Kapitel 66

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Ich hatte es vor gleich noch an diesem Abend zu machen. Ja, vielleicht war es nicht der perfekte Zeitpunkt, immerhin ist sie genau heute wieder hier in London angekommen, aber ich konnte es einfach nicht länger vor mich hinschieben.

Ich saß bei ihr in ihrer Wohnung mit allen anderen auf der Couch und wartete darauf, dass sie ankam. Ich wollte, dass sie endlich durch diese Tür kam, aber gleichzeitig auch nicht. Ich gebe es ehrlich zu, ich hatte Angst vor ihrer Reaktion. Ich musste ihr erklären warum ich mich so entschieden hatte und ich wollte alles andere als lügen. Sie hatte es nicht verdient, immerhin war sie immer gut zu mir gewesen...

„Wann kommt sie denn?" Schaute Brian auf seine Uhr und sagte, dass sie schon zwanzig Minuten Verspätung hatte. Es war 15:22 Uhr, als Maria endlich ihre Wohnungstür aufsperrte und mit ihrem Koffer hinter sich her zerrend zu uns kam.

„Willkommen zurück!" Schrie Ryan als erster und umarmte sie. „Ich dachte du kommst gar nicht mehr!" Lachte auch Brian, während er sie in einer Umarmung hatte. Auch Luke und Jane begrüßten sie herzlich und ich kam als letzte dran.

Alle waren in ihre Gespräche vertieft, als sie mich ebenfalls umarmte und mich eigentlich küssen wollte, aber ich meinen Mund abwandte und nur einen Wangenkuss bekam. Ich wusste, dass irritierte sie etwas, aber heute würde sie so oder so alles erfahren.

„Schön dich wieder zu sehen." Lächelte sie mich an und ich lächelte zurück: „Dich auch..." zumindest in freundschaftlicher Beziehung.

„Ist alles okay mit dir? Du siehst etwas... krank aus." Meinte sie und das lag wahrscheinlich an den Augenringen und den erschöpften Augen. Ich winkte nur ab: „Alles gut."

„Hey, Maria. Komm her und erzähl alles!" Wurde sie zu den anderen gezerrt, die um den Tisch saßen mit jeweils einer Tassen Kaffee oder Tee und mit einer großen Familien Pizza vor sich darauf wartend, dass sie von ihrem Trip berichtete. Was sie auch tat und ich würde es ja erzählen, wenn ich wirklich zugehört hätte. Aber meine Gedanken flogen immer wieder zwischen dem bevorstehenden Gespräch und Rose.

Was machte sie gerade? Dachte sie überhaupt an mich oder an den Kuss?

Es war schwer einfach nur da am Tisch zu sitzen, so zu tun als würde ich zuhören, meine Gedanken nicht kontrollieren zu können und doch gleichzeitig hinzu nicht zu versuchen plötzlich los zu weinen. Es war wirklich schwer. Am liebsten wollte ich gerade nur aufstehen und rennen. Rennen und rennen, bis ich vor Erschöpfung hinfiel und den Schmerz meinen Gedanken ersetzten ließ. Ich wollte das alles in diesem einen Augenblick, aber war mir mehr als bewusst, dass ich das nicht tun konnte. Ich war Maria eine Erklärung schuldig und vor Siegessäule würde ich definitiv nicht wegrennen.

Seit fast drei Stunden waren wir jetzt bei Maria und ich wurden immer ungeduldiger. Ich wollte hier weg, irgendwo anders hin, Hauptsache von dieser lachenden Umgebung weg.

Ich stand auf und ging in die Küche mit der Entschuldigung mir einen Kaffee zu holen, aber hatte die Tasse auf dem Tisch vergessen. Das war mir relativ egal, ich wollte so oder so keinen Kaffee, nur eine kleine Verschnaufpause von den ganzen glücklichen Personen um mich herum.

„Sarah, ist wirklich alles okay?" Kam Maria und ich atmete tief durch. Das war wohl der passendste Augenblick: „Nein,... nein, ist es nicht. Können wir reden?" Leicht überrascht nickte sie und wir gingen in ihr Zimmer.

„Was ist los?"

Wie sollte ich es ihr am schonendsten sagen? Wie sollte ich überhaupt anfangen? Ich wollte sie nicht verletzten oder wütend machen, sie ist doch gerade erst angekommen... Aber noch länger als einen Tag hielt ich es einfach nicht aus... Ich musste es tun.

„Maria,..." Setzten ich an und schaffte es einfach nicht Augenkontakt mit ihr zu halten, „Ich mag dich. Wirklich sehr... aber... nur auf freundschaftlicher Hinsicht." Brachte ich den Satz heraus und erwartete eine Diskussion, aber es kam keine.

„Wie bist du darauf gekommen?" Fragte sie ruhig und gelassen, was mich selber wahnsinnig erstaunte.

„Es ist seit längerem so,... ich dachte ich müsste mich erst wieder daran gewöhnen, aber habe bemerkt, dass das nicht so ist." Erklärte ich und sah sie entschuldigend an.

Sie allerdings lächelte mich leicht an: „Es ist wegen Rose, stimmt's?" Woher wusste sie das?! „Ich wusste von Anfang an, dass du sie magst... und sie dich. Allein, wie ihr beide euch immer anschaut und sie immer ein Augen auf dich hat, vor allem im Club..." Ich sah sie weiterhin perplex an.

„Du bist nicht böse?" Fragte ich vorsichtig und sie schüttelte nur lachend den Kopf, bevor sie mich umarmte: „Nein, Sarah. Ich wusste schon sehr früh, dass du mich zwar magst, aber nicht liebst..." Ich umarmte sie zurück, fest und gleichzeitig halt suchend: „Es tut mir Leid..."

„Es ist okay,..." Entgegnete sie und ließ mich los: „Ich bin froh, dass du mir die Wahrheit gesagt hast. Das heißt, ich bedeute dir was, wenn auch nur als Freunde." Lächelte sie und ich nickte.

„Außerdem..." Schaute sie kurz auf dem Boden, „... habe ich jemanden kennengelernt." Gestand sie und klar, etwas enttäuscht war ich schon, aber ich konnte ihr schlecht böse seine. Ich war glücklich, dass sie jemanden gefunden hat, der sie liebt, nicht so wie ich...

„Freut mich,... Stell sie mir irgendwann mal vor." Bat ich sie und sie stimmte sofort zu. Sie schien sie wirklich zu mögen, also hatte ich das richtige mit meiner heutigen Entscheidung getan.

„Also... läuft da jetzt zwischen dir und Rose etwas?" Hakte sie nach und meine Stimmung sank augenblicklich, allein an den Gedanken. „Es ist kompliziert..." Seufzte ich und sie setzte sich auf ihr Bett, mit ihrer rechten Hand auf dem Bett klopfend. Ich setzte mich neben ihr hin und erklärte es ihr kurzerhand. Ich brauchte jetzt dringend einen Rat und hoffte, dass Maria mir da weiterhelfen konnte.

„Wow... das ist wirklich kompliziert." Meinte sie, als ich fertig war. „Aber so wie du es erzählt hast, war sie nicht böse auf dich, dass du sie geküsst hast, sondern auf ihre Angst dich näher als andere an sie ran zu lassen." So hatte ich es noch nicht gesehen und langsam verstand ich Rose Problem.

„Du musst ihr klar machen, dass sie dir vertrauen kann und du nicht,wie sie gesagt hat, wie alle anderen wegrennst." Sie sah mich eindringlich an, „Ich habe in den letzten Jahren hunderte Mal versucht sie locker zu bekommen, sie zu meiner Freundin zu machen oder sie einfach abzuschleppen. Aber sie hat mir bei keinem meiner Versuche auch nur ihren Namen verraten. Du weißt mehr, als die meisten und das wahrscheinlich nicht ohne Grund. Sie mag dich. Irgendwie hast du es geschafft, also höre ja nicht auf.... aber bevor sie dir irgendwas tiefgründiges verrät, muss sie sich absolut sicher sein, dass sie dir vertrauen kann und du nicht wie alle anderen bist."

„Aber wie?" Fragte ich verzweifelt und sie zuckte mit den Schultern: „Das musst du selber herausfinden, Sarah. Du hast es so weit bei ihr geschafft, dann wirst du das auch noch hinbekommen, okay? Sei hartnäckig und trotzdem geduldig. Sie braucht und will dich, genauso sehr wie du sie..."

Woher wollte sie das wissen? Was ist, wenn's as alles hier wirklich nur einseitig war und immer sein wird?

„Hör auf das zu denken. Wäre es so, dann hätte sie dich sie nicht küssen lassen." Sie konnte meine Gedanken wahrscheinlich an meinem Gesichtsausdruck ablesen, was mich in gewissermaßen erstaunte.

„Und jetzt geh und hol sie dir!" Zog sie mich wieder auf die Beine und begleitete mich zur Tür.

Ich drehte mich nochmal um und umarmte sie: „Danke. Für alles." Sie strich mir einmal über den Rücken und gab ein: „War mir ein Vergnügen." zurück.

Dann nahm ich meine Jacke und rannte förmlich aus dem mehrstöckigen Haus in Richtung Rose Wohnung. Ich musste ihr klar machen, wie viel sie mir bedeutete und dass sie mich nicht so schnell loswerden würde. Egal, wie hart sie es versuchte...

Ich würde Rose Smith zu meiner Freundin machen.

New Lovers 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt