Es war kurz nach halb neun und ich saß alleine an Rose Bett. Ryan und Brian hatten heute ein Event vorzubereiten, dass durchaus wichtig war und mussten vor einer Stunde zur Arbeit fahren, auch wenn keiner von beiden wollte. Luke hatte eine Lesung in Oxford, die letzte vor der Prüfung, die er nicht verpassen dürfte und Jane musste auf eine Pflicht Veranstaltung ihres Kurses. Sie freute sich seit Tagen darauf und ich sah ihr an, wie sehr sie gehen wollte, aber gleichzeitig auch hier bleiben wollte. Ich schickte alle weg und versprach ihnen bei Rose zu bleiben und sie über alles zu informieren. Also saß ich schon eine Weile alleine hier und ehrlich, es tat gut. Ich hatte bisschen Zeit nur nachzudenken, ohne irgendwie reden zu müssen oder sonstiges...
Ich natürlich versuchte mir eine logische Erklärung zu überlegen und war relativ erfolgreich.
Der Arzt war noch einmal gekommen und meinte, dass sie bald aufwachen sollte und ich mir fürs erste keine Sorgen mehr machen müsste. Das einzige, was mich beruhigte war, dass sie für einige Tage hier bleiben musste und somit die Finger von diesen Drogen für einige Zeit lassen konnte. Ich hatte keinen wirklichen Plan, wie ich das hinterher mit ihr schaffen sollte, aber irgendwas wird mir schon bis dahin einfallen.
Ich setzte mich in einem Schneidersitz auf dem eher unbequemen Stuhl neben dem Bett und blätterte die Seite des Buches um, das ich gerade las. Es handelte über eine Frau, die ihre Geschichte erzählte, als sie mit gerade mal 14 Jahren von Zuhause weggelaufen ist und nie wieder zurückkommen wollte. Es war spannend, aber wahnsinnig emotional. Es verdeutlichte mir, wie Rose sich gefühlt haben musste und es wahrscheinlich immer noch tat so ganz ohne Familie. Ich glaubte, ich hatte mehr als 300 Seiten gelesen, als mich eine kleine Bewegung aus dem Konzept brachte.
Keine Ahnung warum, aber ich hielt den Atem an. Rose Hand bewegte sich etwas, bevor sie ganz langsam die Augen öffnete und erstmal nur die Decke anstarrte. Ich hingegen behielt meine Augen auf ihr und machte wie die letzten Millionen Mal ihre Gesichtszüge aus. Sie hatte etwas markante Kieferknochen und perfekte Lippen mit einer makellosen Nase. Ihre langen Wimpern passten wie angegossenen zu den eher dunkleren Augenbrauen... Alles in einem war sie einfach wunderschön, auch mit den kleineren Narben an der Unterlippe und der Nase.
Nach einer Weile drehte sie ihren Kopf und ihre kalten blauen Augen trafen meine, aber nicht sehr lange. Innerhalb drei Sekunden wandte sie ihren Blick schlagartig weg, als würde sie sich nicht weiter trauen mich anzuschauen.
Ich schloss meine Buch und redete, als wäre nichts schlimmes passiert: „Und ich dachte ich müsste mir noch ein zweites Buch ausleihen." Sie versuchte es erst zurückzuhalten, aber konnte nicht anders und lächelte dann doch.
„Wie fühlst du dich?" Kam ich gleich zur ernsteren Frage und musste zusehen, wie ihr Lächeln wieder verschwand. Ich sah ihr an, dass sie über jedes andere Thema lieber sprechen wollte. „Wie soll ich mich schon fühlen?" Ich nahm das als weniger gut auf. Kein Wunder, sie musste sich wirklich schwach fühlen...
„Du hattest echt Glück, Rose." Haute ich einfach raus, ich konnte es nicht länger in mir drin behalten ohne es laut auszusprechen, „Du hättest schon viel früher ins Krankenhaus gehen sollen... oder erst gar nicht mit den Drogen anfangen sollen." Es war wirklich das dümmste sie schon jetzt gleich damit zu konfrontieren, aber ich konnte nicht anders.
„Du hättest mich nicht her bringen sollen." Meinte sie, „Du hattest kein Recht dazu." Bitte was?! „Du wärst gestorben, Rose!" Machte ich ihr klar, aber das schien sie überhaupt nicht zu beeindrucken und sie sah mich kurz an. Mit diesen Blick, den ich durchaus schon des Öfteren gesehen hatte, der nichts anderes sagte, als: Das wäre das Beste gewesen.
Ich kannte den von Mom, von Dad, von meinen Lehrern und sogar von Leuten, die mich gerade erst kennen lernten.
Nur bei diesen hier war ich geschockt. Dachte sie das wirklich?! Was dachte sie denn, wieviel Wert sie war?! „Rose, nur weil du keine Familie hast, heißt das nicht, dass du anderen auch nichts bedeutest."
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New Lovers 2
Romance„Ich habe Angst..." „Hey... schau mich an..." Hob sie meinen Blick, „...Schau nur mich an. Ich bleibe bei dir, ich habe es versprochen..." Lächelte sie schwach.