Emmi POV:
Es war Donnerstagabend. Auf dem Bett lag mein Koffer und ich packte Kleidung und Hygieneartikel ein. Heute würde ich nach Hause fliegen. Unter höchster Anstrengung schloss ich den Reißverschluss des Koffers und atmete erleichtert aus. Nun widmete ich mich dem Handgepäck. Mein Handy, Portemonnaie, ein Buch, mein 3DS und eine kleine Holzkiste verschwanden darin. Als ich das Buch in meine Tasche packen wollte, fiel ein gefalteter Zettel und ein Foto auf den Holzboden. Ich bückte mich danach und hob es wieder auf.
Auf dem Foto waren meine Freundinnen und ich vor dem Buckingham Palace in London. Das Bild war zwei Jahre alt und wir hatten damals zusammen Urlaub gemacht. Ich stopfte den Zettel und das Bild in meine Jackentasche.
Meine Handtasche warf ich schräg über meine Schulter, nahm den Koffer in beide Hände und ging zur Tür. Diese öffnete ich, trat heraus und schloss sie wieder.
Ein Fahrstuhl brachte mich hinunter in die Eingangshalle. In der Lobby übergab ich einem älteren Mann den Zimmerschlüssel, der mich daraufhin anlächelte und freundlich sagte: „Ihr Taxi steht schon vor der Tür."
Ich bedankte mich bei ihm und verließ das Hotel.
Die Luft war angenehm warm und ich stieg in das Auto, welches auf mich wartete. Auf dem Weg zum Flughafen öffnete ich das Taxifenster und bewunderte ein letztes Mal das rege Treiben Tokios.
Als ich ankam, bedankte ich mich beim Fahrer, gab ihm das Geld und beeilte mich noch rechtzeitig den Flug zu erwischen, ich war mal wieder etwas spät dran. Glücklicherweise kam ich noch pünktlich zum Flieger. Mein Gepäck war verstaut und ich suchte mir einen Platz. Es war ein gemütlicher Sitz am Fenster, in einer der hinteren Reihen. Ich schaute hinaus und sah in der Ferne die vielen Wolkenkratzer Tokios.
Danke, dass ich hier sein durfte. Japan ist ein schönes Land und ich hoffe, ich kann bald wieder herkommen, dachte ich bei mir.
Das Flugzeug startete und hob schließlich in die Luft ab. Mein Blick glitt über die Wolkenlandschaft unter mir. Der Flug würde ungefähr zwölf Stunden andauern.
Ich nahm mein Buch aus der Tasche und begann zu lesen. Es war „Der kleine Hobbit" von Tolkien und mit „Der Herr der Ringe" war es eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Zweimal hatte ich es schon durchgelesen und es wurde nie langweilig.
Lange las ich, doch irgendwann hatte ich keinen Lust mehr, auf Dauer wurde es zu anstrengend.
Gelangweilt schaute ich aus dem Fenster und nach einiger Zeit schlief ich, mit dem Kopf auf die Hand gestützt, ein.*
Ich öffnete meine Augen und streckte mich etwas.
In meiner Tasche kramte ich nach meinem Handy und sah auf die Uhr. Nur noch drei Stunden.
Naja, immerhin konnte ich ein paar der Flugstunden schlafend überstehen.
Die restlichen drei Stunden verbrachte ich damit, zu überlegen, was ich meinen drei Freundinnen zuerst erzählen wollte und was wohl in der Zeit, in der ich weg war, passiert war. Immerhin war ich ja für zwei Monate in Japan gewesen.
Nun war die restliche Zeit auch um und das Flugzeug landete sicher auf dem Flughafen in Berlin. Als ich meinen Koffer und meine Tasche beisammen hatte, rief ich ein Taxi und fuhr nach Hause.
Dort angekommen stellte ich mein Gepäck in den Flur und lief schnurstracks in mein Zimmer. Schnell hatte ich mir einen Pyjama angezogen und ich schmiss mich in mein Bett. Ein kurzer Blick auf den Wecker zeigte mir, dass die Sonne sicher bald aufgehen würde.
Mit dem schönen Gefühl wieder Zuhause zu sein, schlief ich ein.*
Sonnenstrahlen, die durch das Fenster schienen, weckten mich. Ich stand gemächlich auf, ging in die Küche und machte mir Frühstück. Ein Toast und ein Glas Saft. Während ich aß, kam mein Kater aus dem Wohnzimmer und begrüßte mich mit einem Mauzen. Ich streichelte ihn und er schmiegte sich glücklich gegen meine Hand. Sanft hob ich ihn hoch und setzte ihn auf den Stuhl neben mich.
Nachdem ich mein Frühstück beendet hatte, gab ich auch meinem Kater Pauli sein Essen.
Ich ging in mein Zimmer zurück und zu dem Kleiderschrank.
Heute will ich rausgehen, dachte ich mir, doch ein Blick aus dem Fenster ließ meine Idee wie eine Seifenblase zerplatzen. Es regnete wie aus Eimern und die Regentropfen prasselten laut an die Fensterscheibe.
Ich nahm mir Kleidung aus dem Schrank und verschwand im Bad.
Trotz des Regens war es sehr warm, also trug ich eine kurze schwarze Hose, ein graues Top und weiße Chucks. Die Schmuckschließe, die ich von meinen Freundinnen zum 18. Geburtstag bekommen hatte, durfte natürlich nicht fehlen. Lea und Franzi hatten auch so eine. Lea von Thorin und Franzi von Kili. Zum Schluss putzte ich noch die Zähne und kämmte meine Haare. Da sie kurz waren, konnte ich nicht sonderlich viel damit machen, jedoch trug ich jeden Tag einen Haarreif.
Ich trat aus dem Bad und sah mich in meiner Wohnung um. Alles war ordentlich, aber dennoch musste ich Staubsaugen, da sich in ein paar Ecken Staub abgesetzt hatte. Dies tat ich auch sogleich. Pauli sah ich nur noch vor dem Staubsauger weg flitzen. Er hatte immer Angst davor und versteckte sich unter meinem Bett, bis ich fertig war.
Ich stellte den Staubsauger wieder an seinen Platz und ging zu meinem Laptop. Nachdem dieser hochgefahren war, loggte ich mich bei Skype ein. Eigentlich wollte ich erst meine Sachen auspacken, aber andererseits wollte ich ach schauen ob vielleicht eine von den dreien online war. Und tatsächlich, Anne war online und ich bekam einen Anruf von ihr, welchen ich sofort entgegen nahm.
„Hi, Em. War dein Flug gut?", begrüßte mich meine Freundin Anne.
„Ja, bin nur erschöpft, obwohl ich grade geschlafen hab. Ich bin heute Morgen um drei zu Hause gewesen und sofort ins Bett gefallen. Jetzt wollte ich meine Sachen auspacken. Und was machst du so?", entgegnete ich.
„Ich bin grade nach Hause gekommen, wir mussten nur eine Prüfung schreiben und durften dann gehen.", erzählte mir die Schwarzhaarige. „Wollen wir mal Franzi und Lea anrufen und noch was für heute Abend besprechen?"
Ich nickte um ihr zu zeigen, dass ich einverstanden war und keine Minute später erschien auch Franzis vertrautes Gesicht auf dem Bildschirm.
„Hi, Leute", sagte sie und versuchte ihre, in alle Richtungen abstehenden Haare mit den Händen zu glätten.
„Hi...du siehst ja echt toll aus", ärgerte ich sie und grinste in die Kamera. Oh ja, ich wusste, wie man sie ärgern konnte und ich tat es sehr gerne.
„Die Uni ist heute ausgefallen und ich bin noch nicht dazu gekommen aufzustehen.", verteidigte sie sich. „Übrigens cool, dass du wieder da bist, Emmi. Also heute bei Anne?", fragte Franzi in die Runde.
Anne nickte und ermahnte uns, unsere Sachen nicht wieder zu vergessen, sie könne nicht jedem wieder Schlafsachen leihen. Franzi und ich fingen an zu lachen. Wir erinnerten uns nur zu gut an den Tag, an dem wir zu viert bei Anne übernachtet hatten und all unsere Sachen zu Hause liegen gelassen hatten. Anne hatte uns daraufhin Sachen von ihr geliehen, aber es schien, als ob sie das nicht ganz so toll gefunden hatte.
Um Anne zu beruhigen erwiderte ich: „Keine Sorge, heute werden wir auf die Minute genau und mit allem dabei, bei dir auf der Matte stehen."
„Wo ist eigentlich Lea?", fragte Franzi nach ein paar Minuten, aber wir konnten es uns alle denken. Sie war, wie immer beim Training und wahrscheinlich wieder drauf und dran beinahe zu spät zu kommen. Lea war sehr vergesslich... naja waren wir eigentlich alle, aber nicht ganz so schlimm. Sie war aber eine der gutmütigsten Menschen, die ich kannte. Sie baute zwar erst sehr langsam zu anderen Vertrauen auf, aber zu uns hatte sie grenzenloses Vertrauen. Sie hatte haselnussbraune, schulterlange Haare und blaugraue Augen. Auch wenn sie immer nicht den Anschein machte, war sie genauso verrückt, wie wir drei anderen. Wie wir anderen, liebte sie „Der Herr der Ringe" und „Der Hobbit" und wir machten öfters auch Filmmarathons.
Anne erzählte uns noch davon, dass sie vergessen hatte Popcorn zu kaufen und bat uns, welches mitzubringen. Ich meldete mich freiwillig und so verabschiedeten wir uns wieder.
Nachdem der Laptop geschlossen war, suchte ich mein Portemonnaie und Handy raus und ging schon mal Popcorn besorgen. Nebenbei nahm ich mir vor, noch kurz in den Buchladen zu gehen und nach einem neuen Manga zu schauen.*
Wieder zu Hause, legte ich das Popcorn auf mein Bett und widmete mich erstmal meinem Koffer. Die saubere Kleidung packte ich in den Schrank und die Dreckige in den Wäschekorb. Das Cosplay, welches ich dabei hatte, da ich auf einer Convention für Anime- und Manga-Fans gewesen war, hängte ich zu den anderen in den Schrank und die Perücke setzte ich auf den Perücken-Kopf. Die Sachen fürs Bad brachte ich auch in selbiges und die Bücher kamen in das Bücherregal. Aus meiner Tasche holte ich meine Kamera, welche ich mir um den Hals hing, um nicht zu vergessen, sie mitzunehmen. Den Rest räumte ich auch weg und der Koffer kam unter mein Bett.
Langsam bekam ich Hunger und ich machte mir Mittagessen, Nudeln mit Tomatensoße.
Nachdem ich fertig gegessen hatte, spülte ich das Geschirr ab und stellte es zurück in den Schrank.
Es war Zeit, so langsam meine Tasche für den Filmabend mit den Dreien zu packen. Im Hintergrund lief das Lied „I see fire" von Ed Sheeran.
Man, ist das toll. Gerade erst nach Hause gekommen und schon bin ich wieder weg. Dieses Mal aber nicht so lange und ich hab wenigstens jemanden bei mir.
Die Kamera hing noch immer um meinen Hals und die Tasche war fast fertig gepackt. Fehlten nur noch die Armbänder, die ich für meine Freundinnen aus Japan mitgebracht habe. Sie waren in einer kleinen Holzkiste, die im Wohnzimmer stand. Ich ging ins angrenzende Wohnzimmer, nahm die Schatulle und wollte zurück in mein Zimmer gehen. Dabei übersah ich jedoch meinen schwarzen Kater, der auf dem genauso schwarzen Teppich lag und stolperte.
Mit dem Kopf schlug ich gegen die Tischkante und fühlte sofort unsagbaren Schmerz. Eine
warme Flüssigkeit war an meinem Hinterkopf zu spüren, bevor alles schwarz wurde.*
Langsam öffnete ich meine Augen. Helle Sonnenstrahlen schienen mir ins Gesicht und als ich mich umsah, entdeckte ich einen alten Mann mit spitzem Hut und Stab, der auf einem Stein, nicht weit von mir saß und mich ansah. Ich setzte mich auf und der alte Mann kam auf mich zu. Er reichte mir seine Hand und half mir hoch. Als nun auch ich stand, fragte er mich: „Wie heißt ihr, mein Kind?"
Skeptisch sah ich ihn an. Ich kannte ihn nicht und ich befand mich hier in der Nähe eines Waldes. Da ich fremden Menschen generell mit Skepsis begegnete, überlegte ich, ob ich ihm antworten sollte oder nicht. Ich besah ihn mir genauer.
Wirklich gefährlich sah der Mann ja nicht aus. Er war in ein graues Gewand gekleidet, welches sehr alt aussah. Freundlich sah er mir in die Augen und ich starrte zurück. Irgendwie hatte dieser alte Typ sehr große Ähnlichkeit mit Gandalf dem Grauen aus den Filmen „Der Hobbit" und „Der Herr der Ringe". Der Drang auch seinen Namen im Austausch gegen meinen zu erfahren, hatte die Oberhand und so antwortete ich zögerlich: „Emily, aber alle nennen mich Emmi."
„Guten Tag, Emmi.", entgegnete er mir, „Mein Name ist Gandalf. Gandalf der Graue."
Meine Augen wurden immer größer und mit offenem Mund sah ich ihn an.
„Das ist ein Scherz oder? Haha, ja, das ist es. Es muss ein Scherz sein. Oder ein Traum aber ganz sicher steht hier nicht der echte Gandalf vor mir, denn das würde ja bedeuten, ich wäre in Mittelerde.", sagte ich mit leicht verrückter Stimme.
„Leider muss ich euch enttäuschen. Das ist weder ein Scherz, noch ein Traum. Wir befinden uns in Mittelerde und ich bin auch kein Trugbild.", klärte er mich auf. Nun machte meine Kinnlade doch Bekanntschaft mit dem Boden. Erst jetzt realisierte ich, was er gesagt hatte.
Ich bin in Mittelerde! Nur dieser eine Satz ging mir durch den Kopf. Schnell fasste ich mir an den Hals. Ein Glück, die Kette ist noch da, dachte ich. Die Kamera baumelte auch noch an meinem Hals. Als ich mich umsah, sah ich die kleine Holzkiste mit den Armbändern für Anne, Franzi und Lea im Gras liegen. Er bot mir an, mit ihm zu kommen bis ich einen Weg nach Hause fand. Ich willigte ein und wir gingen also los. Bevor wir aufbrachen, schnappte ich mir aber noch die Kiste mit den Mitbringsel.
Unterwegs fragte ich ihn, wo wir hingehen würden und welcher Wald das war. Gandalf sagte, dass er mich am Rande des Düsterwaldes gefunden habe. Beim Wort „Düsterwald" fiel mir nur ein Elb ein. Er war ein Prinz und konnte verdammt gut kämpfen, hässlich war er auch nicht gerade. Ich meinte Legolas Greenleaf. Aus unserer Truppe war ich die einzige, die ihn nicht für schwul hielt und ihn wirklich mochte.
Nun ja, dann sagte mir der Zauberer, wo wir hingehen würden: „Erst werden wir uns zu Beorns Haus aufmachen und dann nach Bree laufen."
Ich ging die Karte von Mittelerde in meinem Kopf durch und wusste, dass es kein allzu langer Weg werden würde. Ich freute mich, einmal in meinem Leben auf Beorn zu treffen, aber ich wusste nicht was, oder besser gesagt wer mich dort noch erwarten würde...
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Vier Bekloppte in Mittelerde
FanfictionVier Bekloppte schaffen es das Leben in Mittelerde komplett umzukrempeln. Sie halten den krassesten Typen für schwul, spielen ihm Streiche, zerstören eine komplette Frisur und schießen andauernd Selfies. Sie machen mehr kaputt, als irgendwie zu hel...