Kapitel 5

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Ich war gerade auf dem Weg zur Stadtbibliothek. Sie war zu Fuß nur um die 10 Minuten von unserer Wohnung entfernt und ich schon mal etwas für das Semester vor lernen.

Jura war kein einfaches Studium. Es war immer noch der Studiengang mit den meisten Abbrüchen weltweit und das schon seit mehreren Jahren, aber egal, wie schwer es sein würde, ich werde es definitiv nicht abbrechen.

Juristin zu sein, war schon immer mein Traum Job gewesen, aber hauptsächlich tat ich es für mein Gewissen. Ich werde dazu fähig sein ihn eines Tages zu verurteilen, für das, was er mir angetan hat.

Nein, hör auf daran zu denken!

Du bist umgezogen um mit dem abzuschließen. Dazu gehört auch, nicht mehr an Sina zu denken, auch wenn es dich innerlich zerstört. Es ist vier Jahre her, irgendwann muss es Zeit sein, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Sie wird nicht mehr zu dir zurückkehren, selbst wenn du jeden Tag an sie denkst, bleibt sie weg. Weit, weit weg, so weit weg, dass keiner von euch beiden zu dem anderen zurückkehren könnte, selbst wenn er wollte.

Sie ist tot...

"Kann ich dir helfen?" Riss mich eine ältere Frau mit einer riesigen Brille auf der Nase aus meinen Gedanken. War ich wirklich so sehr in meinen Gedanken versunken, dass ich nicht mal bemerkt hatten, dass ich schon längst hier war?

"Ähm... Nein... Ja... Ich meine, wo ist die Rechtswissenschaftsabteilung?" Sie zeigte lächelnd in die rechte Richtung: "Das ganze Vorletzte Regal, Liebes."- "Danke." Folgte ich ihrer Anweisung und fand die Regale relativ schnell.

Die Bibliothek war riesig und allein von den Büchern, die ich brauchte, gab es mehr als 400 Exemplare.

Ich hatte viel zu lesen und ein Glück auch genügend Freizeit. Ich werde meine Zeit größtenteils hier verbringen und ein paar mit nach Hause nehmen.

Ich brauchte nicht lange um mein ersten dickes Buch herauszusuchen und suchte mir einen Platz im hinteren Teil.

Kein Mensch war hier. Anscheinend liehen die Leute sich die Bücher nur aus und lasen sie nicht hier. Zumindest war ich dann für mich und konnte mir den gemütlichsten Platz aussuchen und hier gab es wahnsinnig viele Sitz und Liege Möglichkeiten.

Es gab Sofas, Sitzkissen, Liegestühle und sogar Hängematten.

Ich mein, wer hat bitte schon mal Hängematten in einer Bibliothek gesehen?!

Aber ich liebte es. Es war hier alles so super bequem und harmonisch, als wäre man in seinem eigenen Wohnzimmer.

Ich entschied mich für die hinterste Hängematte und legte mich auf den Rücken dort hinein... Himmlisch. Ich schlug gerade mein Buch auf, das über die entstehen der Gesetze berichtet, also mehr Geschichte als Gesetzgebung, als mir etwas auffiel.

Der Geruch.

Der kam mir irgendwie bekannt vor.

Ich kannte ihn definitiv, aber woher?!

Gott, ich werde schon verrückt. Es gibt bestimmt mehrere Leute, die das gleiche Parfüm tragen.

Es ist sogar ziemlich wahrscheinlich. Wenn man es sich mal logisch überlegt, gibt es auf der ganzen Welt ungefähr 7,47 Milliarden Menschen und nur 8,7 Millionen verschiedene Parfümsorten. Also war es eigentlich nur eine Verschwendung darüber nachzudenken.

Ich widmete mich wieder meinem Buch und begann es zu lesen.

Ich liebte es zu lesen und vergaß öfters dabei die Zeit, so wie jetzt.

"Entschuldige, Kleines, aber ich muss jetzt leider alles abschließen." Ich schreckte förmlich hoch, als sie plötzlich neben mir stand. "Oh... Okay, ich komm bestimmt bald wieder." stand ich auf und legte das Buch zurück.

"Ich hoffe ich bin nicht zu neugierig, aber ich habe dich noch nie hier gesehen..." Fing sie das Gespräch an, als wir den weiten Weg zur Tür gingen.

"Ja, ich komme eigentlich aus New York. Bin aber her gezogen, um hier fertig zu studieren." Antwortete ich und sie nickte: "Mmhh, ich dachte es mir schon, dein Akzent ist sehr Amerikanisch." Ja, das stimmte, ich habe es durchaus gemerkt.

"Es ist aber schön noch jemanden dazu zu haben, der in Bücher vernarrt ist..." Lächelte sie mich an, als ich ihr die Tür aufhielt.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier in London kaum einer an Bücher interessiert ist." Meinte ich und sie seufzte: "Doch, das ist leider so. Sie kommen nur wegen dem Studium und leihen es sofort aus, um so wenig Zeit wie möglich hier zu verbringen..." Hielt sie kurz inne und sah eher traurig über die ganzen Regale, bevor ihr Gesicht sich wieder aufhellte: "Aber eine gibt es. Sie kommt oft her, meistens nach der Arbeit und liest ein paar Stunden."

Anscheinend verstanden sich die beiden gut und wie sie von ihr erzählte, musste sie sich schon lange kennen. "Vielleicht läuft ihr euch mal hier über den Weg."

"Bestimmt, wie heißt sie denn?" Wollte ich wissen, jetzt war ich nämlich sichtlich neugierig, wer das war. "

"Rose, Rose Smith." Sagte sie lächelnd den Namen.

"Okay, danke, ich würde mich wirklich freuen sie mal zu treffen."- "Sicher Kleines. Sie ist ein Engel, jemand netteres hast du noch nie kennen gelernt, glaub mir." Schwärmte sie und ich musste grinsen, sie mochte sie wirklich.

"Dann bis das nächste mal." Verabschiedete ich mich und lief zurück nach Hause.

Rose Smith.

Der Name glitt über meine Lippen so leicht.

Ich wollte echt wissen, wer dieses Mädchen war, dass die gleiche Schwäche für Bücher hatte, wie ich.

Ich zog meine Kapuze über, ich hatte meinen Regenschirm vergessen, ich dachte einfach nicht an ihn, so oft habe ich ihn in New York nicht gebraucht im Vergleich zu hier.

"Sarah, wo warst du?!" Rannte mir Jane entgegen, als ich die Haustür hinter mir schloss.

"In der Bibliothek, habe ich doch gesagt." Meinte ich und sie hob rechtfertigend die Hände: "Du hast das vor sechs Stunden gesagt! Wir dachten dir wäre was passiert."- "Ernsthaft, wir dachten wirklich die Bücher hätten dich entführt." Kam Luke dazu und Jane verdrehte die Augen: "Luke, du bist keine große Hilfe!"

"Tschuldigung, aber ich habe die Zeit komplett vergessen. Ihr kennt das ja, wenn man liest und einfach nicht mehr aufhören kann und gar nicht mehr auf die Uhrzeit achtet."

"Nein." Sagten beide gleichzeitig und sahen mich an, als hätte ich das bescheuertste auf der Welt gesagt.

Ich gabs auf.

"Vergesst es, ich geh duschen." Ließ ich es gut sein und verschwand im Badezimmer.

Die einzige, die mich jetzt versanden hätte wäre Sina...

... oder vielleicht diese Rose Smith.

Gott, wieso war ich nur so durcheinander?!

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