Die Zeit für heute in der Universität war vorbei und ich war auf dem Weg zur Bibliothek.
Heute regnete es zur Abwechslung mal nicht, aber dafür war es sehr schwül und ließ mich unter meinem Mantel und meinem Pullover erzittern. Ich wickelte meinen Schal enger um meinen Hals, aber sobald meine kalten Fingerspitzen meine Haut berührten, zuckte ich zusammen und steckte meine Hände sofort wieder in meine Manteltasche, in der Hoffnung sie während des Weges einigermaßen zu wärmen.
Der Weg kam mir länger als sonst vor, ich schob es auf die Kälte und zwang meine Beine schneller zu laufen. Erleichterung überkam mich, als ich endlich den eisigen Türgriff der Bibliothek unter meiner Hand hatte und auf machte.
Ich zitterte noch immer, als ich vor Dorothea stand und sie begrüßte. "Oh, du armes Kind. Setz dich hin, ich hole dir eine Decke und eine heiße Tasse Kaffee."
Was ich auch tat.
Die Bibliothek war wie sonst auch immer leer, nachdem ein etwas älterer Mann wieder den Weg nach draußen genommen hatte.
Also hatte ich die Hängematte und den ganzen gemütlichen Leseplatz nur für mich alleine.
"Ja, England ist ein riesen Unterschied zu Amerika..." Gab mir Dorothea die Decke und ich kuschelte mich sofort in sie ein.
"Definitiv." Stimmte ich ihr zu und sie lächelte: "Ich hole dir noch schnell den Kaffee." Genau als sie weg war, bemerkte ich, dass mein Buch noch auf dem Tisch lag, der etwas weit von mir entfernt war.
Oh man. Gerade wollte sich mein Körper wieder wärmen und dann musste ich schon wieder aufstehen?! Raus aus der angenehmen Wärme?! Auch wenn es nur für ein paar Sekunden war, wollte ich es einfach nicht... hatte aber keine Wahl.
Seufzend stand ich auf und rannte zum Tisch hin, schnappte mein Buch und war gerade dabei mich wieder umzudrehen, als ich doch inne hielt.
Da war noch ein anderes Buch...
Neugierig, wie ich war, nahm ich auch das mit zu meiner Hängematte. Gott, war ich glücklich wieder unter der Decke zu liegen...
Aber meine Neugierde meldete sich wieder und ließ meine Aufmerksamkeit auf das fremde Buch schweifen. Es war dick, dicker als meines, das ich gerade las und komplett in schwarz. Auch die Überschrift war ein einem stechenden rot geschrieben:
Mein Leben ohne Krieg. Mein Leben ohne Sie.
Ich kannte es nicht und habe auch noch nie darüber gehört. Aber es klang interessant.
Ich drehte es um und las mir den Klappentext durch:
Wie kann man sich rechtfertigen für das, was man getan hat? Was man anderen angetan hat? Wenn man keine Wahl hatte, macht das einen Unterschied?
Diese Fragen verfolgten mich eine lange Zeit in meinem Leben.
Keiner... Keiner konnte sie mir beantworten und ich hätte noch weiter mit diesen qualvollen Gedanken leben müssen, wenn ich mich nicht entschieden hätte, es aus eigener Kraft zu erfahren.
Hätte ich es nicht getan, würde ich ein einsames restliches Leben geführt haben. Würde ich die Bedeutung der glücklichen und schönen Sachen vergessen haben. Würde ich noch immer mit einem schwachen und leeren Herzen gegen mein Ende kämpfen und wäre alleine gestorben.
Das alles wäre geschehen, wenn ich nicht den Mut gefunden hätte....
Und hätte ich es nicht gemacht, hätte ich sie, die eine, meine Liebe, wahrscheinlich nie wieder in den Arm nehmen können, nie wieder so nah sein können, nie wieder so lieben können.
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New Lovers 2
Roman d'amour„Ich habe Angst..." „Hey... schau mich an..." Hob sie meinen Blick, „...Schau nur mich an. Ich bleibe bei dir, ich habe es versprochen..." Lächelte sie schwach.