Kapitel 65

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Ich saß da. Hilflos und überfordert. Was sollte ich jetzt machen? Was machte man in so einer Situation?!

Rose stand noch immer hier im Wohnzimmer und hielt sich beide Hände an den Seiten ihres Kopfes.

„Warum?" Fragte sie nach einer Weile und stellte die Frage, auf der ich nicht die passende Antwort wusste. Sollte ich ihr die Wahrheit sagen, dass ich in sie verliebt war? Oder sollte ich eine Notlüge sagen, dass ich einfach von dem Moment mitgezogen wurde und somit unsere Freundschaft eventuell retten konnte? Aber ich wollte keine Freundschaft mit ihr, nicht nur. Ich hatte mehr Gefühle für sie als nur das und selbst wenn wir noch Freunde blieben, war ich mir nicht sicher ob ich das auf Dauer aushalten könnte, ohne durchzudrehen.

Ich musste also die Wahrheit sagen: „Weil ich dich mag. Sehr mag."

Sie schüttelte nur weiter den Kopf: „Nein, tust du nicht. Das tut keiner..." Bitte was?! „Was meinst du?" Fragte ich nach.

Sie fuhr mich etwas genervt an: „Niemand mag mich, oder sonstiges... Du willst was von mir, sonst nichts. Aber was?! Was willst du, Sarah?!"

Was dachte sie von mir?! Ich war nicht so, wie die anderen, die sie wahrscheinlich nur ins Bett kriegen wollten... Ich wollte mehr. Ich wollte nur sie. Für immer.

Ich stand auf und stellte mich vor ihr hin, natürlich mit einem gewissen Abstand zwischen uns, immerhin wusste ich nicht, ob sie mich näher an sich wollte.

„Ich will nichts von dem was du denkst... oder andere von dir wollen..." Fing ich an zu erklären, „... Ich will nur Rose Smith. Die ganze Rose Smith. Ich will die, die mich mich zum Lachen bringen kann, zum entspannen oder in Sicherheit fühlen lassen kann. Ich will die, die mich auf dem Motorrad mitnehmen und mich einfach wieder glücklich machen kann." Ich atmete durch, „Aber ich möchte auch die Rose, die mich zum weinen bringen, zum verzweifeln oder mich einen Schmerz fühlen lassen kann, den ich sonst bei niemanden verspürte. Ich möchte bei dir sein und sonst nichts, Rose." Erklärte ich ehrlich zu Ende, selber mit Tränen in den Augen. Ich wollte einfach nur mit ihr zusammen sein...

Sie sah mich an. Erstaunt und verwirrt zugleich, aber brach den Augenkontakt wieder...

„Das geht nicht." Flüsterte sie.

„Warum nicht?" Hackte ich verzweifelt nach, „Was ist so schwer daran?"

„Alles." Antwortete sie, „Du verstehst das nicht!"

„Dann lass es mich verstehen, bitte!" Flehte ich, während einzelne Tränen meinen Wangen entlang liefen.

„Weil ich dir nicht das geben kann, was andere dir geben können. Sarah, ich bin kaputt. Du verdienst jemand besseren, viel besseren als mich!"

Nur weil sie innerlich nicht so stabil und normal wie andere war, hieß das nicht, dass es unwürdig war.

„Rose." Ging ich einen Schritt auf sie zu, „Du bist nicht die einzige, die gebrochen oder kaputt ist. Kein Mensch den du siehst, ist vollkommen Schmerz frei oder ganz. Jeder hat etwas in sich, was einen nicht normal zu scheinen macht. Aber genau das ist das normale... Ich will niemand anderen. Ich verdiene niemanden anderen. Ich will nur dich."

Wie sie mich ansah, brach mir das Herz. Was hatte sie nur durchmachen müssen, dass sie so von sich dachte?

„Du machst einen Fehler, Sarah." Warnte sie mich und ich hab ihr ein kleines Lächeln, „Das ist mir egal."

„Du wirst es bereuen und wie alle anderen weggehen." Flüsterte sie. Sie versuchte mich weiterhin wegzuscheuchen.

„Werde ich nicht. Ich werde bleiben, egal was ist. Solange du mich auch bleiben und helfen lässt." Versicherte ich ihr, aber ich sah noch immer die Zweifel in ihrem Gesichtsausdruck.

„Ich sollte gehen." Meinte sie nur und ging zum Stuhl, über den ihre Lederjacke hing.

„Bleib, Rose. Bitte." Ich wollte nicht, dass sie ging. Was bedeutete das für uns? Waren wir überhaupt noch befreundet oder habe ich doch alles ruiniert?

Sie drehte ihren Kopf etwas in meine Richtung, sah mich aber nicht an, bevor sie die Jacke anzog und ohne ein weiteres Wort aus der Wohnung ging.

Ich stand da, mit Tränen übersätem Gesicht die Wohnungstür anstarrend und betend, dass ich Rose nicht verloren hatte. Ich wollte mir nicht einmal mehr vorstellen, ohne Rose hier in London weiterzumachen.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte ihr hinterher, aber eventuell war es das falsche. Ich hatte absolut keine Ahnung... also ging ich ins Bett und weinte mich in den Schlaf.

Den nächsten Tag verbracht ich so gut wie ganz innewohnen Bett. Luke und Jane waren wahnsinnig besorgt, sie wussten nicht was vorgefallen war und ich hatte wirklich keine Kraft den Vorfall ganz zu wiederholen.

Den Tag darauf brachten die beiden es doch dazu, dass ich es Ihnen erzählte und beide hatten diesen Mitleidigen Blick darauf.

„Hast du nicht versucht wieder mit ihr zu reden?" Fragte Luke, aber ich schüttelte nur den Kopf.

„Gib ihr Zeit, Sarah. Sie ist sowas wahrscheinlich nicht gewohnt und muss erst damit klar kommen... Das wird schon wieder, okay?" Streichelte Jane mir sanft über den Rücken.

Was ist, wenn sie sich nicht mal daran gewöhnen wollte und nicht Zeit brauchte, sonder mich längste vergessen hatte?! Und das alles war mal wieder nur meine Schuld.

„Steh auf, du musst was essen." Bat Luke mich besorgt und beide gingen aus meinem Zimmer. Ich hatte keinen Hunger, aber musste was essen. Schwach stieg ich aus meinem Bett und schleppte mich unter die Dusche. Ich sah in den Spiegel, sah eine Sarah mit rot geweinten Augen, die alles andere als normal aussah.

Seufzend ging ich in die Küche, wo die beiden mich mit einem Lächeln begrüßten. Sie wollten mich aufmuntern, klasse. Ich hatte weder Lust, noch Geduld dafür, aber das schien die beiden weniger zu stören.

„Maria kommt heute wieder." Erinnerte mich Luke und innerlich drehte sie mein Magen um. Ich hatte keinen Nerv dafür mich so zu verhalten, als wäre alles Bestens. Aber wie sollte ich es Maria erklären, dass ich seit zwei oder drei Tagen nur durch geheult hatte? Ich konnte ihr den wahren Grund nicht sagen, nicht so und ehrlich gesagt, war ich auch nicht bereit dafür. Andererseits musste ich das mit Maria so oder so beenden, ich wollte ihr nicht länger etwas vorspielen. Es war ihr gegenüber nicht fair...

„Sarah, wie wird das mit Maria und dir jetzt weitergehen?" Fragte Jane, während wir aßen.

„Ich werde mit ihr Schluss machen... Irgendwann." Gestand ich und beide sahen mich mitleidig an, wissend in was für eine scheiß Situation ich gerade war.

„Das wird schon wieder..." Versicherte mir Luke und ich hoffte, dass er Recht hatte.

Das restliche Essen verlief zumindest für mich schweigend. Ich konnte nur an Rose denken... Seit fast drei Tagen herrschte zwischen uns komplette Funkstille und das machte mich wahnsinnig.

Ich ging zurück in mein Zimmer und fing langsam an mich fertig zu machen um Maria wieder zu sehen. Wir würden sie in ihrer Wohnung in ungefähr einer Stunde treffen...

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