Willkommen in Bruchtal

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Anne POV:
„Oh, misty eye of the mountain below. Keep careful watch of my brothers souls...", sang ich lauthals mit der Stimme aus dem Radio mit, während ich eine Bratpfanne aus dem Küchenschrank holte und sie auf den Herd stellte. Ich war heute früher nach Hause gekommen, da wir nur eine Prüfung in der Uni geschrieben hatten und danach gehen konnten. Jetzt war ich gerade gut gelaunt dabei, mir mein Mittagessen zu machen. Ich wählte die einfache Variante und entschied mich für Rührei. Summend holte ich das Olivenöl hervor und kippte etwas davon in die Pfanne.
Ich freute mich schon auf heute Abend, heute kamen meine drei Freundinnen Emmi, Franzi und Lea zu mir und wir wollten zusammen ein paar Filme gucken. Da fiel mir ein, dass ich ganz vergessen hatte, auf dem Rückweg von der Uni das Popcorn zu besorgen. Ich vergaß öfter mal gerne irgendwelche Sachen. Seufzend lief ich aus der Küche raus zu meinem Laptop und schaltete ihn an. Während ich wartete bis das alte Schrott Teil mal irgendetwas hinbekam, trommelte ich gelangweilt mit den Fingerspitzen in regelmäßigen Abständen auf der Oberfläche des Wohnzimmertisches herum. Nachdem ich mich bei Skype eingeloggt hatte, rief ich Emmi, eine meiner besten Freundinnen an. Sofort nahm sie den Anruf entgegen und nach einem kurzen Moment erblickte ich ihr vertrautes Gesicht.
„Hi, Em. Wie war dein Tag so? War dein Flug gut?", fragte ich sie. Emmi hatte sich nach dem Schulabschluss dazu entschlossen, erstmal noch nicht zu studieren und für ein paar Monate nach Japan, genauer gesagt nach Tokio zu reisen. Schon immer wollte sie dort hin und hatte sich dann endlich ihren Traum erfüllt.
„Ja, ich bin nur total erschöpft, obwohl ich gerade geschlafen hab. Ich bin heute Morgen um drei zu Hause gewesen und sofort ins Bett gefallen. Jetzt wollte ich meine Sachen auspacken. Und was machst du so?"
„Ich bin gerade nach Hause gekommen, wir mussten heute nur eine Prüfung schreiben und durften danach gehen.", sagte ich und band mir meine Haare zu einem Zopf zurück. Emmi hatte sich sehr verändert, seitdem ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Sie hatte sich ihre glatten, hellbraunen Haare schwarz gefärbt und sie bis knapp zu den Schultern abgeschnitten. Sie war gewachsen und jetzt ungefähr 1,60 groß, doch ihre Augen waren die gleichen geblieben. Auch wenn man dachte, dass sie dunkelbraune Augen hatte, wenn man genau hinsah, konnte man im Licht erkennen, dass sie eigentlich dunkelrot waren. Es fiel fast niemandem auf, doch ich kannte sie jetzt schon eine halbe Ewigkeit. Auch ihre Zahnspange hatte sich nicht verändert und um ihren Hals trug sie eine Schmuckschließe mit dem Muster von Fili.
„Wollen wir mal Franzi und Lea anrufen und noch was für heute Abend besprechen?", fragte ich sie und sie stimmte zu. Dies setzten wir dann auch gleich in die Tat um und schon erblickte ich auch Franzi.
„Hi, Leute", sagte Franzi und strich ihre Haare glatt, die nach allen Richtungen abstanden.
„Hi,...du siehst ja echt... toll aus", grinste Emmi, da sie genau wusste, wie sie Franzi ärgern konnte.
„Die Uni ist heute ausgefallen und ich bin noch nicht dazu gekommen, aufzustehen. Übrigens cool, dass du wieder da bist Emmi", entgegnete Franziska und setzte sich auf ihr Bett.
„Also heute bei Anne?"
Ich nickte und fügte noch ein: „Vergesst eure Sachen nicht. Ich kann nicht schon wieder jedem Schlafsachen geben."
Daraufhin fingen Franzi und Emmi an, zu lachen.
„Keine Sorge, heute werden wir auf die Minute pünktlich und mit allem dabei, bei dir auf der Matte stehen", beschwichtigte Emmi mich und Franzi nickte lächelnd, fragte dann aber: „Wo ist eigentlich Lea?"
Wir zuckten mit den Schultern. Franzi rief noch schnell Lea an und nun waren wir komplett. Lea war gerade auf dem Weg zum Sport und war, wie immer etwas ungeplant und somit kam sie fast zu spät zu ihrem Training. Wir besprachen noch kurz, wer das fehlende Popcorn mit brachte und noch ein paar andere Sachen. Es war offensichtlich, dass wir uns alle auf ein Wiedersehen mit Emmi freuten und ich war schon gespannt darauf, was sie uns über Japan alles erzählen würde.
Nachdem wir alle aufgelegt hatten, lehnte ich mich zufrieden auf dem Sofa zurück und sah aus dem Fenster, wo es gerade aufgehört hatte zu regnen. In Gedanken versunken spielte ich mit meinem Kettenanhänger und sah verträumt nach draußen.
Dann fiel mir ein komischer Geruch auf, der allmählich immer stärker wurde. Ich runzelte die Stirn und zog die Luft bewusst durch die Nase ein.
Irgendwie riecht es hier nach...Lagerfeuer?
Meine Augen weiteten sich entsetzt als mir klar wurde, was das war. Mit einem „Fuck!", sprang ich auf und sprintete mit einer bösen Vorahnung in die Küche. Ich hatte den Herd angelassen, während ich mit den anderen geskypt hatte. Ich bog um die Ecke und blieb erschrocken stehen. Das Öl in der Pfanne hatte angefangen zu brennen und schon fing auch der Rauchmelder an, zu piepen.
„Nein, nein, nein!", rief ich panisch und schlug die Hände vor den Mund. Einen Moment lang überlegte ich fieberhaft, was ich nun machen sollte. Dann entschied ich mich für Wasser. Schnell holte ich eine große Schale und füllte sie mit kaltem Wasser, dabei ließ ich das Feuer auf dem Herd nicht einmal aus den Augen. Ich balancierte die Schüssel durch die Küche und schnappte mir nebenbei noch das Telefon. Ich wollte vorsichtshalber die Feuerwehr anrufen.
Je näher ich dem Feuer kam, desto heißer wurde mir und meine Augen fingen von der Hitze an zu tränen. Ich nahm vorsichtig den Griff der Bratpfanne und versuchte mich nicht zu verbrennen. Dann schüttete ich das Wasser mit einem Schwung auf das brennende Öl...
Ein lauter Knall ertönte, als plötzlich alles explodierte. Ich wurde nach hinten geschleudert und eine unendliche Hitze verbrannte meine Haut. Alles um mich herum hatte plötzliche die Farbe von Feuer und ich spürte nur diesen unendlichen Schmerz. Dann wurde mir schwarz vor Augen.

*
Ich hörte entfernt Stimmen und bekam kaum die Augen auf. Da war irgendjemand. Verschwommen, ungreifbar, undeutlich. Seltsame Gesichter. Schmerzen im Kopf. Ich konnte mich nicht bewegen, war wie gelähmt. Eine Welle von Panik übermannte mich. Dann waren da wieder diese Stimmen. Es hörte sich an, wie ein leiser Singsang auf einer mir unbekannten Sprache. Dann sackte ich wieder weg. Ich versuchte dagegen an zu kämpfen, wollte zurück, nach oben, ins Licht. Doch dann wurde wieder alles schwarz.

*

Als ich das nächste Mal aufwachte, ging es schon besser. Das Licht war viel zu grell, aber ich öffnete trotzdem die Augen. Mein Mund fühlte sich an, als wäre er voller Klebstoff. Ich brauchte einen Moment, bis ich alles um mich herum wahrnahm. Ich versuchte meinen Kopf zu heben, aber die Erschöpfung hinderte mich daran. Also ließ ich mich wieder in das Kissen zurück sinken. Dass ich in einem Bett lag, hatte ich schon längst bemerkt, aber alles fühlte sich irgendwie weicher an. Und wenn ich an die Decke guckte, sah ich ineinander geschwungene Ranken aus Stein. Im Hintergrund hörte ich Vögel zwitschern und einen Wasserfall rauschen. Ein Krankenhaus war das hier sicher nicht. Kurz gesagt, ich hatte kein Plan, wo ich hier war.
Dann hörte ich, wie sich eine Tür öffnete und gleich darauf tauchte ein Gesicht über mir auf.
Verwirrt sah ich den Mann an, der neben dem Bett stand. Entweder musste ich mir den Kopf angeschlagen haben oder ich war in einem Irrenhaus gelandet. Erstens hatte dieser Typ lange, braune Haare und ein Kleid aus Seide. Außerdem guckte er mich irgendwie gruselig an.
„Mae Govannen, adaneth", sagte er und ich sah ihn noch verständnisloser an.
„Äh...", brachte ich nur hervor und starrte ihn an. Dann fiel mein Blick auf den kleinen Tisch neben dem Bett. Da war die Bratpfanne, mit der ich mir Rührei gemacht hatte. Erfreut packte ich sie schnell und hielt sie vorsichtshalber vor mich. Falls mir der komische Typ irgendetwas antun wollte, könnte ich ihm eins mit der Bratpfanne überziehen. Wieso war mir noch nie aufgefallen, dass so ein Teil so nützlich sein konnte?
„Wie geht es euch?", sprach er mich wieder an. Seine Stimme erinnerte mich irgendwie an Glocken.
Ah, der Irre kann ja doch normal reden!
„Ähm, ganz gut so weit. Können sie mir sagen, wo ich hier bin und was ich hier mache?"
Der Mann zog eine Augenbraue hoch und sah mich an.
„Ihr seid in Bruchtal und was ihr hier macht, das haben wir uns auch gefragt, als wir euch bewusstlos im Wald fanden."
Hat der gerade wir gesagt? Och ne, dann gibt's ja noch mehr Irre hier...
„Ich bin Elrond, der Herr von Bruchtal. Verratet ihr mir, wie ihr heißt?"
Ich schnaubte belustigt.
„Ja, ne, is klar. Elrond...und ich bin der König von China. Jetzt ernsthaft? So ein Scheiß muss ich mir nicht antun", mit diesen Worten stieg ich aus dem Bett und lief mit der Bratpfanne zu einer Tür, die zu einem Balkon führte. Der angebliche „Elrond" sah mir verständnislos und etwas verärgert hinter her. Ich schob die Tür auf und was ich dann erblickte, war einfach unglaublich!
Ich blickte auf eine kleine Stadt, die geschickt in ein Tal gebaut worden war. Überall gab es Wasserfälle, wunderschöne Pflanzen und alles sah irgendwie...elbisch aus?
Ich drehte mich langsam wieder zu dem Mann um, der immer noch neben dem Bett stand.
Er war groß, hatte gutmütige dunkelbraune Augen und in seinen Haaren steckte ein silberner Kranz. An seinem „Kleid" steckte eine Brosche, in Form von einem eingerahmten Baum. Das hier war kein Fake, der Typ hatte keine Perücke und sah auch sonst ziemlich echt aus. Das war wirklich Herr Elrond. Ich hatte gerade eben den Herren von Bruchtal beleidigt. Ich war in Mittelerde, verdammt noch mal!
Ich sah mich noch einmal um und erblickte andere Elben, die herum liefen oder irgendeiner Arbeit nachgingen.
Mit einem „Oh. Mein. Gott!", kippte ich um und fiel noch einmal in Ohnmacht.

Vier Bekloppte in MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt