Tod durch Gold

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Anne POV:
Ich beobachtete Alfrid, wie er mit seinem Goldbusen versteckt hinter einer Straßenecke stand. Mit einem Lächeln sah ich, wie er sich um guckte und ein paar Orks entdeckte. Er wurde ganz blass und wich wieder ein paar Schritte zurück auf die Straße. Der Schnee knirschte leise, als er sich umdrehte und vorwärts stolperte.
Ich biss mir auf die Unterlippe und kniff leicht die Augen zusammen, bis ich die Hand des Troll-ähnlichen Dingens erblickte, dass sich mit seiner Keule die Wand hochzog. Ehrlich gesagt, hatte ich nicht wirklich Bock auf noch so ein Viech. Den Troll, den ich gerade mit Bard, Elladan und nicht zu vergessen, Mupfel, platt gemacht hatte, reichte mir eigentlich schon.
Mupfel neben mir, gab ein kurzes Geräusch von sich und rutschte ein Stück vor.
„Ganz ruhig", flüsterte ich leise und tätschelte ihm...oder ihr?...es...ja, was eigentlich?...die Schulter oder den Bauch? Egal, einfach den Körper.
„Wir sollten von hier verschwinden", flüsterte Elladan mir ins Ohr, der wohl genauso wenig Lust, wie ich, auf den Troll hatte. Ein kleiner Schauer lief mir über den Rücken, als sein Atem meine Wange streichte.
„Warte noch kurz", sagte ich und in diesem Moment drehte Alfrid sich um und erblickte den Troll, der seine Keule drohend erhoben hatte und grunzte.
Alfrid, das Topmodel, gab einen wahnsinnigen Mädchenschrei von sich, drehte sich um und wollte wegrennen. Naja, und leider spannte Bard genau in diesem Augenblick seinen Bogen und schoss.
Der Troll sackte zusammen und fiel nach vorne, leider nur fast auf Alfrid. Ich packte Bain an der Schulter, als er zu seinem Vater laufen wollte und schüttelte leicht den Kopf.
„Bleib hier", sagte ich und zog den Jungen zurück. Dann beobachtete ich weiter Alfrid, wie er ein paar raus gefallene Goldtaler wieder in seinen Ausschnitt stopfte.
„Der Umhang des Bürgermeisters war griffbereit", sagte er gerade an den Drachentöter gewandt, richtete sich dann auf und rückte seine gefakte Oberweite zurecht.
„Und ihr habt alles weg geworfen. Wofür?"
Bard drehte sich mit einem kleinen Lächeln zu uns um und ich hatte das Gefühl, dass er nicht nur seine Kinder, sondern auch mich und Elladan als Grund für seinen gewählten Weg ansah. Als Teil seiner Familie.
Doch Alfrid grunzte nur angeekelt und drehte sich von Bard weg.
„Familie...Freunde...", knurrte er und ging schnellen Schrittes in die Richtung, aus der er gekommen war.
„Alfrid!", rief Bard dem Mann hinterher.
Dieser blieb stehen und wandte sich noch ein letztes Mal um.
„Man sieht den Unterrock", sagte der Bogenschütze und ich hörte ganz deutlich die Belustigung in seiner Stimme.
Der Berater des Bürgermeisters verzog das Gesicht, raffte die Röcke und rannte weiter.
Bard kam zu uns und umarmte seine Kinder kurz. Dann drückte er mich und Elladan.
„Jetzt sollten wir aber wirklich gehen. Die Kinder sind hier nicht sicher.", sagte der braunhaarige Elb erneut und ich nickte.
„Ich bringe sie an einen geschützten Ort", entgegnete Bard dann und wir verabschiedeten uns voneinander, da Elladan und ich noch weiter kämpfen wollten. Außerdem musste ich endlich mal meine Freundinnen finden.
„Passt auf euch auf", sagte ich noch zu den Kindern und drückte alle einmal. Dabei fiel mir auf, wie Bain rot wurde, als ich ihn in die Arme schloss und musste innerlich grinsen. Der war aber auch zu süß. Ich wette, wenn er ein paar Jahre älter gewesen wäre und es Elladan nicht geben würde, hätte vielleicht etwas zwischen uns laufen können, aber so ist das Schicksal nun mal...Okay, was laberte ich da gerade für einen Scheiß?
„Also, los. Komm Mupfel!"
Die kugelrunde, riesige Eule hüpfte hinter Elladan und mir her und als wir uns wieder zwischen die Orks stürzten, mussten wir eigentlich gar nicht viel machen, weil Mupfelchen eigentlich alles platt machte, was nur irgendwie ansatzweise nach Ork aussah.
Als ich gerade einem Mann auswich, der sich gerade mit einem von diesen Hässlons ein Kampfbattle lieferte, sah ich weiter vorne etwas graues aufblitzen.
„Gandalf!", rief ich zu dem Zauberer, doch er hörte mich über den ganzen Lärm nicht...oder er war einfach schwerhörig...
Naja, auf jeden Fall verlor ich ihn wieder aus den Augen, versuchte ihm aber nach zu laufen. Ich hoffte, dass er wusste, wo Franzi und Lea rumliefen. Und vielleicht war sogar Emmi hier inzwischen irgendwo.
Ich gab Elladan ein Zeichen, dass ich diese Richtung wollte und er nickte kurz, enthauptete dann einen Ork und folgte mir. Mupfel rollte fröhlich alles nieder und machte uns so einen Weg zwischen den ganzen Mengen hier frei. So kamen wir relativ schnell in eine Art Innenhof.
„Da ist ja Gandalf", meinte Elladan und ich entgegnete: „Wenn er so weiter macht, dann ist er da aber gleich nicht mehr da."
Der graue Zauberer stand einem fetten Troll (ja, schon wieder einer) gegenüber und ich verzog kurz das Gesicht, denn dieses Dings sabberte extrem. Und das war echt ekelerregend.
Oh, und nicht zu vergessen, Alfrid war natürlich auch wieder da. Er hing am Ende einer Schleuder in so einem...Sack-Dingens. Und man musste schon ziemlich doof sein, wenn man sich da drin versteckte.
„Meinst du, er braucht Hilfe?", fragte Elladan neben mir, der Mühe hatte, Mupfel davon abzuhalten los zu jumpen und den Troll zu töten.
„Ach, der schafft das schon."
„Sicher?", hakte Elladan zweifelnd nach und ich zuckte nur mit den Schultern.
Ich zumindest war froh, mal eine kurze Pause vom Kämpfen zu haben, das ist nämlich echt Hochleistungssport.
Gandalf versuchte mit dem Zauberstab von Radagast irgendwas zu machen, während der Troll mit einer überdimensionalen Keule auf ihn einschlagen wollte. Aber da der Stab ja von Radagst war, funktionierte er natürlich nicht und der Zauberer konnte nur immer dem Troll ausweichen.
„Okay, es reicht. Ich helfe ihm jetzt.", sagte Elladan und zog sein Schwert. Ich verdrehte meine Augen, tat aber dasselbe und wir wollten gerade Gandalf zu Hilfe eilen, als ich das Klirren einer einzelnen Münze hörte. Ich stoppte im Rennen und sah gerade noch Alfrids entsetzten Gesichtsausdruck, bevor das Gewicht der Münze die Schleuder dazu brachte, Alfrid direkt in das Maul des Trolls zu schleudern. Ein Topmodel im Flugmodus. Das wars dann wohl mit dem glorreichen Berater des Bürgermeisters, Alfrid von und zu...Alfrid.
Der Troll ließ die Mega-Keule fallen, röchelte noch ein bisschen, während ich das Gekreische von Alfrid hörte und ging dann zu Boden.
Ein paar Münzen klimperten auf den Boden und ich schaute kurz nach, ob er wirklich tot war.
„Tja, ich würde mal sagen. Noch mal Glück gehabt, Gandalf.", grinste ich und der Zauberer lächelte zurück.
„Schön, dich noch lebend zu sehen", sagte er.
„So schnell wirst du mich leider nicht los. Da musst du dir schon was besseres einfallen lassen", sagte ich noch und dann hatten wir keine Zeit mehr, weiter zu reden, da schon wieder eine weitere Gruppe Orks auf uns zu stürmte. Erst danach fiel mir auf, dass ich Gandalf nicht das gefragt hatte, was ich ursprünglich wissen wollte. Doch es war schon zu spät, denn in dem Gedränge war er schon wieder verschwunden.

Vier Bekloppte in MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt