Wenn ich vorstellen darf: Der größte Kotzbrocken Mittelerdes

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Anne POV:
„Boha, ja man, ist ja gut. Ich geh ja schon", knurrte ich Tauriel an, die sich davon aber nicht beeindrucken ließ, und mich weiter in Richtung Kerker schob. Ich schnaubte wütend und unterdrückte den Drang, ihr eine zu klatschen.
Lea lief stumm neben mir und versuchte, nicht zu stolpern, da die Elben ein ganz schönes Tempo drauf hatten. Die anderen Zwerge fluchten und protestierten entweder laut oder stapften mürrisch über die vielen Brücken in Thranduils Palast. Ich drehte mich einmal um und suchte die Umgebung mit meinen Augen ab. Ich hatte keine Ahnung, wo Franzi und Emmi hin waren und hoffte nur noch, dass die beiden auch irgendwie hier rein gekommen waren.
Wir liefen an einem kleinen Wasserfall vorbei und dann blieb die rothaarige Elbin mit Legolas zusammen vor ein paar Verliesen stehen. Ich verdrehte nur die Augen und stemmte die Hände in die Hüften.
Fili und Kili tuschelten hinter mir leise miteinander und ich schnappte nur ein paar Worte auf.
„Franzi wollte...", sagte Kili niedergeschlagen, „...hab sie angeschrien...", „wahrscheinlich hasst...", mehr verstand ich nicht und dann sagte Fili irgendetwas, aber noch leiser als sein Bruder, sodass ich keine Chance hatte, zu zuhören. Außerdem wurde meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne gezogen, da die Elben anfingen, die Zwerge in die Zellen zu stecken.
„Du kommst hier rein", sprach mich plötzlich ein Elb mit dunklen Haaren an und zerrte mich auf eine Zelle zu.
„Oh, nein. Bitte nicht! Ich will nicht voll gelabert...", weiter kam ich leider nicht, da der Elb mich einfach nach vorne schubste und ich mit einem dumpfen Schlag gegen Bombur knallte. Ja, Bombur...Wieso, in aller Welt, muss ich ausgerechnet mit dem in den Knast?
Der dicke Zwerg wird sich stundenlang mit mir über Essen unterhalten wollen. Kurz gesagt: das war mein Untergang.
Kaum hatten die Elben die Gittertür geschlossen, klammerte ich mich an den Stäben fest und linste nach draußen.
„Ach, kommt schon, Leute...", grummelte ich, doch die Wachen beachteten mich einfach nicht.
Auf der gegenüberliegenden Seite nahm ein Elb Fili gerade noch das letzte Schwert ab, dass er so gut versteckt hatte und daneben schob Tauriel gerade Kili in eine Zelle.
„Wollt ihr mich nicht durchsuchen? Ich könnte alles in der Hose haben...", sagte der braunhaarige Zwerg.
„Oder nichts", entgegnete Tauriel kurz angebunden und machte die Tür zu. Ich kicherte leise und entdeckte dann Lea, die neben Thorin in einer Zelle stand und ganz rot im Gesicht war. Entweder war sie verlegen, wütend oder einfach nur wegen der Anstrengung vom Laufen erschöpft. Ich vermutete ersteres.
Legolas wechselte ein paar Worte auf elbisch mit Tauriel und ich konnte mich dunkel daran erinnern, dass es dabei um Kili ging. Dann verschwand die rothaarige Elbin und Willi ging wieder zu Leas Gefängnis und zerrte Thorin raus. Der versuchte sich erst mit einem Killerblick von ihm loszureißen, doch als Leggi sagte: „Mein Vater möchte mit euch sprechen.", folgte er dem Elb mürrisch.
„Das kann ja witzig werden...", murmelte ich leise und drehte mich zu Bombur um, der es sich schon mal auf dem Boden gemütlich gemacht hatte. Er lächelte mich freundlich an und wollte gerade den Mund aufmachen, um mit mir über irgendein neues zwergisches Gericht zureden, als ich ihn schnell unterbrach.
„Ich bin müde und schlaf jetzt erst mal ne Runde."
Enttäuscht klappte Bombur wieder den Mund zu und ließ die Schultern hängen. Ich ignorierte das jetzt einfach mal und rollte mich in einer Ecke der Zelle zusammen. Dann drehte ich mein Gesicht zur Wand, damit Bombur nicht sah, dass ich eigentlich gar nicht schlief. Ich starrte den grauen Stein an und überlegte kurz, wo meine beiden anderen Freundinnen jetzt wohl waren, kam aber zu keinem Ergebnis. Die konnten hier echt überall rum rennen.
Meine Gedanken schweiften weiter ab und schon tauchte wieder vor meinem inneren Auge ein mir allzu bekanntes Gesicht auf. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich an Elladan dachte. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemanden mal so vermissen könnte, doch der braunhaarige Elb belehrte mich eines besseren.
Was er wohl gerade macht? Wahrscheinlich bildet er Mupfel gerade zu einer krassen Kampfmaschine aus, das hat er Franzi ja versprochen. Oder er reitet mit Niquesse irgendwo hin...
Es war echt eine Qual, nicht zu wissen, wann oder eher, ob ich ihn überhaupt wiedersehen würde. Ich seufzte und kniff fest meine Augen zusammen und versuchte, die blöden Gedanken in einen hinteren Teil meines Kopfes zu schieben. Und dann schlief ich schließlich doch ein.

*Ich schreckte auf, als irgendjemand eine Kerkertür so doll zuschlug, dass es mindestens bis nach oben zu Thranduil schallen musste. Ich gähnte einmal und stellte zufrieden fest, dass Bombur auf der anderen Seite der Zelle vor sich hin schnarchte. So konnte er mich wenigstens nicht mit irgendwelchem Essen nerven. Ich stand auf, zupfte meine Reisekleidung zurecht und schaute zwischen den Gitterstäben hervor auf die andere Seite. Thorin war gerade wieder gekommen, was wohl auch das laute Türenschlagen erklärte, von dem ich wach geworden war. Lea, die die ganze Zeit gelangweilt an einer Wand gelehnt hatte, sah den Zwergenkönig erwartungsvoll an, der so schlechte Laune wie noch nie hatte.
„Und? Hat er einen Handel vorgeschlagen?", fragte Balin, der in der Nebenzelle stand.
„Hat er.", entgegnete Thorin und brüllte im nächsten Moment rum: „Ich sagte: Ish kakhfê ai-'d dûr-ugnu. Auf seines und das seiner gesamten Sippschaft!"
Dass das irgendeine Beleidigung war, konnte sogar ich als Nicht-Zwerg erkennen.
„Hm, das wär's dann wohl...", sagte Balin und seufzte.
„Können wir nicht irgendetwas versuchen? Komm schon, Thorin. Wir haben nie an dir gezweifelt!", versuchte Lea gute Miene zum bösen Spiel zumachen. Doch der schwarzhaarige Zwerg schüttelte nur den Kopf.
„Ich hab auch nie an dir gezweifelt. Außer bei den fünf, sechs Mal, wo wir fast abgekratzt wären...", murmelte ich leise und meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.
„Und was machen wir jetzt?", fragte Ori vorsichtig, um Thorin nicht noch mehr zu reizen.
„Nichts.", antwortete dieser und bekam sofort laute Protestrufe zu hören.
„Wir werden sie mit bloßen Fäusten niederschlagen!", schlug Dwalin vor und Fili sagte: „Und wir schlitzen sie so sehr auf, dass alle Gedärme..."
„RUHE!", brüllte Thorin und Lea zuckte zusammen.
„Unsere einzige Hoffnung liegt jetzt noch bei unserem Hobbit."
Machte er das extra oder wieso vergaß er uns Mädchen immer? Franzi und Emmi mussten hier schließlich auch noch irgendwo rum laufen.
„Die Elben werden uns nacheinander ausfragen, wie sie es mit mir gerade getan haben. Niemand und damit meine ich auch NIEMAND...", Thorin warf Lea und mir einen strengen Blick zu, „...wird irgendetwas ohne mein Einverständnis über dieses Unternehmen erzählen. Ihr werdet schweigen, bis wir uns überlegt haben, wie wir weiter vorgehen."
Alle murrten mehr oder weniger zustimmend und wieder kehrte Stille ein. Nur das Schnarchen von Bombur war zu hören, der es tatsächlich geschafft hatte, das alles durch zu schlafen.
Wenn er nicht Hunger hat, schläft er, genauso wie Franzi..., überlegte ich und merkte gar nicht wie aufgeregte Stimmen etwas riefen. Erst als Lea keifte: „Grabsch mich nicht an!", realisierte ich, dass da gerade irgendwas passierte. Schnell lief ich wieder zur Tür und beobachtete, wie meine Freundin von Tauriel aus der Zelle gezerrt wurde. Thorin rastete gerade völlig aus und Dwalin verfluchte alle lautstark auf Khuzdûl.
„Nimm die andere Göre auch gleich mit, Finarfin", sagte die rothaarige Elbin zu einer Wache mit schwarzen Haaren. Schnell zog ich mich aus dessen Sichtfeld zurück, doch es war schon zu spät und er lief leichtfüßig auf mich zu.
Ich grummelte beleidigt, als er die Kerkertür aufmachte und mich grob an der Schulter packte.
„Geht das nicht etwas sanfter...", ich überlegte kurz und versuchte mich an seinen Namen zu erinnern.
„Fideldi?", probierte ich es dann, und nach seinem Gesicht zu urteilen, hatte ich wohl voll daneben getroffen. Ich konnte mir noch nie gut Namen merken.
„Mein König wird sich sicher über solch...redfreudige Weiber freuen", griente der Elb und ich streckte ihm die Zunge raus. Irgendwie fand ich die Elben aus Bruchtal freundlicher und ja, ich würde mich auch gerade liebend gern mit Lailany unterhalten.
Mit einem dumpfen Laut, packte sich Lea bei einer der Treppen hin und Tauriel verdrehte nur die Augen.
„Wieso müssen Menschen eigentlich immer so schwerfällig sein?", fragte sie die schwarzhaarige Wache und dieser zuckte nur desinteressiert mit den Schultern.
„Wieso müssen Elben eigentlich immer einen auf Lilli-Fee machen?", konterte ich und beide Elben warfen mir einen wütenden Blick zu.
Als Tauriel meine Freundin wieder auf die Beine zerrte, kam es mir so vor, als würde sie irgendetwas in einer ihrer verborgenen Taschen verschwinden lassen. Ich verengte die Augen zu Schlitzen und beobachtete sie misstrauisch, doch weiter fiel mir nichts mehr auf.
Hm, vielleicht hab ich mich ja doch nur geirrt...

*„Dies sind also die Menschenmädchen, die mit den Zwergen reisen", stellte Thranduil fest, als wir vor seinen Thron traten.
„Ne, wir tun nur so. Eigentlich sind wir fette Trolle, die dich gleich platt rollen", murmelte Lea leise neben mir, aber trotzdem noch so laut, dass Tauriel es hören konnte. Gerade wollte sie meine Freundin mit einem Schlag zum Schweigen bringen, als der Elbenkönig eine Hand hob, was übrigens sehr arrogant aussah, und die rothaarige Elbin ließ Lea los und auch die schwarzhaarige Wache, die mich fest hielt, zog sich zurück, sodass wir alleine mit Legolas Vater waren.
„Thorin Eichenschild war nicht sehr freundlich, aber vielleicht wollt ihr mir ja ein paar Fragen beantworten.", sagte Thranduil und erhob sich von seinem gewaltigen Thron. Dann schritt er die Treppen herunter und ich fragte mich, wie er es schaffte, dabei nicht über die vielen Lagen Stoff zu stolpern, die er trug. Halt typisch Elb...
„Wie lautet euer Name?", fragte er, als er vor uns zum Stehen kam. Ich musterte ihn für einen kurzen Moment, bevor ich antwortete. Außer den weißblonden, langen Haaren und den blauen Augen, hatte er keinerlei Ähnlichkeiten mit seinem Sohn, wie ich fand. Auch wenn Legolas bis jetzt nicht so nett zu uns gewesen war, strahlte er nicht diese Kälte aus, die einem sofort bei Thranduil auffiel. Ich hatte mich schon bei dem Film gefragt, wie man nur so kaltblütig sein konnte, aber wenn ich jetzt wirklich vor ihm stand, war es noch viel schlimmer. Und in diesem Moment gab ich Thorin ausnahmsweise mal recht.
„Ich bin Anne und das ist Lea", meinte ich und zeigte dann auf meine Freundin.
„Sagt mir, Lea, was bringt euch dazu, mit Zwergen zu reisen?", sprach er die Braunhaarige an und spuckte das Wort 'Zwerge' förmlich aus.
Lea jedoch stammelte nur irgendetwas und ich warf ihr einen scharfen Blick von der Seite zu. Sie durfte jetzt auf keinen Fall irgendetwas verraten. Schnell sagte ich das Erstbeste, was mir einfiel: „Die haben uns entführt!"
Und jetzt hätte ich mir gerne selber eine geklatscht.
Thranduil zog eine Augenbraue hoch und lief einmal mit hinter dem Rücken verschränkten Händen um uns herum.
„Und das soll ich euch glauben?"
Ich überlegte kurz.
„Eigentlich schon?"
Der Elbenkönig ging nicht weiter darauf ein und fing mit der nächsten Frage an.
„Wo kommt ihr her?"
„Keine Ahnung", sagte ich sofort und Thranduil warf mir einen wütenden Blick zu.
„Ich habe dir noch nicht erlaubt, zu sprechen. Solange ihr in meinem Reich seid, befolgt ihr auch meine Regeln!", schnauzte er mich an und wir lieferten uns ein kurzes Blickduell, das er leider gewann. Dann wiederholte er noch einmal seine letzte Frage und wandte sich meiner Freundin zu. Er wartete offensichtlich auf eine Antwort und Lea warf mir einen hilflosen Blick zu.
„Wir sind aus einem fernen Reich, das so weit weg ist, dass ihr es niemals mit eigenen Augen sehen werdet", log sie dann und schien sichtlich zufrieden mit der Antwort zu sein.
Der Vater von Leggi setzte gerade zu einer neuen Frage an, als ich ihn unterbrach: „Um das hier alles mal ein bisschen abzukürzen, mein lieber Möchte-gern-König-vom-Düsterwald: Wir werden euch nicht die Antworten geben, mit denen ihr etwas anfangen könnt, da könnt ihr uns noch so viel anmeckern. Und jetzt noch mal für die ganz doofen unter uns: Nerv uns nicht und kümmer dich um deinen eigenen Scheiß!"
Daraufhin folgte eine bedrohliche Stille und Lea zog scharf die Luft ein.
Thranduil lehnte sich zurück und jetzt funkelten seine eisblauen Augen nur so vor Hass.
„Wie ihr wollt...", sagte er gefährlich ruhig und ich schluckte schwer.
Das war wohl nicht so schlau...egal...wir werden es schon überleben...oder?
„Möget ihr in den tiefsten Verliesen meines Reiches verrotten, bis ihr von selber angekrochen kommt, und um Gnade bettelt!"
Mit diesen Worten hob er noch einmal die Hand und wir wurden wieder gepackt und weg gezerrt.
Ich warf ihm Todesblicke hinterher und schrie: „Kein Wunder, dass du keine Frau hast! Ich würde auch längst weg sein!"
Keine Ahnung, woher ich plötzlich den Mut nahm, um so etwas zu sagen, aber ich hatte voll ins Schwarze getroffen. Thranduil kochte nur so vor Wut und brüllte einen Befehl auf Elbisch. Ich wollte nicht wissen, was er gerade für Foltermethoden für uns vor reserviert hatte.
„Und das war der Tag, an dem die glorreichen Lea und Anne ins dunkle Verderben geschickt wurden...Das hast du echt wunderbar hin bekommen.", murrte meine Freundin und ich zuckte nur mit den Schultern.
„Naja, wenigstens haben wir jetzt den größten Kotzbrocken Mittelerdes kennen gelernt..."

Vier Bekloppte in MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt