Kapitel 27

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Nach mehr als einer halben Stunde draußen unterwegs, wollte ich so langsam wieder umkehren. Die frische Luft, die ich bekommen hab, hatte ich auch dringend wieder gebraucht. Man hatte einfach ein frischeres Gefühl in sich und das half enorm, wenn man unter Stress stand oder einige Aufgaben zu erledigen hatte.. oder einem einfach langweilig war.

Ich entschied mich eine Runde zu machen, anstatt einfach den gleichen Weg wieder zurückzunehmen. Es überraschte mich, dass ich zwar erst um die vier Wochen hier war, aber mich schon entsprechend gut auskannte. Erstaunlich.

Ich überquerte eine Straße und bog in eine andere ein. Die Straßen hier waren zum größten Teil wunderschön. An sich gefielen mir ältere Häuser weniger, aber diese hier... Sie passten einfach perfekt hier rein... Als stünden sie schon Jahrzehnte hier und hätten beabsichtigt noch Jahre genau dort stehen zu bleiben.

Ich lief und lief und lief... Langsam wurde mir doch schon etwas arg kalt, deshalb beeilte ich mich ziemlich. Trotz den schnellen Schritten, erhaschte eine Bewegung auf der anderen Straßenseite meine Aufmerksamkeit.

Es war nur eine junge Frau... nahm ich zumindest an... mit anscheinend einer Whisky Flasche in der Hand. Sie holte die Schlüssel raus, wahrscheinlich wohnte sie dort, also wandte ich meinen Blick wieder von ihr ab.

10 Schritte machte ich. Dann blieb ich abrupt stehen.

Ich kannte diese Jacke.

Ja,... Ich hatte mich damals so gewundert, wie man in dieser Kälte so eine dünne Jacke anziehen konnte...

Ich dreht mich um und sah sie mir genauer an.

Die Statur der Frau mir bekannt... und natürlich diese Haare...

Ich dachte sie wäre krank?!

Warum hatte sie dann eine Whisky Flasche bei sich?

Hatte sie vor sie auszutrinken?

Ich seufzte. Warum musste nur immer ich sie begegnen? Wenn ich angepisst war, was ich auch war, denn immerhin hat sie Brain und Ryan einfach dreckig ins Gesicht gelogen, tat ich meistens Sachen, die ich im Nachhinein hätte lassen sollen...

So wie jetzt.

Natürlich hätte ich einfach gehen können, es für mich behalten oder den Jungs erzählt... Aber nein, ich musste direkt auf sie zu gehen. Was denn sonst...

Ich wollte ihr einfach meine Meinung sagen, ihr es von neulich Abend heimzahlen... Ich hoffte nur, dass ich es auch wirklich schaffte und nicht in diesen herzlosen Augen verloren ging.

Ich hoffte es inständig.

Mich mental darauf vorbereitend, lief ich die letzten paar Schritte zu ihr hin, bereit den Hass mit meiner Stimme deutlich zu machen.

"Und du schreibst dich ernsthaft krank?" Haute ich deutlich angepisst raus.

Sie hielt in ihre Bewegung inne, aber drehte sich nicht zu mir um.

"Du lässt dich allen ernstes krank melden, nur um gechillt dich voll saufen zu lassen?!" Ihr Schweigen ließ mein Selbstbewusstsein nur so steigen und ich wusste, dieses mal gingen die Disse auf mein Konto und sie hatte nicht mal eine Hauch von einer Chance dank meiner Wut.

"Bist du zu krank um mir zu antworten?!"

Wieder nichts.

"Gott, wie egoistisch und arrogant du doch bist! Ryan und Brian machen sich wahnsinnige Sorgen um dich und du machst dir einfach einen Drink nach den anderen!"

Langsam ging es mir auf die Nerven, dass sie kein Laut von sich gab.

Und zu allem Überfluss fing es auch noch an zu regnen!

Ich fands an sich cool, dass das Wetter meine Stimmung spiegelte, aber Regen?! Ich weinte ja schließlich nicht...

"Was zum Teufe ist nur falsch mi-..." Ich stoppte sofort, als ich bemerkte, wie ihre Finger verzweifelt versuchten die Schlüssel zum drehen zu bringen, es aber einfach nicht schafften.

Spielte sie mir das nur vor, um mich loszuwerden, oder war das echt?

Aber Rose Smith würde sowas nicht absichtlich vorspielen...

Sie merkte, dass ich plötzlich still geworden bin und drehte ihren Kopf zu mir... Sofort wandte sie sich aber wieder ab, nachdem sie mich immer noch da stehen sah.

Ich wusste sie bereute es im selben Augenblick getan zu haben...

Mir fehlten die Worte.

Ich konnte vor Schock noch nicht mal mehr Schlucken, geschweige denn meinen Blick von ihr lassen.

Ich hatte nicht viel gesehen, aber soweit ich was erkennen konnte, hatte sie Verletzungen im Gesicht.

Ich verstand die Welt nicht mehr.

Was war bitte passiert? Schlägerei? Oder was?

Ich klappte meinen Mund wieder zu und zwang mich aus der Starre zu kommen. Sie versuchte noch immer die Tür aufzubekommen, diese mal noch verzweifelter und hektischer, aber ohne Erfolg.

Ich musste mich zusammenreißen, ihr helfen...

Also stellte ich mich neben ihr und nahm den Schlüssel.

Ihre Hand senkte sich nach kurzem Zögern und als sie ihren Kopf weiter nach unten senkte, gab sie ein: "Geh, Sarah." Von sich.

Es war leise und eher unentschlossen, als hätte sie vor irgendetwas Angst... Aber ich konnte nicht. Ich konnte nicht einfach gehen.

Also sperrte ich die Tür auf und ging rein, ihr die Tür offen haltend.

Ihr Blick hatte sie etwas gehoben, aber dank den schlechten Straßenlampen sah ich nicht sonderlich viel...

"Bitte, geh!" Diesmal war es ein flehen... und ich schwöre, es zerbrach mir das Herz. Das erste Mal hatte ich sie flehen hören und ich wollte es definitiv nicht ein erneutes Mal...

"Rose, ich werde dich nicht alleine lassen in so einem Zustand! Da kannst du machen, was du willst und mur ist es wirklich egal, ob du mich danach mehr hasst!" Und vor allem nicht noch mit einer Whisky Flasche!

Ich war mir nicht sicher, ob es mein ernster Tonfall war, oder sie einfach wusste bzw. erahnte, dass ich sehr sturrköpfig sein konnte, aber sie seufzte nach ein paar Sekunden und ging durch die offene Tür.

Ich wusste nicht in welcher Etage sie wohnte also folgte ich ihr... und klar, es war die oberste.

Sicher war ich mir nicht, was ich erwarten sollte. London war immerhin teuer... Aber ich wusste ja nicht, wie viel sie als Rausschmeißerin bekam. Sie war schließlich angeblich die 'beste', also konnte sie nicht zu schlecht bezahlt werden.

Ich hatte immer noch die Schlüssel und sie nickte einfach, als ich den richtigen hatte. Gespannt also öffnete ich die Tür und stand am Eingang einer relativ großen Wohnung.

Sie war etwas kleiner als meine, aber meine war ja eine WG...

Es war schlicht und modern eingerichtet, sie war anscheinend kein großer Fan von Farbe. Die einzigen Farben, die man hier vorfand war schwarz, weis und grau. Aber es passte perfekt zueinander.

Sie hatte Geschmack, keine Frage.

Sie schloss die Tür hinter sich und zog ihre Jacke aus, hing sie auf und ging weg von mir.

Was anderes habe ich auch nicht erwartet, sie wollte meine Gesellschaft nicht und ich bezweifelte, dass meine erzwungene Gesellschaft ihren Hass auf mich verbessern wird.

Mich hier wegkriegen würde sie aber nicht schaffen.

Ich konnte einfach nicht.

Oh man Sarah, auf was lässt du dich da bitte ein?

New Lovers 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt