Kapitel 12

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Stöhnend wälzte ich mich auf die Seite.

Gott, was waren das nur für Kopfschmerzen?

Langsam spulte ich den gestrigen Abend in meinem Kopf ab und bereute die Anzahl an Drinks, die ich Gestern getrunken hatte. Ich erinnerte mich daran Maria darum gebeten zu haben mit mir nach Hause zu gehen und wie sie mich dazu brachte doch noch dort zu bleiben. Ich konnte es ihr nicht verübeln, sie wollte bestimmt nicht schon vor Mitternacht den Club verlassen.

Dann schrak ich hoch, gefolgt von einem schmerzerfülltem Stöhnen. Verdammt, ich musste was gegen diese Kopfschmerzen nehmen...

Aber jetzt nicht.

Ich sah mich eher panisch um und versuchte so gut es in meinem Zustand ging nach etwas zu suchen, dass nicht ursprünglich in mein Zimmer gehörte. Doch ich war alleine hier.

Nichts war anders.

Ich konnte nicht alles geträumt haben... das war unmöglich. Es war so real gestern, irgendjemand musste hier gewesen sein! Irgendjemand musste mich so fühlen lassen haben, als wäre sie die einzige, die es könnte. Ich sah noch diese blauen Augen vor mir, diese zwei Narben, die leicht braune Haut und dieses braune lange Haar. Das war kein Traum gewesen... oder?!

Hatte ich mir wirklich alles nur eingebildet?

Musste ich wohl... es war auch zu schön gewesen, jemanden so angenehmen bei mir zu haben. Ich hatte wirklich nie so etwas zuvor gefühlt,... nie... nur bei einer einzigen Person. Wieso hatte eine Fremde diesen Effekt an mir?... Gott, sie existiert noch nicht mal. Ich habe sie mir nur eingebildet, dank dem ganzen Alkohol und suchte etwas, dass mir Halt gab und mich sicher fühlen ließ und hatte mir Sinas Präsenz eingebildet.

Aber wieso hatte sie dann blaue Augen?

Mehr Zeit darüber nachzudenken hatte ich erstmal nicht, denn Jane und Luke öffneten leise die Tür und als mich auf dem Bett sitzend sahen, kamen sie gleich zu mir. Die Besorgnis deutlich in ihren Gesichtern geschrieben...

"Gott, Sarah. Wo warst du? Wir waren krank vor Sorge!" Fragte gleich Jane und ich sah erneut auf die leere Seite meines Bettes: "Hier, nehme ich an."

"Du warst einfach weg. Keiner wusste, wo du warst, nicht mal Maria..." Fuhr Luke fort und ich runzelte etwas die Stirn: "Ich wollte nach Hause, mir ging es nicht besonders gut... Maria wollte noch länger feiern und euch wollte ich nicht den Abend mit Brian und versauen..."

"Sarah, du hast ziemlich getrunken... Wie bist du bitte hier her gekommen?" Verstand Luke nicht.

Sollte ich es ihnen sagen, dass eine Fremde hier bei uns war? Würden sie sich wieder nur Sorgen machen, wenn ich ihnen das alles erzähle? Ja, wahrscheinlich schon,... aber wozu hatte man beste Freunde, wenn man nicht mit ihnen über die schwierigen Dingen redet?

Also erzählte ich ihnen alles, an das ich mich noch erinnerte. Von Anfang an... Von den starken, behutsamen Armen, der Fürsorge, ihrem Aussehen und den ganzen Gefühlen in mir.

"Ich glaube du hast das nicht geträumt..." Meinte Jane am Ende und ich sah sie fragend an. Wie meinte sie das?

Sie zeigte auf mein Nachtschränken, auf dem ein Glas Wasser und eine Tablette lag: "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Luke das da hingestellt hat und ich war es auch nicht... und du warst definitiv nicht in der Lage dazu."

Ich hatte das komplett übersehen... Da stand tatsächlich ein Glas Wasser und eine Tablette. Sie war also wirklich hier gewesen.

"Kennst du ihren Namen?" Wollte Luke wissen, aber ich musste verneinen: "Keine Ahnung... Ich kann mich auch nur kaum an ihr Gesicht erinnern."

"Mmhh... Ich hätte gerne gewusst, warum sie das gemacht hat... Das ist nicht selbstverständlich." Kratze sich Jane am Kopf, wurde aber von Luke unterbrochen: "Ich frag mich eher, wie zur Hölle sie wusste, wo du wohnst und wo der Schlüssel versteckt ist!"

Da hatte er Recht. Das konnte ich mir selber nicht erklären...

"Okay... Wir können später weiter darüber reden. Das Essen ist fertig, kommt." Legte Luke das Thema erstmal beiseite.

In meinem Kopf drehte sich trotzdem noch immer alles über diese geheimnisvolle Frau. Ich wollte einfach unbedingt wissen, wer sie war und warum sie ausgerechnet mir so geholfen hat. Ich wusste aber, dass ich sie wahrscheinlich nie wieder sehen würde und wenn, dann würde ich sie bestimmt nicht wiedererkennen...

Seufzend schluckte ich die Tablette runter und trank das Glas leer, bevor ich den anderen beiden in der Küche Gesellschaft leistete. Ich hatte eigentlich gar keinen Hunger, aber Luke zwang mich wenigstens etwas seiner, extra für mich angefertigte Suppe zu essen, um was im Magen zu haben. Gegen ihn gewinnen konnte ich nicht, also entschied ich mich für den einfachen und einzig möglichen Weg... ich aß etwas.

"Ach, du solltest vielleicht Maria anrufen..." Erinnerte mich Jane dann dran und ja, ich sollte definitiv

Ich wusste nicht recht, ob ich sauer oder ihr dankbar sein sollte. Sie hätte mich nicht einfach alleine lassen dürfen, als Freundin. Ich nahm an, wir waren jetzt irgendwie ein Paar... aber hätte sie es nicht getan, hätte ich nicht diese Frau getroffen. Trotzdem hätte Maria an meiner Seite sein sollen, nicht sie.

"Mach ich." Stand ich dann auf und wählte ihre Nummer. Es wählte um die fünf Sekunden, bevor ich sie am anderen Ende hörte: "Sarah?"- "Ja, ich bin's..."- "Wo bist du?!" Fragte sie gleich. "Bei mir in der Wohnung..." Weiter ließ sie mich nicht ausreden: "Geht es dir gut?" Sie klang wirklich besorgt und es tat gut zu wissen, dass sie sich Sorgen um mich machte.

"Ja, mir geht es gut."- "Wo warst du denn gewesen?" Ihr die Wahrheit sagen wollte ich nicht, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich es ihr nicht wirklich erzählen sollte. "Ich habe ein Taxi genommen und bin nach Hause gefahren." Log ich.

Jane und Luke sahen mich etwas fragend an, aber als ich den Kopf schüttelte, verstanden sie und nickten.

"Oh... okay... Dann ruhe dich aus. Wir sehen uns dann." Verabschiedete sie sich und ich legte auf, nachdem ich ihr ebenfalls Tschüss gesagt hatte.

"Wirst du es ihr noch sagen?" Fragte Luke. "Ich weiß noch nicht." Gab ich ehrlich zu und es war kurz still, bevor Jane sie brach: "Seid ihr beide jetzt eigentlich ein... Paar?"

Ja oder Nein? Waren wir jetzt wirklich zusammen? Ich konnte die Frage nicht einmal für mich selber beantworten.

"Ich habe keine Ahnung... Ich mein, sie ist nett und ich mag sie auch,... aber ich bin mir noch nicht sicher."

"Dann finde heraus, ob du bereit dafür bist, Sarah." Klopfte mir Luke ermutigend auf die Schulter. Wenn es doch nur so einfach wäre...

Vielleicht hatte er recht. Vielleicht war ich ja schon längst bereit, aber wollte einfach nicht los lassen. Vielleicht hatte ich einfach nur Angst, was noch passieren könnte... Aber woher sollte ich wissen, was noch passiert? Vielleicht war Maria diejenige, die mich wieder auf einem anderen Level glücklich machen könnte... Ich sollte es zumindest versuchen.

"Ich lege mich wieder hin." Ließ ich die beiden wissen und kroch wieder unter meiner Decke.

Ich dachte London würde einfacher und unkomplizierter werden... aber es war das komplette Gegenteil meiner Vorstellung. Wenigstens brachten mich die ganzen Geschehnisse hier weg von Sina. Ich dachte in den letzten Tagen nur noch selten an sie und wenn, dann nur an die schönen Momente, wie Dorothea es mir gesagt hatte und es half. Es half wirklich, aber trotzdem half es nicht gegen den Wunsch sie wieder hier bei mir zu haben...

Mich beruhigte, wenigstens zu wissen, dass sie jetzt an einem Ort war, der ihr keine Schmerzen bereitete, auch wenn es ohne mich war...

New Lovers 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt