Kapitel 54

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Ich hatte keine Ahnung, wie viel Uhr es war. Ich hatte keine Ahnung, ob wir heute noch Dienstag hatten, oder ob wir schon so lange geschlafen hatten, dass es Mittwoch war. Wie gesagt, ich hatte keine Ahnung...

Rose und ich hatten so einen Schlaf wohl dringend gebraucht, denn wir beiden hatten in den letzten paar Tagen keine erholsamen Nächte gehabt. Klar, Rose war krank und es war nicht immer einfach krank zu schlafen, vor allem, wenn man mit Übelkeit zu kämpfen hatte.

Irgendwann schlug ich meine Augen auf. Es war relativ dunkel, also schätzte ich, dass wir im frühen Mittwoch waren. Ich war noch immer müde, aber es war auch normal, dass ich ab und zu Nachts aufwachte. Ich drehte mich auf der Couch um, um wieder eine bequeme Position zu finden, in der ich weiter schlafen konnte, als ich etwas bemerkte. An der Treppe schien von oben ein schwaches Licht herunter, man bemerkte es kaum und es bedeckte nur die ersten zwei drei Stufen, aber es war da. Oben war nur Rose, also musste sie es angeschalten haben. Vergessen haben konnte sie es nicht, immerhin habe ich sie ja zu Bett gebracht und als ich ging, schlief sie schon und das Licht war aus.

Es war allerdings ein schwaches Licht, also wollte sie mich definitiv nicht aufwecken. Vielleicht wollte sie nur ins Badezimmer und besuchtes etwas Licht um den Weg dorthin zu finden... Ich dachte nicht weiter darüber nach und blieb liegen, lauschend, wo sie war und darauf wartend, dass sie wieder ins Bett ging und die Lampe ausschaltete. Ich wartete und wartete und wartete und schlief letztlich ein. Es war schwer wach zu bleiben, wenn dein ganzer Körper endlich wieder in den Schlafmodus möchte.

Ich würde es eher als weg nicken bezeichnen, als dass ich wirklich wieder geschlafen habe, immerhin wachte ich bald wieder auf. Schon zum zweiten Mal wechselte ich meine Position, um sie bequemer zu machen und achtete wie zuvor auf die Treppe. Nur dieses Mal, als ich sie ansah, war ich wacher als beim ersten Mal. Das Licht war noch immer an und ich war mir sicher, dass ich für eine ziemliche Weile geschlafen hatte. War sie immer noch wach?! Müde griff ich nach meinem Handy und sah auf den grellen Bildschirm. Es war kurz nach halb Zwei in der Früh und keine Zeit wach zu sein.

Ich sollte nachsehen, ob es ihr gut ging, sie war ja krank und eventuell könnte sie einfach nicht schlafen und wenn das der Fall war, würde ich ihr wahnsinnig gerne Gesellschaft leisten.

Also stand ich auf und bekam eine Gänsehaut als meine Füße den kalten Boden berührten. An sich hätte ich mich an die Kälte schon längst gewöhnen sollen, aber ganz so einfache war das nicht. Alles unter mir wollte wieder unter die warme Decke, aber andererseits drängte es mich gleichzeitig hoch, vielleicht in der Hoffnung, dass ich stattdessen unter Rose Decke konnte. Also hoffte ich eher die Treppe nach oben und kam ins Schlafzimmer. Ich hatte mir bis dahin nicht wirklich überlegt, was ich sagen sollte, aber spontan würde mir schon was einfallen...

Ich ging ein paar Schritte Richtung Bett, doch merkte relativ schnell, dass es leer war. Die Bettdecke war ungemacht, also war Rose definitiv drinnen gelegen, aber wo war sie jetzt? Die einzige mögliche Option war das Badezimmer, aber weder das Licht war an oder die Tür geschlossen. Wo war sie bitte?

Panik stieg in mir langsam auf, denn wer war bitte krank um diese Uhrzeit nicht im Bett? Ich lief runter und suchte jede Ecke in der Wohnung ab, aber sie war einfach nicht dort. Ich sah nochmal oben nach, in der Hoffnung, dass sie doch wieder im Bett lag, aber da war sie auch nicht. Als letztes ging ich ins Badezimmer, öffnete die bereits halb offen stehende Tür noch etwas und merkte gleich etwas. Es roch nach etwas. Ich hatte nicht oft diesen Geruch bisher gerochen, ehrlich gesagt nur einmal... ich hielt inne. Mein Körper weigerte sich quasi den Lichtschalter anzumachen und nachzusehen, ob es tatsächlich wahr war, was ich da roch... Ich betete, dass es nicht so war... Nach einigen Sekunden überwand ich mich dann und das helle Licht ließ meine Augen sich vor Schmerz schließen. Allerdings zwang ich sie sich so schnell wie möglich daran zu gewöhnen und sah sofort um mich herum. Keine Sekunde später fand ich was ich suchte und vergaß förmlich zu atmen.

Ich hatte recht gehabt, meine Nase hatte mich nicht getäuscht.

Es dauerte eine Weile, bis ich meinen Schock im Griff hatte und mich wieder bewegen konnte. Als ich das tat, sprintete ich zu Rose. Sie lag neben der Toilette und bewegte sich nicht. Ich kniete mich neben ihr hin und versuchte sie wach zu rütteln, aber ihr Körper blieb bewegungslos und ihre Augen geschlossen. Aus ihrem Mund quoll Blut und schmierte den Boden unter ihrem Gesicht rot. Erschrocken wandte ich meinen Blick sofort zur Toilette und sah nur noch mehr Blut. Sie hatte Blut übergeben müssen und war jetzt ohnmächtig... Das war mehr als nur schlecht. Sie hatte was ernsthaftes gehabt und ich dachte es wäre ein einfacher Magendarm Virus.

In dieser Situation war ich komplett überfordert. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, ich wusste nicht, wie ich das Blut dazu brachte nicht weiter aus ihren Mund zu laufen. Ich wurde immer panischer und merkte, wie mir Tränen in den Augen stiegen.

Ich musste ihr doch irgendwie helfen. Es tat so wahnsinnig weh wieder jemanden den ich mochte so da liegen zu sehen, ohne ihm helfen zu können...

Verzweifelt rannte ich wieder runter und griff nach meinem Handy, dass ich nur schwierig mit meinen zittrigen Fingern bedienen konnte. Ich wählte Janes Nummer und hasste, wie lange es dauert, bis sie endlich ran ging: „Sarah?" Hörte ich ihre müde Stimme, „Warum rufst du mich mit-..."- „Jane, hilf mir!" Bekam ich nur in Schluchzern heraus.

„Was ist los?!" wurde ihre Stimme schlagartig ernst und wahnsinnig besorgt. „Rose!" Brachte ich zuerst nur ihren Namen heraus. „Hat sie dir was getan?! Ich schwöre wenn sie irgendwa-..." Wieso ließ sie mich nicht ausreden?! „Nein, Jane! I-ihr geht es nicht gut, sie ist o-ohnmächtig." Es war kurz Still, nur mein Geschluchze war zu hören. „Okay, wir kommen. Versuch sie aufzuwecken!" Sagte sie, bevor sie auflegte. Gott nein, Jane! Wieso lässt sie mich jetzt alleine?! Sie würde bald kommen, aber trotzdem, bis dahin waren es noch qualvoll lange Minuten.

Ich rannte wieder nach oben. Rose lag immer noch genau so da, hatte sich keine Stück bewegt und war kreidebleich. Was hatte sie denn, dass sie so viel Blut kotzen musste? Hatte sie es schon davor getan?! Ich wusste es nicht, darauf hatte ich gestern nicht geachtet und sie hatte immer sofort runtergespült, also hatte ich nicht einmal eine Chance irgendwas zu sehen. Ich berührte sie und bemerkte sofort, wie wahnsinnig kalt sie war.

Ich konnte nichts anderes machen, als mich neben ihr hin zu knien und versuchen Sie wach zu bekommen. „Rose, bitte wach auf! Bitte!" Schrie ich sie immer und immer wieder an, aber bekam nie eine Antwort. „Bitte!" Fing ich an zu weinen und schüttelte sie verzweifelt weiter. Zwecklos. Sie zuckte immer mal wieder zusammen, aber mehr passierte auch nicht.

Nach fast zwanzig Minuten hämmerte es an der Haustür und ich rannte los. Sobald ich sie geöffnet hatte, kamen auch gleich Jane, Luke, Brian und Ryan rein und fragten sofort, was zum Teufel los sei. Ich erklärte es ihnen kurz und brachte sie ins Badezimmer.

„Ach du scheiße." Kniete sich Brian gleich neben Rose und hielt seine Finger an ihre Kehle. „Wie lange ist sie schon ohnmächtig?" Fragte Ryan gleich wahnsinnig besorgt und ich konnte nur mit den Schultern zucken: „Ich weiß es nicht."- Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen!" Warf Luke ein und brachte die Logik wieder mit ins Spiel.

Brian überlegte nicht lange und grub seine Arme unter Rose, hob sie hoch und lief raus aus dem Badezimmer. Wir mussten uns wirklich beeilen, immerhin war sie schon eine ziemliche Zeit ohnmächtig gewesen und hat auf nichts reagiert.

Jane rannte vor und hielt uns die Tür auf, während wir aus der Wohnung zum Auto eilten. Wir waren zwar zu viele für ein Auto gewesen, aber wir dachte nicht wirklich nach. Ryan und Jane setzten sich vorne hin, während ich auf Lukes Schoss saß und Brian neben mir Rose halb auf seinen eigenen Schoss hatte.

„Beeilung!" drängte ich, noch immer nicht damit aufhörend zu weinen. Ryan fuhr wie ein Verrückter, überholte jedes zweite Auto und ignorierte so ziemlich alle Verkehrsregeln, aber das ging und allen trotzdem nicht schnell genug. Rose Kopf lag auf Brians Schulter und baumelte leicht hin und her. Es kam immer noch Blut aus ihrem Mund, aber nur so viel, dass Brian gleich das Taschentuch an ihren Lippen hielt und es alle fünf Minuten wechseln musste. Ich hatte davor noch nie so etwas gesehen, außer bei wirklich betrunkenen, aber es hatte immer aufgehört und außerdem hatte Rose kein Tropfen getrunken. Ich verstand das alles nicht... aber was ich verstand war, dass ich Rose Geheimnis immer näher kam. Sie musste uns eine Erklärung geben und ich hoffte, dass das alles dann logischer für mich werden würde.

Aber jetzt konnte ich an nichts anderes denken, als das wir endlich am Krankenhaus ankamen. Ich wollte und konnte Rose nicht länger in diesen Zustand sehen.

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