Kapitel 42

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Es war ungefähr 23 Uhr und ich merkte langsam, wie die Müdigkeit die Oberhand ergriff. An sich freute ich mich, dass die Zeit, in der wir beide nebeneinander lagen, kam. Ich konnte es kaum abwarten wieder Rose Körper an mich zu spüren und ihren so guten Geruch die ganze Nacht einatmen zu können. Ich vermisste seit dem Moment, in dem sie mich losgelassen hatte, ihre Berührungen. Dieses Verlangen was mein Körper zu ihr hatte, war einfach unbeschreiblich stark. Es war so lange her, dass ich nicht einmal mehr wirklich wusste, wie ich mich verhalten sollte...

„Möchtest du schlafen gehen?" Fragte sie mich, als ich ein Gähnen nicht länger unterdrücken konnte und ich nickte einfach. Ich war wirklich müde. So müde, dass ich bezweifelte, dass meine Beine mich noch hoch ins Schlafzimmer tragen würden.

Rose schaltete den Fernseher aus und stand auf. Sie führte mich die Treppe hoch ins Schlafzimmer und schaltete das Licht an.

„Möchtest du lange Schlaf Klamotten, oder kurze?" Ich war etwas verfroren und wusste, dass ich definitiv eine lange Hose brauchte. „Eine lange Hose, aber kurzes Oberteil, bitte." Sie nickte und lief zu ihrem großen Kleiderschrank, suchte ein bisschen und gab mir dann eine lange dunkelgraue Pyjama Hose, mit einem eher engen weißen kurzarmigen Oberteil. „Wenn du was anderes willst, oder etwas anderes brauchst, dann sag nur Bescheid." Bat sie mich und ging dann ins Badezimmer.

Ich zog mich währenddessen einfach um und wollte gar nicht mehr aus den Klamotten raus. Sie rochen so nach Rose und waren so bequem, das ich ernsthaft überlegte sie morgen einfach zu klauen... Meine Überlegungen allerdings wurden von demVibrieren meines Handys unterbrochen und ich seufzte, als ich Maria Namen aufleuchten sah. Ich wusste wir waren zusammen und sie hatte durchaus das Recht mir Nachrichten zu schicken, aber gerade wollte ich einfach nicht an sie denken. Ich hatte in den letzten Stunden, die ich hier war, nicht einmal an sie gedacht, geschweige denn geredet oder sonstiges. Es war ihr gegenüber nicht fair... vielleicht sollte ich wirklich mal ihre Nachrichten beantworten.

Hey,
melde dich bitte mal,... Ich will wissen ob es dir gut geht.
Es tut mir Leid, dass ich dich gestern dazu gedrängt habe, ich wusste nicht, dass es so schwer für dich ist.
Melde dich einfach, bitte...

Sie machte sich Sorgen um mich und ich machte nichts anderes, als sie zu vergessen... Ich sollte mich als Freundin wirklich schämen. Aber was sollte ich ihr bitte zurück schreiben? Einerseits war ich sauer auf sie, weil sie mich dazu gedrängt hatte, andererseits war ich ihr dankbar, weil ich es so endlich über mich gebracht habe... Mein Hirn brachte nicht ein passenden Text zu Stande, den ich Maria hätte schicken können und ehrlich gesagt, wollte ich mir gerade wirklich nicht darüber den Kopf zerbrechen. Ich werde sie wahrscheinlich sowieso in den nächsten Tagen wieder sehen und mir bis dahin etwas überlegen. Es war nicht richtig, aber im Moment für mich das einfachste...

Rose kam aus dem Badezimmer und ich musste wirklich zugeben, dass sie echt süß in den Klamotten aussah. Sie hatte wie ich eine lange kartierte Pyjama Hose an und ein hautenges Top, das ihre Oberkörper perfekt betonte. Das sichtbare von ihrem Körper zeigte mir durchaus, dass sie anscheinend Sport machte, denn sie war gut definiert... Ihre langen braunen etwas gewellten Haare waren offen und hingen ihr über die Schulter. Mir wurde erst nach einigen Sekunden klar, dass ich sie nicht gerade unauffällig anstarrte... aber ob sie das merkte, glaubte ich nicht. Ihre Augen waren selber auf mich fokussiert und mustertet mich ebenfalls von oben bis unten. Allerdings hörte sie schneller auf und sah etwas nervös auf den Boden: „Das... Das Badezimmer ist frei."

Ich wusste nicht was es war... aber es sah aus, als hätte sie Angst. Nur vor was? Ich tat ihr nichts,... und sonst war hier keiner.

„Okay." Stand ich vom Bett auf und ging ins Badezimmer. Als ich hinter mir die Tür schloss, seufzte ich und blieb noch kurz an der Tür stehen. Wie konnte es denn sein, dass eine junge Erwachsene Frau, die einen guten Job und sich in einer völlig fremden Stand ein Leben aufgebaut hatte, so verängstigt sein? Wer oder was verursachte das nur? Obwohl... es musste nichts ,aktuelles' sein. Es könnte auch etwas schlimmes in der Vergangenheit passiert sein, wovor sie immer noch Angst hat, weil sie damit noch nicht abgeschlossen hat. So wie bei mir und Sinas Tod. Es war Schönauer Jahre her, aber wirklich verarbeitet hatte ich es noch nicht... Hatte sie irgendwelche Probleme in der Kindheit? Familiär? Gott, ich hatte keine Ahnung und mit Sicherheit wird Rose es mir in den nächsten Part Tagen bzw. Wochen auch nicht sagen.

Ich dachte selbst beim Zähneputzen noch nach, was ich tun könnte, um es herauszufinden. Ryan und Brian konnten mir da bestimmt nicht weiterhelfen und Dorothea hatte selbst gesagt, dass sie es schon seit ungefähr drei Jahren erfolglos versuchte... Also wie sollte ich es dann bitte schaffen?

Nach mehr als 10 Minuten war ich tatsächlich mal fertig und ging aus dem Badezimmer. Nur war Rose nirgends hier oben zu sehen. War sie sich unten etwas holen gegangen? Ich beschloss noch einige Minuten zu warten,... es waren genau zwei, dann hielt ich es nicht aus und nahm die Treppe runter. Ab der Hälfte der Treppe sah ich sie schon auf der Couch unter einer Decke sitzend mit ihrem Handy in der Hand. Was machte sie da?

„Was machst du?" Fragte ich und lief näher zur Couch. Sie sah auf von ihrem Handy und da bemerkte ich etwas... etwas anderes an ihr...

„Ich lese die Nachrichten." Antwortete sie und ich schüttelt den Kopf:"Nein, ich meinte, was du hier unten machst."

„Ich schlafe heute Nacht auf der Couch." Erklärte sie kurz und ich verstand gar nichts mehr. Gestern Nacht hatten wir doch noch zusammen geschlafen und sie hielt mich sogar in ihren Armen! In dieser Nacht verlangte ich noch nicht mal so etwas vergleichbares, warum wollte sie dann nicht mit mir in einem Bett schlafen? Wo war da die Logik?

„Du weißt, dass oben in deinem Bett Platz für zwei ist?" erinnerte ich sie daran und sie nickte: „Ja, aber es ist besser, wenn ich hier unten bleibe." Meinte sie und ich verschränkte die Arme vor der Brust: „Aber... wieso?"

„Es..." Setzte sie an: „Es ist... kompliziert."- „Dann erkläre es mir, ich will es verstehen." Blieb ich hartnäckig und ich wusste, das war bei Rose der völlig falsche Weg, aber ich wollte es einfach wissen.

Sie schwieg und schien zu überlegen. Entweder versuchte sie einen Weg zu finden es mir zu erklären, oder sie suchte nach einer Notlüge, die einigermaßen plausibel war.

„Vertrau mir da einfach,... bitte." Kam dann und ich war etwas überrascht. Sie wollte, dass ich ihr vertraute. Wollte sie es mir nicht sagen? Konnte sie es mir überhaupt sagen? War es eventuell deswegen, dass sie vielleicht seit längerem nicht mit jemanden in einem Bett geschlafen hat?

Was klar war war, dass ich sie nicht dazu zwingen konnte und ihr Verständnis zeigen musste. Sie wollte, dass ich ihr vertraute, also musste ich ihr zeigen, dass sie auch mir vertrauen konnte.

„Okay, aber wenn du dich anders entscheidest, die eine Bettseite ist frei." zeigte ich mit meinem Finger die Treppe hoch und sie nickte etwas erleichtert. War ihr die gestrige Nacht mit mir vielleicht zu viel gewesen? Wollte sie einfach nicht mit mir ein erneutes Mal in einem Bett sein? Was ist we-...

„Gute Nacht, Sarah." Unterbrach sie zum Glück meinen Gedanken. Ich lächelte sie etwas an: „Gute Nacht, Rose." und mit dem ging ich wieder die Treppe hoch.

Alles war so unendlich kompliziert im Leben. Die meisten Sachen machten selbst hinter her noch keinen Sinn und viele Leute hatten schon längst damit aufgehört zu versuchen alles zu verstehen... Ich nicht. Jeder einzelne freie Sekunde, jede einzelne Nacht, egal wann ich mal Zeit hatte, versuchte ich den Zusammenhang von allem zu verstehen. Ob das alles vorherbestimmt war, was einem passierte, wen er traf oder an was er glaubte? War unser Schicksal wirklich schon seit unserer Geburt so fest programmiert, dass wir es nicht mehr ändern konnten, selbst wenn wir alle glaubten, dass wir unser Schicksal angeblich selber bestimmen konnten? So gesehen hätte ich eventuell Philosophie studieren sollen... aber ich blieb dennoch gerne auf den Boden der Realität. Ich war mehr als zufrieden mit meinem Jura Studium und wusste, dass ich nichts anderes machen wollte, als die Gerechtigkeit zu vertreten und die Typen weg sperren lassen zu können, die anderen tiefe Schmerzen bereitet haben.

Seufzend machte ich das kleine Lämpchen neben dem Bett aus und kuschelte mich in die Decke. Mit dem Blick auf London und den ganzen Lichtern in Formen von Punkten, schweiften meine Gedanken wieder zurück zu Rose. Etwas an ihr war anders... Ihre Augen. Sie waren zwar noch immer blau, aber sie waren irgendwie... dunkler. Sie zeigten ebenfalls weder Gefühle noch irgendeine andere Art von Emotionen. Nichts. Aber sie schönen trotzdem so verändert. Lag es am Licht? Oder fantasierte ich nur?...

Ich hatte keine Ahnung...

New Lovers 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt