Fotoshooting

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Anne POV:

Nachdem wir alle mit Essen fertig waren und Lea verschwunden war, sah ich die anderen erwartungsvoll an.
„Und? Was machen wir jetzt?", fragte ich.
„Nichts...", antwortete Kili und lehnte sich zurück.
„Boha, seid ihr faul", sagte Franzi mit einem Augenverdrehen und ich stimmte ihr zu. Doch damit konnten wir die Zwerge auch nicht dazu kriegen, ihren Hintern vom Stuhl zu bewegen.
„Mir ist langweilig!", sagte ich.
„Mir auch!", pflichtete mir meine Freundin bei.
Für einen kurzen Moment waren alle still, bis ich meine Stimme wieder erhob: „Und? Was machen wir jetzt?"
Fili knurrte irgendetwas und ich wurde wieder still. Franzi sah in der Gegend herum und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum.
„Und? Was machen...", wollte ich gerade wieder holen, doch Bofur unterbrach mich: „Bei meinem Barte! Seid endlich still!"
Ich zog beleidigt eine Schnute.
„Und? Was machen..."
„Ist ja gut...Also, was schlagt ihr vor?", fragte Kili genervt und ich grinste triumphierend.
„Wir könnten 'Ich sehe was, was du nicht siehst' spielen!", schlug Nori vor.
„Vergiss es!", rief ich schnell.
„Ha, ich weiß, was wir machen! Fotos!"
Die Zwerge sahen uns verwirrt an und auch ich zog fragend eine Augenbraue hoch.
„Aber Emmi hat doch die Kamera", sagte ich zu Franzi, doch sie schüttelte den Kopf und hielt einen braunen Beutel hoch.
„Sie hat sie mir gegeben, bevor sie mit Legolas aufgebrochen ist", erklärte sie.
„Was ist das?", fragte Fili misstrauisch und beäugte die Kamera, die Franzi aus dem Beutel holte.
„Naja, das ist ein Gerät, womit man Bilder machen kann. Aber die sind halt nicht gemalt und sehen sehr echt aus."
„Und das macht alles dieses kleines Ding?", mischte sich sein Bruder ein und ich nickte.
„Man kann damit sehr, sehr viele Bilder machen."
„Raffiniert", sagte Oin interessiert.
„Also, stellt euch erstmal alle dahin, dann mach ich ein Gruppenfoto", ich zeigte auf eine geeignete Stelle und die Zwerge und Franzi standen auf und positionierten sich nebeneinander. Währenddessen machte ich die Kamera an und der übliche Anmachsound ertönte.
Nur noch 30% Akku, die wird nicht mehr lange durchhalten..., überlegte ich.
„Ihr müsst noch ein bisschen zusammen rücken, sonst sind nicht alle auf dem Foto drauf. Ach ja, und erschreckt euch nicht, wenn der Blitz kommt. Bitte Lächeln!"
Ich schoss zwei Fotos und zeigte sie dann allen, was mit einem: „Oh!", und „Das ist ja interessant!", kommentiert wurde. Ich grinste und dann machten wir alle durcheinander Selfies, sodass jeder mal mit jedem auf dem Foto war.
„Franzi, Fili! Jetzt seid ihr mal dran", sagte ich irgendwann und nahm meiner Freundin die Kamera aus der Hand.
„Stellt euch mal da hin!", befahl ich und zeigte zu einem Bild, das kunstvoll in den Stein gehauen war. Beide liefen zu der Stelle und der blonde Zwerg lächelte sie schüchtern an.
„Darf ich?", fragte er und Franzi nickte. Dann legte Fili einen Arm um ihre Schultern und zog sie zu sich heran. Die Beiden beachteten mich gar nicht mehr und sahen sich nur noch an. In diesem Moment schoss ich schnell ein Foto und guckte es mir kurz an.
Die beiden wären echt süß zusammen..., überlegte ich kurz, dachte dann aber nicht weiter drüber nach.
„Was macht Lea eigentlich so lange?", fragte Franzi dann irgendwann und alle sahen sich ratlos an oder zuckten mit den Schultern.
„Ich kann sie ja mal suchen gehen", schlug ich vor und gab meiner Freundin die Kamera wieder zurück, sodass sich die anderen weiter damit vergnügen konnten.
Dann lief ich etwas ziellos durch die Gänge, auf der Suche nach Lea, doch ich fand nur Bilbo, der auch etwas desorientiert durch die Gegend taperte.
„Huhu!", rief ich und der kleine Hobbit erschreckte sich fast zu Tode.
„Hast du Lea irgendwo gesehen?"
„Ich dachte, sie wäre bei euch?", fragte er und ich schüttelte den Kopf.
„Jetzt nicht mehr...und...suchst du irgendwas?"
„Nicht wirklich. Ich mach mir nur Sorgen um Thorin, er wird immer besessener von dem Gold. Ich hab gerade eben mit Balin gesprochen und er sagte, dass es die Drachenkrankheit sei."
„Das denke ich auch. Warum sollte er sich sonst so benehmen? Hoffen wir einfach mal, dass das wieder weg geht", versuchte ich ihn auf zu muntern.
Dann senkte ich meine Stimme: „Hast du den Arkenstein noch? Pass so gut es geht darauf auf, ja? Thorin würde ausrasten, wenn er das erfährt. Wir werden dir auch helfen, wenn du uns brauchst."
Bilbo riss entsetzt die Augen auf.
„Wir?"
„Keine Sorge. Ich meinte nur mich, Lea und Franzi. Die anderen haben davon keinen blassen Schimmer.", beschwichtigte ich ihn schnell und er entspannte sich wieder.
„Ich kann ihn Thorin einfach nicht geben, er hat sich zu sehr verändert", sagte der kleine Hobbit genauso leise zurück und ich nickte zustimmend.
„Das ist auch besser so, glaub mir..."
Bilbo seufzte und setzte sich auf einen Stein. Dann rutschte er ein bisschen und sah mich erwartungsvoll an.
„Also eigentlich wollte ich ja Lea suchen, aber egal...", mit diesen Worten ließ ich mich neben ihn fallen und dann guckten wir eine Weile einfach nur in der Gegend rum und taten nichts. Von irgendwo hörte man ganz leise die Stimmen der Zwerge, die durch den Erebor trampelten und wohl immer noch nach dem Arkenstein suchten und da war noch das Knistern der Fackeln, die überall an den Wänden hingen. Doch sonst war es erstaunlich still und ich konnte sogar Bilbo neben mir leise atmen hören.
„Vermisst du ihn?", fragte er plötzlich und ich hatte erst keine Ahnung, was er von mir wollte.
„Was?", fragte ich dumm nach.
„Na, Elladan! Vermisst du ihn? Und was ist mit Bruchtal? Erinnerst du dich noch an die Fröhlichkeit, die da geherrscht hat?", schwärmte Bilbo.
„Also, Bruchtal ist schon ziemlich cool und was Elladan an geht...ICH HALTE DAS NICHT MEHR AUS!", jammerte ich sofort los.
Bilbo sah mich dumm an und ich wechselte schnell das Thema.
„Okay, was anderes. Um noch mal auf den Arkenstein zurück zu kommen...", fing ich an und der kleine Hobbit kramte in seiner Tasche und holte die Eichel hervor, die er zwischen seinen Fingern drehte.
„Ich überlege ihn...", sagte Bilbo wurde aber von einer wütenden Stimme unterbrochen.
„Was ist das?"
Wir sahen beide auf und erblickten den wahnsinnigen Zwergenkönig, der auf uns zu gestürmt kam. Bilbo sprang auf.
„In deiner Hand!", forderte Thorin und blieb bei uns stehen.
„Komm runter, Alter. Da ist nichts", meinte ich genervt und er warf mir nur einen kurzen Blick zu.
„Zeigs mir!", knurrte er und wandte sich wieder an Bilbo.
Ich verdrehte die Augen und der kleine Hobbit machte die Hand auf, um Thorin die Nuss zu zeigen.
Dieser guckte ganz schön blöd, weil er wohl etwas anderes erwartet hatte.
„Ich hab sie in Beorns Garten aufgelesen", erklärte Bilbo.
„Du hast sie bis hier her gebracht.", stellte der schwarzhaarige Zwerg fest und ich dachte nur: Blitzmerker!
„Ich pflanze sie in meinem Garten...in Beutelsend", brachte der Hobbit zögerlich hervor und plötzlich lächelte Thorin. Ich wollte ja schon eine Party schmeißen, ließ es dann aber doch lieber bleiben.
„Ein recht kleines Andenken, für das Auenland."
Wenn der wüsste...
„Ja...Sie wird ein Baum. Und wenn ich ihn ansehe, werde ich mich erinnern, an alles, was geschehen ist. Das Gute, das Böse und es bis nach Hause geschafft zu haben."
Meiner Meinung nach hätte Bilbo auch Dichter oder so werden können, bei diesen ganzen epischen Reden, die er hier immer ablieferte.
Einen Moment grinsten wir alle ein bisschen blöd vor uns hin und guckten uns gegenseitig an.
„Thorin? Ich...", wollte der Hobbit gerade anfangen, als Dwalin auftauchte und von Überlebenden aus der Seestadt erzählte, die nach Thal strömten, um einen sicheren Platz zu finden. Sofort wurde Thorin wieder kalt und sah wieder ganz wie der alte wahnsinnige Thorin aus.
„Ruft alle ans Tor! Sofort!", befahl er und verschwand. Ich wechselte einen Blick mit dem Hobbit, der mich hilflos und verzweifelt ansah.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Er ist schon längst verloren...", murmelte ich leise und räusperte mich.
„Ich such mal Franzi und Lea, wir sehen uns beim Tor", verabschiedete ich mich schnell. Es tat mir ja ein bisschen Leid, dass ich ihn jetzt einfach so stehen ließ, aber was sollte ich auch noch zu ihm sagen?
Thorin konnte niemand mehr retten, dafür war es schon zu spät.  

Vier Bekloppte in MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt