WTF! Ein verliebter Elb?

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Franzi POV:
„Man, ist hier jemand gestorben, oder ist die Musik immer so?", fragte Emmi.
„Ich finde das Essen ja wesentlich schlimmer. Das ist SALAT. Das ist voll gesund.", nörgelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Währenddessen futterte Lea alles, was sie zu fassen bekam.
„Ernährst du dich immer so grün?", fragte ich und Lea erstarrte.
„Naja, wenn man schon die Chance hat...", erwiderte sie.
„Ich habe ihnen schon oft gesagt, dass es was anderes geben muss, aber sie hören einfach nicht auf mich.", sagte Anne und ich lächelte. Sie war auch hier, jetzt waren wir wieder zu viert. Ich zog meine drei Freundinnen zu mir heran und drückte sie fest.
„Okay...", sagte Emmi und ich drückte sie nur noch fester.
„Franzi, ich bekomme keine Luft mehr!", hörte ich Lea flüstern. Sofort ließ ich die drei los und grinste.
„Ich freue mich nur so unglaublich.", sagte ich und zog sie noch einmal zu einer Umarmung zu mir heran. Die drei ließen sich umarmen, aber ich merkte, dass sie etwas genervt wirkten.
„Okay, ich glaube, ich brauch langsam ein Kissen, dieser Stuhl ist noch schlimmer, als der Sattel von Gruthilde...", sagte Lea und ich musste schon wieder grinsen.
„Kein Problem.", sagte ich, klatschte zweimal in die Hände und rief dann: „Lea braucht ein Kissen für ihren Allerwertesten!"
Keine Minute später, drückte mir jemand ein Kissen in die Hand, auf das sich Lea dann setzte.
„Das nächste Mal etwas schneller, bitte.", sagte ich hochnäsig und überhörte, dass jemand leise hustete. Niemand mochte es, wenn ich Thorin so rum kommandierte, aber es wollte auch niemand eine Kiste Gold aus dem Erebor hergeben, die ich stattdessen bekommen hätte. Natürlich zu meinem jetzt 18tel Schatzanteil.
„Ich hätte jetzt gerne ein großes Stück Fleisch.", sagte Dwalin und Nori antwortete: „Oder Bratkartoffeln..."
Bei diesem Wort guckte Lea hoch. Sie liebte Bratkartoffeln, aber sie hasste alle anderen Arten von Kartoffeln wie die Pest, seit wir mal zwei Wochen lang ein richtig ekliges Schulessen auf einer Klassenfahrt hatten, und jeden Tag hatte es dort Kartoffeln gegeben, echt zum Kotzen.
„Bratkartoffeln...", sagte Lea genießerisch und lehnte sich nach hinten.
„Ja, Lea...", sagte ich und grinste. Währenddessen beobachtete ich Kili, wie er zaghaft zu einem Elb hinüber lächelte, dann nach unten schaute und dann mit einem Hundeblick, der echt zum Knuddeln war, wieder nach oben. Dwalin folgte seinem Blick, sah zu dem Elben und dann wieder zu Kili.
„Elbenmädchen...sind nicht so mein Fall. Zu dünn, zu hohe Wangenknochen und vor allem zu wenig Gesichtsbeharrung.", sagte Kili, als er Dwalins Blick bemerkte hatte und ich verschluckte mich an einem Stück Brot, das ich mir gerade in den Mund geschoben hatte. Laut hustete ich und Anne schlug mir kräftig auf den Rücken.
„Das ist kein Elbenmädchen...", sagte Dwalin und alle brachen in lautes Gelächter aus. Kili wurde rot und wir vier lachten alle mit.
Als wir uns wieder beruhigt hatten, stand ich auf, und streckte mich.
„Ich glaube, ich muss mich ein bisschen bewegen, auf dem Boden zu sitzen ist nicht gut für meine alten Knochen.", sagte ich und grinste Emmi zu, die mir einen irritierten Blick zu warf.
„Wo hast du den bitte alte Knochen?", fragte sie und ich antwortete ohne zu zögern: „In meinem kleinen Finger."
Emmi, Anne und Lea lachten los.
„Nicht witzig.", sagte Lea, kicherte aber trotzdem weiter und Anne lachte noch lauter.
„Doch.", lachte sie und ich deutete eine kleine Verbeugung an. Dann drehte ich mich um und ging. Ich lief ein paar Schritte und lehnte mich dann an einen Pfeiler um das Geschehen aus einiger Entfernung zu betrachten.
Oin stopfte sich gerade ein Taschentuch in sein Hörgerät um die Musik bestmöglich auszublenden, Thorin und Gandalf zeigten Elladan „Orkrist-den Ork Spalter" und „Glandain-den Feindhammer" und erzählten von den Orks an der großen Oststaße.
„Schwerter heißen nach den großen Taten, die sie vollbracht haben.", hörte ich mit einem Ohr Balin zu.
„Das heißt, mein Schwert hat noch keine Schlacht gesehen?", fragte Bilbo zurück und Balin antwortete: „Ich weiß nicht mal, ob es ein Schwert ist. Sieht eher wie ein Brieföffner aus..."
„Du bist also eine von Annes Freundinnen.", sagte plötzlich jemand neben mir und ich drehte den Kopf zu der Person. Elrohir...oder war es Elladan?, lächelte mir zu und ich nickte. Das er mich gleich mit einem „Du" ansprach, überging ich jetzt einfach mal.
„Ja.", antwortete ich und bekam von dem Elben ein Glas in die Hand gedrückt. Naja, eigentlich war es ein Becher, der von der Form her einem Weinglas ähnelte, aber egal. Ein Dienstmädchen trat zu uns und schenkte uns einen blutroten Wein ein. Elladan oder Elrohir, ich war mir immer noch nicht ganz sicher, prostete mir zu und nahm dann einen Schluck.
„Keine Sorge, der Wein ist nicht vergiftet.", sagte er.
Ich schielte auf das rote Getränk und nahm dann zögernd einen kleinen Schluck. Der Wein schmeckte köstlich, noch Wacholder und Brombeere.
„Mhm.", machte ich und schloss genießerisch die Augen.
„Du verstehst wohl etwas von Wein.", sagte...naja, der Typ halt und ich schüttelte den Kopf.
„Nicht mal ansatzweiße, ich weiß nur, je älter der Wein, desto teurer und besser.", sagte ich und der Zwilling, der vor mir stand, lachte.
„Okay, Anne hatte erzählt, dass eine von euch sehr ehrlich ist.", sagte er und ich nickte.
„Franzi.", sagte ich dann und reichte ihm meine Hand. Er griff danach und drückte sie kurz.
„Elladan.", sagte er und ich nickte.
Elladan also, in Ordnung, dachte ich und nahm noch einen Schluck aus meinem Becher. Eine Weile standen wir schweigend nebeneinander, und ich merkte, dass Elladan mir irgendetwas sagen wollte, aber nicht wusste wie. Er öffnete immer wieder den Mund, zögerte kurz, und schloss ihn dann wieder.
„Dein Freund beobachtet uns schon eine ganze Weile.", sagte Elladan dann und ich zog eine Augenbraue hoch. Geschickt stellte sich Elladan vor mich und sagte dann: „Der Zwerg mit den braunen Haaren."
Ich schielte leicht an ihm vorbei und sah Kili, der mir und Elladan einen finsteren Blick zuwarf.
„Ich bezweifle ja, dass er mein Freund ist, aber...", erwiderte ich und ließ den Satz in der Luft hängen. Elladan grinste und beugte sich noch ein Stück tiefer zu mir runter.
„Naja, er scheint aber ein reges Interesse an dir zu haben.", sagte er und ich streckte mich ein Stück. Unsere Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt und ich musste ein Lachen unterdrücken.
„Tja, dann hat er wohl Pech gehabt, er ist nicht unbedingt mein Fall...", sagte ich und sah Elladan in die Augen, die irgendwie so ein unglaubliches braun hatten, dass sie fast wunderschön außergewöhnlich wirkten.
„Der Arme...", sagte Elladan nur. „Würdest du mit mir einen Spaziergang machen?", fragte er dann und ich nickte. Das Letzte was ich sah, bevor Elladan und ich die Festlichkeiten verließen, war Kili, der Elladan einen wütenden Blick zuwarf.

Wir wanderten durch einen prachtvollen Garten und ich bewunderte die Farben der Blumen.
„Okay, was willst du mir sagen?", fragte ich nach einer Weile und sah Elladan von der Seite her an.
„Woher weißt du, dass ich dir etwas mitteilen will?"
„Deine Körpersprache ist eindeutig.", erwiderte ich.
„Was meinst du damit?", fragte er weiter.
„Naja,", sagte ich und blieb stehen „nach der Nummer vorhin, war klar, dass dir etwas auf dem Herzen liegt."
Elladan wurde leicht rot und ich ging lächelnd weiter.
„Ja,... du hast Recht. Es geht um...um...es geht um Anne.", sagte Elladan und ich blieb abrupt stehen.
„Was ist mit ihr, ist sie krank, hat sie vor, Lea, Emmi und mich alleine zu lassen?", fragte ich und meine Stimme schoss in die Höhe.
„Nein, nein, nein! Ich würde ihr gerne etwas sagen, aber ich weiß nicht wie...", beschwichtigte er mich schnell und ich legte den Kopf schräg.
„Was meinst du damit?", fragte ich. Elladan ging vorwärts und ich folgte ihm.
„Elladan, was meinst du?", fragte ich und wollte ihn am Armpacken, um ihn zum Aufhalten zu zwingen, aber dann erinnerte ich mich daran, wo ich war, und rannte ihm dann einfach weiter hinterher. Erst in einer Art Pavillon blieb er stehen und setzte sich dann ganz gesittet auf eine Bank. Ich ließ mich ganz Omma neben ihn fallen und sah ihn dann an.
„Also...?", fragte ich neugierig und dann packte Elladan mit etwas aus, was ich lieber sofort wieder aus meinem Gedächtnis gelöscht hätte.
„Es geht um Anne... sie ist eine so wunderbare Frau, sie hat so viel Ausstrahlung und Selbstvertrauen. Immer wenn ich sie sehe, habe ich das Gefühl, die Welt würde gleich viel heller werden und...", legte er los und ich stoppte ihn sofort wieder.
„Wow, wow, wow, du willst mir doch nicht wirklich gerade weiß machen, dass du Anne...liebst?", sagte ich und versuchte zu verhindern in Gelächter auszubrechen.
Elladan hatte wohl meine Belustigung bemerkt, denn er sah mich streng an und sagte: „Darüber macht man keine Witze."
Ich versuchte schnell, ernst zu werden und sagte dann mit beinahe gleichgültiger Mine: „Du willst ihr also sagen, dass du sie liebst, hast aber keine Ahnung, wie. Und jetzt hast du gedacht, weil ich ihre Freundin bin, könnte ich dich dabei unterstützen.", sagte ich und Elladan nickte.
„Okay, packen wir es an!", fuhr ich fort, lächelte und begann sofort ihm Tipps zu geben. Was Anne mochte, wovor sie Angst hatte, welchen Glauben sie hatte, was sie gerne aß, wobei bemerkt, er hatte nicht den leisesten Schimmer was Sushi war, und wie ihre Familie war.
Ich erzählte ihm ziemlich lange etwas über Anne und irgendwann entschieden wir uns zurück zur Feier zu gehen. Um ehrlich zu sein, ich hatte ihn überredet, weil ich schon wieder Hunger hatte. Auf dem Weg zurück erklärte ich ihm noch, dass Anne Enten mochte, Klavier spielte und Englisch liebte. Als wir wieder bei den anderen waren, umarmte mich Elladan und flüsterte leise in mein Ohr: „Ich zähle auf deine Unterstützung."
„Klar.", sagte ich lässig und grinste ihm zu, dann ging ich wieder zu meinen Freundinnen und setzte mich.
„Wo warst du?", fragte Emmi.
„Warum warst du mit Elladan unterwegs?", fragte Anne.
„Und wie war es?", fragte Lea.
„Also, Elladan ist wirklich sehr nett. Und wir haben ziemlich viel geredet.", erwiderte ich um dem anderen „Thema" aus dem Weg zu gehen.
„Das heißt dann bestimmt, du hast geredet und er hat zugehört.", sagte Anne und ich grinste. Kilis Blick war nicht ganz so gelassen, er starrte eher wütend vor sich hin.
„Was hat Kili denn?", fragte ich Lea leise und sie verdrehte nur die Augen.
„Ich glaube, er hat beschlossen, dass er Elladan nicht mag", sagte sie und warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu. Ich zog eine Augenbraue hoch, und wollte gerade etwas erwidern, als Bofur von seinem Platz aufsprang, auf einen Tisch kletterte und ein Liedchen anstimmte, das sich sehr nach Irland anhörte:
„Ein alter Krug, ein fröhlicher Krug,
steht grau am grauen Hang.
Da brauen sie ein Bier so braun,
dass selbst der Mann im Mond kam schau'n
und lag im Rausche lang.", sang er lauthals, und alle Zwerge stimmten mit ein. Ich schielte zu Thorin, der erst ganz gelassen auf den Fußballen wippte und dann anfing zu tanzen. Genau in diesem Moment brach ich in schallendes Gelächter aus, und zeigte den anderen Bekloppten, was Thorin gerade für eine Show ablieferte. Dann griff jeder von uns sich etwas zu essen und begann genau wie die Zwerge, damit zu werfen.
Die Elben hatten aufgehört zu spielen und vor allem Anne wurde bestürzt angeguckt.
„Hey, Lele! Glaubst du, Willi würde mitmachen?", fragte ich meine Freundin und sie lachte laut los.
„Ich denk' mal nicht.", sagte sie dann und ich grinste. Orlando Bloom, der Schauspieler von Legolas, hatte bei „Fluch der Karibik" William Turner gespielt, weshalb ich und Lea Legolas seit langer Zeit immer Willi oder einfach nur Leggi nannten.

Ich weiß nicht, wie lange wir noch am Tisch gesessen hatten und etwas gegessen oder gelacht hatten, aber auch wir wurden langsam müde und ließen uns von ein paar Bediensteten unsere Zimmer zeigen.
Als ich mein Zimmer betrat, blieb mir für einen Moment der Mund offen stehen, und das passierte wirklich selten. Das Zimmer war riesig, mit Fenstern, die bis auf den Boden reichten und das warme Sonnenlicht von draußen herein ließen. Die Möbel waren kunstvoll gestaltet und das Bett besaß...vier, sechs,...naja so zwanzig Kissen oder sogar mehr.
Hinter mir räusperte sich jemand, und ich drehte mich um.
„Mein Herr hat euch neue Kleider bringen lassen.", sagte ein junger Elb, unter ihm betraten drei weitere Diener den Raum.
„Sagt eurem Herrn, dass das sehr nett von ihm ist.", sagte ich. Die Diener legten die Sachen auf das Bett und verließen mit einer Verbeugung wieder den Raum. Als sie fort waren, ging ich zu einem der großen Fenster und sah mir Bruchtal im sanften Schein der untergehenden Sonne an. Mit einem Lächeln stellte ich fest, dass es mir hier gefiel, aber meine Gedanken wurden je unterbrochen, als Lea und Emmi, gefolgt von Anne ins Zimmer stürzten.
„Oh gut, bei dir wahren sie auch schon.", sagte Emmi und ich sah, dass sie etwas Dunkelrotes in der Hand hatte.
„Die wollen, dass wir Kleider, KLEIDER tragen!", beschwerte sich Lea und ich musste lachen, als sie mit spitzen Fingern ein dunkelblaues Kleid hochhielt um es mir zu zeigen.
„Leute, Kleider sind eigentlich gar nicht so schlimm, man muss sich halt nur daran gewöhnen.", versuchte Anne ihre beiden Freundinnen zu beruhigen.
„Franzi, sag doch auch mal was.", sagte die Asiatin.
„Ähm,...", sagte ich und ging zu meinem Bett, um kurz darauf ein hellblau-grünes Kleid hervor zu holen. Für einen Moment war ich wie erstarrt, doch dann kochte die Wut in mir hoch. Ich hatte es schon immer gehasst, wenn Leute durch gewisse Dinge Aufmerksamkeit auf meine Augen lenken wollten, und das wussten meine Freundinnen. Ob Elrond extra diese Farbe ausgewählt hatte? Doch dann hatte ich eine Idee.
„Okay, wenn sie wollen, dass wir Kleider tragen, dann werden wir sie halt tragen.", sagte ich und drehte mich mit einem teuflischen Lächeln zu Lea, Emmi und Anne um. Die Elben würden mich hassen, aber das war mir gerade sowas von egal.
Zusammen machten wir uns ans Werk, saßen fast drei Stunden zusammen in meinem Zimmer und...naja, wir bearbeiteten die Kleider. Wir hatten uns in Bruchtal alles besorgt was wir brauchten, dass hieß: Nadeln, Faden, Scheren, Farbe zum Einfärben, jede Menge Stoff und Wasser.
Zuerst füllten wir das Wasser in eine kleine Badewanne, die bei mir im Badezimmer stand und mischten uns dann unsere Farben zusammen. Dann färbten wir die Kleider ein, wobei wir am Anfang mehr Farbe abbekamen als die Kleider. Als Emmi dann mit einem Fieslingslachen mit der Schere wieder kam, zogen wir die Kleider an und schnitten gefüllte Tonnen an unnötigem Stoff weg. Danach nähten wir alles wieder zusammen. Dabei hatten wir Glück, weil Anne schon immer gerne genäht hatte, und meine Oma früher Schneiderin gewesen war und mir einiges beigebracht hatte.
Das Endergebnis war, wie wir fanden, wunderschön, und vielleicht würden wir damit eine neue Modewelle in Bruchtal lostreten.
Lea's Kleid hatte einen dunklen Türkiston und war eher schlicht geschnitten. Das Kleid reichte ihr bis knapp über die Knie und die Ärmel waren bis zum Ellenbogen weg geschnitten. Ihre Haare hatte Anne leicht geflochten und dann zu einem Dutt hochgesteckt.
Emmi's Kleid war tiefschwarz und hatte ein paar rote Wolken auf dem Rock. Das Kleid war etwas kürzer, als das von Lea, aber wir hatten ihr noch einen kleinen schwarzen Bolero dazu geschneidert. Ihre kurzen Haare waren in zwei seitliche Zöpfe geflochten und mit einigen roten Blumen verziert worden. Fast sah sie so aus, wie ein Todesengel, wenn ich genauer darüber nachdachte. Doch das war einfach typisch...Emmi halt.
Annes Kleid war orange, aber es war kein knalliges Orange, es sah eher so aus, wie das Licht der untergehenden Sonne. Außerdem waren kleine dunkelrote Schnörkel am Saum und der Rock reichte bis zu den Köcheln. Ihr Pony war am Hinterkopf zusammen gefasst und hatte ein paar Locken.
Mein Kleid, war dunkelblau und sah aus wie der Sternenhimmel. Ich hatte Lea gefragt, ob sie Sterne auf den Stoff malen könnte und sie war mit viel Begeisterung meiner Bitte nachgegangen. Das Kleid reichte bis auf den Boden und ich hatte die Träger komplett entfernt. Meine Haare waren über meine linke Schulter zu einem Fischgrätenzopf geflochten und Anne hatte ganz oben eine dunkelblau gefärbte Rose in den Zopf geschoben.
„FOTO!", rief Emmi, zusammen schossen wir ein Selfie und dann noch mal jeder einzeln.
„Ich finde, wir sollten unsere Kreationen den anderen zeigen.", sagte Anne und Lea rief: „Mittelerdes next Topmodel!"
Wir rafften unsere Röcke und verließen mit hocherhobenen Köpfen das Zimmer. Der ersten Elbin, die uns begegnete, fiel die Kinnlade herunter, und Anne sagte noch: „Oh nein!"
„Anne, was habt ihr mit den Kleidern gemacht?", fauchte die Elbin los und trat ganz dicht an uns ran.
„Mein Herr wollte nett sein, und ihr habt seine Güte mit Füßen getreten.", schrie sie und ich wischte mir über das Gesicht.
„Könntest du bitte weniger spucken, dass ist echt ekelhaft und du solltest ganz dringen mal Pfefferminze essen, du hast schweren Mundgeruch.", sagte ich gerade raus und hielt mir die Nase zu. Ich hörte Lea leise lachen und musste selber ein Grinsen unterdrücken.
„Leute, dass ist Lailany, meine Hauslehrerin und persönliche Bedienstete.", sagte Anne und ich hob den Kopf etwas höher. Obwohl Lailany viel größer war als ich und mir wahrscheinlich auf den Kopf hätte spucken können, fühlte ich mich auf einmal voll groß.
„Achso, du bist also hier Dienerin, na dann diener mal und verschwinde, bevor ich deinem lieben Herrn mitteilen muss, dass du seine Gäste belästigt.", sagte ich vollkommen ruhig und sah, wie aus Lailanys Gesicht alle Farbe wich. Dann drehte sie sich mit einem „Tss!", um und verschwand.
„Ich mag sie.", sagte ich und drehte mich zu meinen Freundinnen um. Lea machte große Augen, Annes Kinnlade hatte Bekanntschaft mit dem Boden geschlossen und Emmi schoss ein Foto.
„Ich habe mir überlegt ein Fotobuch zu machen, mit allen Fotos, die wir hier geschossen haben und schießen werden. Und ich glaube, dieses Foto bekommt eine komplette Seite mit dem Titel „Es gibt doch nichts schöneres als dumm guckende Leute".", sagte Emmi und ich lachte.

Zu viert liefen wir durch Bruchtal und Anne zeigte uns einige ihrer Lieblingsstellen. Und einige waren wirklich richtig schön. Als wir um die nächste Ecke bogen, blieb Emmi abrupt stehen.
„Ich glaube, wir sollten wieder umdrehen.", warnte Emmi und ich zog eine Augenbraue hoch.
„Warum Emmi? Hier ist doch niemand!", sagte Lea und marschierte total damenhaft voran. Im selben Moment fiel mir auf, dass ich diesen Weg kannte, und ich wusste auch, was jetzt kommen würde.
„Ähm Lea? Ich glaube, es wäre besser, wenn...", doch weiter kam ich nicht, denn genau in diesem Moment bog Lea um die Ecke und stieß im nächsten Augenblick einen schrillen Schrei aus. Ohne um die Ecke zu gucken, zogen wir Lea wieder zurück und ich unterdrückte einen Lachanfall.
„Warum...? Dieses Bild werde ich nie mehr loswerden.", wimmerte Lea und ich merkte, wie sie leicht erschauderte.
„Man Lea, du hättest da mit hocherhobenen Kopf lang gehen müssen.", sagte ich und als ich Lea's Gesicht sah, brach ich dann wirklich in Gelächter aus.
„Bist du verrückt! Das sind Zwerge, und zwar...und zwar...nackt!", rief Lea und ich lachte noch lauter.
„Ich will zwar nicht stören, aber es gibt jetzt Abendessen, und wir müssen... da lang.", sagte Anne und ich sah sie zögern.
„Na dann, mal los! Wer folgt mir in die Schlacht?", frage ich und mit einem Kichern hakte sich Emmi bei mir ein. Zusammen schritten wir um die Ecke und bekamen ein Bild zu sehen, was extrem komisch war.
Alle Zwerge standen in einem riesigen Brunnen, und Lea hatte recht, sie waren nackt, nur dass, als sie uns sahen, alle losrannten und sich dann hinter einer riesigen steinernen Figur versteckten.
„Seid ihr verrückt?", brüllte einer der Zwerge.
„Oh, ja!", flüsterte Emmi mir zu und ich grinste. Unter den Flüchen der Zwerge und Gelächter unsererseits, überquerten wir die Lichtung und verschwanden dann hinter der nächsten Ecke. Zusammen winkten wir Anne und Lea zu, die immer noch unsicher, versteckt auf der anderen Seite der Lichtung standen.
„Wir sehen uns dann beim Essen.", rief Emmi über die Lichtung und ich hielt einen Daumen in die Luft.
„Emmi, du musst noch ein Foto machen!", flüsterte ich Emmi zu und sie lachte leise, während sie ihre Kamera hoch hob und ich dann den Zwergen zurief: „Heute gibt's Fleisch zum Abendessen!"
Sofort guckten alle Zwerge zu mir und Emmi schoss ein Foto.
„Dankeschön!", rief ich und Emmi und ich drehten uns um und gingen geradewegs in die Küche um Steaks und Würstchen zu besorgen.
Eine Stunde später trafen wir die Zwerge in einem kleinen Pavillon, wo sie ein Lagerfeuer angemacht hatten.
„Hier!", sagte Emmi und reichte Balin die Würstchen, die sie getragen hatte. Der alte Zwerg lächelte ihr gutmütig zu und erwartete offenbar, dass ich meine Steaks auch bei ihm abladen würde, aber das konnte er vergessen, die gehörten alle mir.
„Ich glaube, wir müssen noch ein paar Regeln festlegen.", sagte Thorin plötzlich hinter mir und ich guckte ihn gespielt verwirrt an.
„Was meinst du damit?", fragte ich und Emmi lachte leise.
„Ich meine,...du weißt ganz genau was ich meine!", knurrte Thorin.
„Nein, es muss mir wohl entfallen sein.", sagte ich und setzte eine nachdenkliche Miene auf.
„Es geht darum, dass es bestimmte Situationen gibt...in denen Frauen einfach nicht willkommen sind.", versuchte Thorin es erneut.
„Bestimmte Situationen? Das musst du mir jetzt aber genauer erläutern.", sagte ich und setzte mich auf einen Stuhl um Thorins Vortrag genauestens folgen zu können.
„Wenn wir unter Männern sein wollen, dann sollt ihr einfach nicht dabei sein, habt ihr das nicht verstanden?", sagte Dwalin. Er knackte mit den Fingerknöcheln und warf mir einen Todesblick zu, aber das ließ mich vollkommen kalt. Ich lehnte mich zurück und betrachtete ihn.
„Aber Lele, ich dachte wir wären echte Kerle!", sagte ich dann. Lea schien es überhaupt nicht zu gefallen, dass sie mit in das Gespräch hineingezogen wurde, also antwortete sie schnell: „Jaaa."
Ich erhob mich vom Stuhl, und machte mich so groß, dass ich Dwalin ins Gesicht sehen konnte.
„Ich lasse mir nicht gerne etwas sagen. Vor allem nicht von Männern, also...", sagte ich mit gefährlich ruhiger Stimme und knackte dann meinerseits mit den Fingerknöcheln, nur das mein Kacken wesentlich lauter war, als das von Dwalin. Dieser begann plötzlich zu lachen und ich lachte ebenfalls. Wir klopften uns gegenseitig auf den Rücken und setzten uns dann nebeneinander ans Feuer. Wir unterhielten uns den ganzen Abend lang gut und ich hatte das Gefühl, dass Dwalin unter seiner harten Schale ein echt netter und liebenswürdiger Kerl war und dass wir gute Freunde werden würden.
Das Grillen verlief ruhig und alle hatten Spaß, vor allem, als Bofur, Bombur der auf einem Tisch saß, ein Würstchen zuwarf und der Tisch dann unter ihm zusammenbrach. Wir lachten eher, weil wir uns so darüber lustig machten, wie bescheuert Kili lachen konnte.
Irgendwann zogen wir vier Mädchen uns mit einem Wein zurück und brachten uns gegenseitig auf den neuesten Stand. Und dann beschloss ich den dreien von Elladan zu erzählen.
„Anne, magst du Elladan?", fragte ich knapp. Sie sah mich überrascht an und wurde dann rot. Erst druckste sie etwas herum, aber eine genaue Antwort konnte ich nicht aus ihr heraus kriegen.
„Wieso fragst du das?", mischte sich jetzt auch noch Emmi ein und nahm dann noch ein Schluck von dem leckeren Wein.
„Wollt ihr das wirklich wissen?"
Lea nickte und ich machte den Mund auf, um die Bombe platzen zu lassen.
„Elladan hat mir etwas anvertraut, das Anne betrifft..."
„Und das wäre?", fragte Lea und nippte an ihrem Glas.
„Elladan ist verliebt! Und ratet mal in wen!", lachte ich los und wackelte mit den Augenbrauen, während ich Anne einen bedeutungsvollen Blick zu warf. Doch bevor sie irgendwie reagieren konnte, bekam sie eine Ladung Wein von Emmi und Lea ins Gesicht gespuckt, die gerade so gar nicht damit gerechnet hatten. Dann riefen sie beide aus einem Munde: „WAS?!"

Vier Bekloppte in MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt