Kapitel 68

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Rose und ich sahen nicht nur ziemlich müde aus, wir waren auch wirklich schnell müde. Es lag sehr wahrscheinlich daran, dass wir beide in den letzten paar Tagen wenig geschlafen hatten.

Schon vor elf Uhr hatten wir uns in unsere Pyjamas umgezogen und machten uns Bettfertig.

Rose kam nach ein paar Minuten aus dem Badezimmer und suchte dich eine Decke heraus.

„Wo willst du hin?" Fragte ich und sie rieb sich die Augen, „Auf die Couch."- „Auf die Couch? Warum?" Verstand ich nicht und sie antwortete, dass ich das Bett bekommen würd und sie somit auf der Couch schlafen würde.

„Rose." Hielt ich sie davon ab runter zu gehen, „Du kannst mit mir in einem Bett schlafen." immerhin wäre es nicht das erste Mal gewesen. Ich sah ihr an, dass sie mit sich selbst im Kopf wahnsinnig diskutierte und irgendwie erkannte ich Angst. Wovor hatte sie denn Angst?

Hatte sie Angst, dass irgendwas passieren würde? Wir sind erst heute zusammen gekommen, da hatte ich noch nichts wirkliches mit ihr vor, zumindest in dieser Richtung nicht...

„Nur weil wir jetzt zusammen sind, hat sich nichts geändert... Ich möchte dich einfach nur benenn mir haben, mehr nicht." Versuchte ich sie so davon zu überzeugen und hängte ein, „Vertrau mir." hinten dran.

Sie sah nicht wirklich aus, als würde sie morbider sonst jemanden so leicht vertrauen... Aber was war so schlimm daran mit mir ein Bett zu teilen? Hatte sie es sich mit uns etwa doch anders überlegt?

Ich merkte, wie sie langsam nickte und die Decke in ihrer Hand zurück in den Schrank legte, bevor sie ins Bett stieg. Also war das ein ja gewesen. Okay,... ich durfte heute Nacht ja nichts falsches machen. Leicht unter Druck legte ich mich neben ihr auf linke Seite des großen Bettes und erinnerte mich unfreiwillig an meine Vergangenheit. Links war immer meine Seite gewesen, aber seit dem Sina tot war, lag ich sehr oft auf der rechten... Ich hatte das Gefühl ihr so näher zu sein und das brauchte ich Nachts dringend.

Und jetzt lag ich auf meiner eigenen Seite und die neben mir war besetzt. Wie lange hatte ich das schon nicht mehr? Wie lange habe ich genau das so vermisst? Lange. Sehr lange.

„Rose?" Fragte ich nach einer Weile und bekam ein: „Mh?" von ihr.

„Warum ich?" Ich musste es einfach wissen, diese Frage brannte in mir und ich brauchte dringend eine Antwort.

„Was meinst du?" Drehte sie ihren Kopf zu mir und ich definierte meine Frage genauer: „Weder Brian noch Ryan oder Dorothea haben dich jemals in einer Beziehung gesehen, oder mit irgendjemanden ausgehen sehen. Niemand der an dich interessiert ist, würdigst du auch nur einen Blick... Warum dann ich? Wieso hast du zu mir ja gesagt?"

Ich sah im Dunkeln wie sie ihren Kopf wieder Richtung Decke drehte und etwas überlegte, bevor sie seufzte: „Ich weiß es selber nicht. Vielleicht... war wirklich niemand so hartnäckig wie du." Sie zog die Deck etwas höher an ihr Kinn, „Du bist... anders als die anderen. Du hast mich anders angesehen. Anders mit mir gesprochen. Anders auf mich reagiert,... Selbst als ich versucht habe dich zu verscheuchen, bist du nicht wie anderen weggegangen."

„Wieso sollte ich, Rose?" Musterte ich ihre Umrisse in der Dunkelheit, „Jeder hat ein paar Probleme."

„Sarah,... Nicht jeder hat die gleichen Probleme." Meinte sie leise und natürlich war mir das klar. Ich wusste nur noch nicht, welches Problem Rose in sich trug...

„Aber jedes kann man irgendwie lösen." Konterte ich und hörte sie leise seufzen: „Was ist, wenn nicht?"

Vorsichtig tastete ich auf ihrer Bettseite nach ihrer Hand und fand sie relativ schnell. Ich nahm sie und strich mit meinem Daumen leicht über ihre: „... Dann bleibe ich trotzdem."

„Du wirst nicht bleiben wollen." Sagte sie dann leise und überraschte mich etwas. Wieso sollte ich nicht bleiben wollen? Ich würde mit Sicherheit nicht aus Angst oder sonstiges ihr den Rücken zukehren.

„Rose, ich werde bleiben!" Wiederholte ich mich mit ernsteren und entschlossenen Ton. Ich war mir dabei wirklich sicher, auch wenn ihr Geheimnis mich dazu drängen würde so größt Möglichen Abstand wie nur möglich von ihr zu halten, ich würde es nicht tun. Dafür mochte ich Rose zu sehr...

Sie sah mich für eine Weile an. Ich fühlte, wie ihre kalten Augen mich anstarrten, als würde sie mich wirklich sehen können. Ich wandte nicht ein Mal den Blick von ihrer Richtung... Sie sollte mir dabei vertrauen.

Irgendwann drückte sie meine Hand kurz etwas fester und brachte ein schwaches: „Gute Nacht." über ihre Lippen.

„Gute Nacht." Gab ich zurück und richtete meinen Blick trotzdem nicht von ihr weg. Ich hielt noch immer ihre Hand und anscheinend schien es ihr nichts auszumachen... Sie schien sich an meine Berührungen zu gewöhnen, sie zuckte zumindest nicht mehr zusammen und sah mich dann leicht ängstlich an.

Es war ein Fortschritt...

Als ich so da lag und über alles nachdachte, wurde ich mir einiges im bewusster. Ich hatte mich tatsächlich in jemanden verliebt, der mich ausdrücklich vor sich warnte und mir immer wieder versucht klar zu machen, dass das, in was ich mich da reinbegab nichts alltägliches war.

Ich hatte selbst oft genug gesehen und gehört, wie Rose' Geheimnis sie Stück für Stück auffraß und sie an ihren äußersten Limit brachte,... Es zerstörte sie und sie ließ jeden nur zusehen, aber nicht helfen. Ich hatte es geschafft ihr Vertrauen zu gewinnen, würde sie sich mir auch öffnen? Wie weit würde es mich dann zerstören, wenn Rose schon so am Boden war?

Ich musste zugeben, dass ich Angst hatte. Angst vor der Zukunft, wie und ob ich das alles schaffen würde... aber was wäre das Leben ohne Herausforderungen?

Ich hatte schon einmal jemanden verloren und Rose würde nicht die nächste sein. Ich wollte nicht noch einmal jemanden gehen sehen, für den ich einfach alles tun würde... Ich war in sie verliebt, ich wollte einfach nur bei ihr sein und ihr helfen, auch wenn ich auch selber an meinem Limit kam, ich würde nicht gehen.

Es war ein Versprechen an mich selbst...

Rose Smith war ein Versprechen an mich selbst...

New Lovers 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt