich am Rande der Verzweiflung keine Antworten auf so viele Fragen zu haben, dass ich mich manchmal fragte, warum ich überhaupt ein Gehirn hatte. Ich hasste es Sachen nicht zu verstehen und über die Jahre hatten sich viele Dinge angesammelt, die anscheinend niemals beantwortet werden können. Egal ob es darum ging, warum Sina sterben musste, sie in dieser Nacht genau dort sein musste, warum sie so sterben musste, wie sie gestorben ist oder sie mich betrügen musste... Nur sie konnte es mir beantworten und das wird mit Sicherheit nie passieren...

Oder Rose. Warum hatte eine so starke Frau solche Angst vor irgendwas, was sonst keiner wusste? Wie konnte sie keine Familie haben? Und warum war sie so abweisend zu mir am Anfang gewesen? Ich hatte ihr nie einen Grund gegeben, dass sie mich so behandelte. Ich mein, ich kannte sie da ja noch nicht mal, aber sie wollte von Anfang an nichts mit mir zu tun haben.... Ich verstand so einiges nicht was in meinem Leben passierte und das verstand ich auch nicht. War es an sich nicht jedem sein Recht zu verstehen, warum etwas genau so im Leben passierte? War es nicht unfair am Ende sterben zu müssen, ohne die Gründe zu erfahren, warum alles so gelaufen ist, dass man am Ende dort angekommen ist, wo man sich eigentlich nicht wirklich gesehen hatte? Aber jedem ist klar, dass das Leben alles andere als fair war... Nur ich, ich hatte die Hoffnung, dass es sich irgendwie noch ändern könnte.

„Hey, Sarah, wir sind da." Legte Sophie eine Hand auf meine Schulter und lächelte mich etwas an. Ich konnte ihr Ansehen, dass sie wusste, dass ich über irgendwas wieder nachdachte. Es war kein wirklich günstiger Moment nachzufragen, was los war, deshalb ließ sie das nachfragen erstmal aus. Hoffend, dass derAbend schnell vorbei ging, stieg ich mit den anderen aus und gingen zum Eingang des Clubs. Rose war schon mal hier draußen nicht zu sehen, was mich erleichtert aufatmen ließ... Also war die Wahrscheinlichkeit schon mal geringer, dass sie heute hier war und in eine Konfrontation mit einer kampflustigen Loura und einer beschützerischen Sophie geriet. Hofften wir mal, dass sie auch nicht dort innen im Club war, ansonsten wären die Chance für Rose schlecht ohne ein Trauma hier raus zu kommen.

Ich betete, dass der Abend nicht zu einem Desaster werden würden, wie ich es mir schon gerade im Kopf ausmalte. Klar wäre es einfacher Ihnen zu sagen, dass Rose und ich nicht mehr auf Kriegsfuß standen, aber dann müsste ich erklären warum und ich wollte nichts sagen, was ich später eventuell bereute. Also hatte ich keine Wahl als zu beten und abzuwarten...

New Lovers 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt