Die Adler kommen

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Anne POV:
Nachdem wir die Orks besiegt hatten, waren wir der Schneise der Verwüstung gefolgt, die Gandalf hinterlassen hatte. Ich betrachtete die toten Orks, deren schwarzes Blut sich mit dem Schnee mischte und die leeren Gesichter der Menschen, die Gandalf vor der Mordlust der Orks nicht hatte retten können. Elladan blieb vor mir stehen und auch Mupfel hielt an.
„Wir werden ihn nicht finden, Anne.", Elladan hatte sich zu mir umgedreht und meine Hand genommen.
„Aber er muss hier irgendwo sein.", widersprach ich. Mupfel blickte mit seinen großen gelben Augen zwischen mir und Elladan hin und her. Er schien verwirrt.
„Lass uns lieber dort hingehen, wo wir helfen können.", versuchte mich Elladan zu überzeugen. Ich biss mir auf die Unterlippe und blickte die Straße hinunter.
„Okay.", murmelte ich leise und seufzte dann. Gandalf würde mir früher oder später bestimmt über den Weg laufen. Elladan lächelte leicht und küsste mich dann sanft.
„Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?", fragte er mich leise und ich lächelte ebenfalls.
„Nicht so sehr, wie ich dich.", flüstere ich leise und drückte seine Hand.
„Dann los.", murmelte Elladan leise und schon waren wir wieder unterwegs. Keine Ahnung, wie, aber irgendwie hatte er es dann auch noch geschafft ein Pferd aufzutreiben und schon verließen wir die Stadt. Mupfel hüpfte neben uns her und für einen kurzen Moment schloss ich die Augen. Für einen Moment stellte ich mir vor, ich wäre in einem grünen Wald, irgendwo in Bruchtal und Elladan wollte mir den Platz zeigen, wo er früher immer mit seinem Bruder gespielt hatte. Ich genoss seine Wärme und den Wind, doch eines konnte ich nicht verschwinden lassen und das war der beißende Blutgeruch und die Schreie der verwundeten Elben und Zwerge.
Viel zu schnell endete unser Ritt und ich ließ mich vom Rücken des braunen Pferdes auf den Boden gleiten. Elladan landete neben mir und knotete dann die Zügel des Pferdes am Sattel fest. Noch hatte uns niemand bemerkt. Mit Schwung schlug er dem Pferd auf den Hintern, welches sich erschreckt aufbäumte und dann los galoppierte. Ein paar Orks hatten uns jetzt gesehen und bewegten sich auf uns zu.
„Na dann los.", murmelte ich leise und zog mein Schwert. Elladan tat dasselbe, griff kurz nach meiner Hand und drückte sie.
„Pass auf dich auf.", flüsterte er leise.
„Versprochen. Wenn du dasselbe tust.", meinte ich und er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Mupfel?", fuhr ich fort und die übergroße Eule tschipte leise und blickte mich dann an.
„Mach sie fertig, Kumpel."
Mupfel fuhr seine Reißzähne aus und gab einen Kampfschrei von sich. In diesem Moment hob einer der Orks seine Keule, von der dunkelrotes Blut tropfte und der Kampf begann.

*

Wir hatten uns einen Weg durch die Menge geschlagen und waren jetzt...irgendwo. Wir kommunizierten nur mit kurzen Sätzen oder Gesten, was wunderbar funktionierte. Gerade spießte ich durch jede Menge Glück einen Ork auf und ein Weiterer kam auf mich zu gerannt, als jemand von hinten an mir vorbei rannte und mit Schwung den Ork umstieß.
„Bombur.", rief ich glücklich und half dem Zwerg auf die Füße. Mit Schwung schlug Bombur dem Ork seinen Hammer auf den Kopf, bevor er mich erfreut drückte.
„Ich freue mich zu sehen, dass es dir gut geht.", rief der Zwerg und rammte dem nächsten Ork seinen Hammer in den Bauch. Als dieser dann zusammen brach, stach ich ihn geschickt ab. Okay, es war ein bisschen ungeschickt...sehr.
Der Ork zuckte noch ein bisschen und versuchte meinen Fuß zu fressen, doch dann war er tot.
„Wo sind Bifur und Bofur?", fragte ich Bombur und blickte mich nach den beiden Brüdern des Zwerges um.
„Irgendwo dahinten.", meinte Bombur und deutete wage irgendwo auf das Schlachtfeld hinter ihm.
„Okay.", sagte ich etwas gedehnt und blickte etwas verwirrt zu Elladan.
„Komm, vielleicht können wir ihnen ja helfen.", meinte der braunhaarige Elb. Ich nickte und wir folgten Bombur tiefer ins Getümmel zu seinen Brüdern.
Wir kamen gerade in dem Moment, in dem Bifur sich entschloss, seinen Kopf gegen den eines Orks zu schlagen, nur um dann wegen der Axt darin fest zu stecken. Verwirrt versuchte er den Ork wieder los zu werden und schüttelte seinen Kopf. Bofur, den er versucht hatte zu schützen, packte seinen Bruder von hinten und zog kräftig. Bombur rannte ebenfalls los und Elladan und ich folgten ihm. Auch wir packten den armen Zwerg und zogen kräftig, doch es nützte alle nichts.
„Schieb.", brüllte Bofur und zusammen zwangen wir den Ork rückwärts. Als Bifur zusammen mit dem Ork dann über der kleinen Klippe hing musste ich meine Füße in den Boden rammen, um das Gewicht der Zwerge irgendwie zu halten. Meine müden Muskeln protestierten und es wurde auch nicht besser, als Bombur seinen Bruder los ließ und sich auf den Ork warf. Ich hatte Bofur gerade noch so zu fassen bekommen, da er Probleme hatte das Gewicht alleine zu halten. Keiner von uns hatte den Moment erwartet, als der Ork zusammen mit Bombur in die Tiefe stürzte. Wegen des Gewichtsverlustes stolperten wir nach hinten, doch Elladan konnte mich gerade noch auffangen, bevor ich unter den beiden Zwergen begraben wurde, die hingefallen waren.
„Bei Durin! Du hast deine Axt verloren.", rief Bofur plötzlich und blickte seinen Bruder verwundert an. Bifur blickte erstaunt hin und her er, schien es irgendwie nicht fassen zu können. Er betastete seinen Kopf und lachte dann leise.
„Nein, hat er nicht!", brüllte Bombur, der auf uns zu gerannt kam und die Axt schwenkend über dem Kopf hielt. Keuchend blieb er stehen und hielt Bifur die Axt hin.
„Bitte sehr.", sagte er und drückte sie Bifur in die Hand.
Der wich leicht zurück und meinte dann nur wieder ganz normal: „Steck sie dir sonst wo hin."
Mit Schwung warf er sie hinter sich und ich musste einfach lachen.
Lachen hatte etwas Befreiendes und löste die Spannung, die sich seit Anfang der Schlacht in meinem Inneren angestaut hatte. Wir halfen Bifur und Bofur auf die Füße, die ebenfalls lachten und sich drückten.
Ich lehnte mich gegen Elladan und murmelte leise: „Wir haben es bald geschafft."
Ich blickte zu ihm hoch und er lächelte leicht. Dann sah ich zum Himmel und seufzte leise. Noch zu weit weg, um sie richtig erkennen zu können, sah ich viele Punkte, die schnell auf uns zukamen.
„Die Adler.", flüsterte ich, hob dann eine Hand und deutete in ihre Richtung. Die Zwerge folgten meinem Blick und begannen zu jubeln, als sie sie großen Tiere erblickten. Jetzt würde alles gut werden. Ich drehte mich zu Elladan um und umarmte ihn. Mupfel hüpfte immer noch freudig über einen Haufen toter Orks und matschte sie so dünn wie Briefmarken.
Doch ich hätte aus meiner Zeit hier lernen sollen. Es passierte nie etwas Gutes ohne etwas Schlechtes.
Die Zeit schien wie Sand zwischen meinen Fingern zu verrinnen und ich konnte ihn nicht festhalten. Ich war Zuschauer und konnte nichts tun.
In einem Moment stand Elladan lächelnd vor mir und keinen Herzschlag später wurde er blass, seine Hand wanderte zu seinem Bauch. Seine Kleidung wurde rot und ich sah den Pfeil.
Ein Schrei löste sich aus meiner Kehle als Elladan zusammen brach. Ich fing ihn auf, doch ich war nicht stark genug um sein Gewicht zu halten. Die drei Zwerge waren sofort bei mir und begannen notdürftig die Wunde zu versorgen, doch da war so viel Blut. Zu viel Blut.
Ich begann zu zittern, drückte Elladans Hand und flüsterte immer wieder: „Bleib bei mir, bitte bleib bei mir."
Er sah mich an und brachte ein schwaches Lächeln zu Stande.
„Keine Sorge, ich werde dir noch eine Weile erhalten bleiben."
Die Sonne warf immer längere Schatten und endlich waren die Adler da. Ihre braunen Federn glänzten im Licht der untergehenden Sonne und ich konnte Beorn erkennen, der sich von einem der Tiere fallen ließ und zu einem großen Bär wurde. Auch Radagast war da und schlug sich einen Weg durch die Massen an Orks.
„Es wird alles gut werden.", flüsterte ich leise „Die Adler sind da."
Zwei der prächtigen Tiere landeten neben uns und die Zwerge traten zurück. Der eine Adler hatte eine Art Trage auf dem Rücken und vorsichtig schafften wir es, Elladan auf den Rücken des Tieres zu heben und dort zu befestigen. Danach sah mich der andere Adler fragend an und ich küsste vorsichtig Elladans Hand.
„Ich bin direkt hinter dir.", flüsterte ich und ließ mir von Bifur helfen, bis ich auf dem zweiten Adler saß.
„Passt auf Mupfel auf.", wies ich die drei Zwerge noch an und schon schwangen sich die beiden Adler in die Luft. Weg vom Schlachtfeld, an einen sicheren Ort.

Vier Bekloppte in MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt