Kapitel 34

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Ich merkte gleich in der ersten Sekunde die ganzen Blicke auf mir liegen, als ich den Weg zur Couch zögerlich machte. Ich sah ihnen nur kurz in den Augen... Sie spiegelten nur eins. Besorgnis, Angst, Mitleid und Neugierde. Ich mochte es nicht so angesehen zu werden, Gott nein, ich hasste es sogar... Sobald sie von allem wussten, kam dieses verstärkte Mitleid und sie taten so, als würden sie wissen, was ich durchmachte. Aber wie sollten sie es wissen, wenn ihnen so etwas grausames noch nie passiert war?

Die Wut stieg in mir hoch, nur mit aller Kraft schaffte ich es ihr nicht die Oberhand zu gewähren... Immerhin konnte keinen von meinen Freunden hier was dafür. Nicht einer. Nicht eine. Niemand. Nur ich. Ich allein.

"Sarah, du musst das jetzt nicht machen." Kam mir Luke sehr besorgt etwas entgegen, aber ich schüttelte leicht den Kopf: "Irgendwann muss es sein,... Es geht schon." Er kannte mich sehr gut und sah mir an, das es definitiv nicht geht, aber ich mich so entschlossen hatte.

Alle saßen auf der langen Couch, es war noch ein Platz frei, aber ich wollte nicht bei ihnen sitzen. Ich wollte einfach nicht berührt werden, wenn ich erzählte... Jeder kleinste Berührung würde mich komplett aus der Bahn werfen und meine Entschlossenheit zerbröckeln lassen.

Also setzte ich mich auf den Sessel, der wie die Couch aufgebaut war und eher einer kleinen Couch ähnelte, als einem Sessel. Ich nahm vorsichtig die Tasse Tee, formte meine Beine zu einem Schneidersitz und hielt die Tasse, die auf meinem Fußknöchel abgesetzt war, mit beiden Händen, sodass die Wärme durch meinen ganzen Körper floss.

Es war still.

Sehr still.

Keiner sagte etwas, sondern warteten nur, bis ich bereit war zu beginnen.

Diese Stille, die Wärme der Tasse und das Prasseln der Regentropfen gegen den harten Asphalt und den Fensterbrettern beruhigten mich auf gewisser Weise, dass ich kurz darauf den nötigen Mut gefunden hatte das erste Wort zu sagen... Das erste Wort, wie meine Geschichte begann, eine Geschichte, die selbst das kälteste Herz zum weinen brachte, den noch so Stärksten schwach werden ließ und jeden noch so gläubigen an Gott zweifeln ließ.

"A-als ich sie das erste mal gesehen habe,... Ich-..." Ich stoppte. Ich spürte die Tränen in meinen Augen hochsteigen und sah die Tasse, auf die ich ununterbrochen starrte, nur noch verschwommen. Mein Herz wehrte sich enorm gegen diesen noch stärker aufkommenden Schmerz... aber mein Kopf versuchte weiterhin sich durchzusetzten, wissend, dass es das richtige war.

"I-Ich wusste nicht sofort, dass sie die eine Person auf der Welt sein wird, die mein komplettes Herz besitzen würde... dass sie mich wirklich einmal lieben sollte, schien für mich unmöglich. Ich kann es nicht anders ausdrücken, als dass sie für jemanden wie mich einfach unerreichbar war... Keiner hätte sich vorstellen können, dass sie jemanden wie mich an ihrer Seite haben wollte und ehrlich gesagt, ich selber auch nicht...

Als ich herausgefunden hatte, wer sie wirklich war und was sie in ihrer Vergangenheit hat durchmachen müssen... da... Sie... S-sie hat sich so geschämt, dass sie weggerannt ist und für Stunden weg blieb. Wir alle haben nach ihr gesucht, sind fast die ganze Nacht mit dem Auto durch New York gefahren... Ich hatte solche Angst... Ich hatte so Angst, dass sie weggehen würde ohne, dass sie etwas wichtiges von mir wusste... dass sie nicht wusste, dass ich in sie verliebt war... Ich wollte es nicht und deshalb, als wir sie endlich gefunden hatten, sagt ich, was mir so Angst machte und ich gleichzeitig doch so froh darüber war.

An dem Tag, oder besser Nacht, kamen wir zusammen.

In dieser Nacht wurde mir klar, dass diese Gefühle nicht nur einseitig waren... Mir wurde klar, dass ich sie nie wieder gehen lassen und für immer in meinem Leben haben wollte. Nie wieder Angst haben zu müssen, dass mein Leben so farblos wie zuvor verlief...

New Lovers 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt