Franzi POV:
In meinen Ohren klingelte es immer noch und ich war noch tauber als sonst. Nur vereinzelt nahm ich die wehklagenden Rufe der Bürger von Seestadt war, die um mich herum nach ihren Familien schrien. Es wurden Körbe mit Essen herumgereicht und Decken verteilt. Einige wenige waren immer noch im Wasser und halfen den Verletzten an Land. Auf dem Boden lagen Trümmer und es brannten immer noch einige Wrackteile.
„Franzi!", brüllte mir plötzlich jemand ins Ohr und ich guckte nach links zu Emmi.
„Na endlich...ganze Zeit...müssen los...Kili...keine Zeit verschwenden...Lea und Anne...", sagte Emmi und ich sah sie fragend an.
„Du musst lauter reden, ich höre so schlecht.", brüllte ich und alle um mich herum wurden leise und guckten mich an.
„WIR MÜSSEN LOS!", brüllte Emmi zurück und ich nickte. Danach murmelte sie noch irgendwas, nur leider so leise, dass ich eigentlich nur ihre Lippenbewegungen sehen konnte. Und dann drangen langsam die Geräusche der Umgebung zu mir durch und das Klingeln in meinen Ohren ebbte ab.
„KOMM SCHON. DIE ANDEREN SIND DA DRÜBEN!", schrie Emmi und ich hielt mir die Ohren zu.
„Warum schreist du denn so?", fragte ich unschuldig und sah mit einem Grinsen, dass Emmi die Augen verdrehte.
„Na, komm schon.", sagte ich, legte einen Arm um Emmi und zusammen gingen wir dann zurück zu unseren Reisegefährten.
„Ach, da seid ihr.", sagte Bofur und lächelte uns zu. „Wir wollen los."
Ich nickte, doch Emmi seufzte leise.
„Sag jetzt nicht, du willst hier bleiben und zusammen mit Willi nach...ich weiß grad nicht wie es heißt, reiten, um dort heraus zu finden,", ich dämmte meine Stimme „dass da ein paar Fledermäuse und Orks sind."
Emmi zuckte mit den Schultern und warf mir einen entschuldigenden Blick zu.
„Du willst mich mit denen", ich deutete auf die Zwerge, „alleine lassen?"
„Tut mir leid, Franzi.", sagte Emmi und versuchte mich aufmunternd an zu lächeln.
„Schön, aber vorher werde ich mit diesem Typen mal unter vier Augen reden müssen.", sagte ich und Emmi antwortete schockiert: „Untersteh dich!"
Ich zog meine Freundin lachend zu mir heran und drückte sie fest.
„Man Emmichen, wie kannst du mir das nur antun?", fragte ich und zog eine Schnute.
„Du wirst das schon überleben.", antwortete Emmi und lächelte.
„Und was soll ich Thorin sagen? Ich wette er hat schon Entzugserscheinungen, weil ich nicht da bin, aber...", fing ich an, doch Emmi unterbrach mich.
„Ich wette er ist mal ganz froh, nicht von uns beiden umgeben zu sein."
„Schon möglich.", sagte ich und drückte meine Freundin noch mal an mich. „Na dann, viel Spaß!"
Ich tätschelte Emmi den Kopf und wollte mich gerade zu den anderen aufmachen, als ich Tauriel und Kili entdeckte. Ich wusste nicht, wieso es mir immer noch nicht gefiel, dass er sie mochte, aber so war es nun Mal.
„Tauriel.", sagte Kili gerade und griff nach Tauriels Hand.
„Kili, komm jetzt! Wir brechen auf.", rief Fili gleich darauf und Tauriel wand sich wieder von Kili ab.
„Das sind eure Leute, ihr solltet jetzt gehen.", sagte sie und wandte ihren Blick ab.
„Kommt mit mir. Ich weiß, was ich empfinde, ich habe keine Angst. Ihr gebt mir das Gefühl lebendig zu sein.", sagte Kili und lächelte Tauriel mit seinem Hundeblick an. Spätestens jetzt musste ich kapieren, dass das zwischen uns wirklich nur eine Freundschaft war, aber plötzlich war ich auch irgendwie froh darüber.
„Ich kann nicht.", sagte Tauriel und ich verdrehte die Augen. Auch Emmi beobachtete die beiden und hatte die Augen verdreht. Das Einzige, was an der Elbin cool war, waren ihre mega langen Haare, wenn ich es mir Recht überlegte.
„Sie will wohl eher nicht.", sagte ich und Emmi meinte: „Sie ist so eine Dramaqueen."
Wir grinsten gleichzeitig und lauschten dann wieder der Unterhaltung zwischen den beiden.
„Tauriel. Amrâlimê.", sagte Kili und griff wieder nach Tauriels Hand. Ich seufzte und schaute zu Fili. Er stand mit dem Rücken zu mir und stemmte sich gerade gegen ein Boot.
„Ich weiß nicht, was das bedeutet.", sagte Tauriel plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken.
„Ich glaube doch.", erwiderte Kili und lächelte. Tauriel wollte gerade etwas sagen, da wurde Legolas auf den Plan gerufen.
„Mein Herr, Legolas.", sagte Tauriel auf Elbisch. Ich hatte diese Szene schon so oft gesehen, dass ich bereits auswendig wusste, was sie sagte.
„Nimm Abschied von dem Zwerg. Du wirst anderswo gebraucht.", sagte Legolas daraufhin und ich verzog das Gesicht.
„Ist es nicht immer wieder eine Freude, Leggi zu sehen?", fragte ich Emmi und beobachtete, wie Kili sich umdrehte und dann doch noch Mal zu Tauriel zurück ging, um ihr seinen tollen Stein in die Hand zu drücken, den er von seiner Mutter bekommen hatte.
„Ja, das ist es.", seufzte Emmi und dann verstand sie, dass das, was ich gerade gesagt hatte, nicht ernst gemeint war.
„Interessant.", sagte ich und drückte Emmi noch ein letztes Mal. Dann machte ich mich von ihr los und ging zu den Zwergen. Trotzdem konnte ich der Versuchung nicht wiederstehen und blieb doch noch Mal ganz kurz bei Legolas stehen.
„Okay. Erstens: Emmi wird euch begleiten. Zweitens: Ich erwarte, dass du freundlich bist und drittens: Wenn du sie unglücklich machst, mach ich dich kalt. Elbenprinz hin oder her.", sagte ich und ging dann weiter. Dass ich einen völlig verdutzten Legolas zurück ließ, war mir egal. Ich kam gerade noch rechtzeitig, um in das Boot einzusteigen, bevor die Zwerge los ruderten.
„Franzi, warte!", rief jemand und ich drehte mich zu Emmi um, die auf mich zu gelaufen kam.
„Hier, nimm die mit und mach ein paar schöne Fotos.", sagte sie und reichte mir ihre Kamera in dem braunen Beutel, den sie von Thranduil gemopst hatte.
„Mach ich.", sagt ich und hängte mir die Kamera um den Hals. „Aber dann musst du die hier nehmen."
Ich reichte Emmi meine beiden Nagellackflaschen und deutete dann auf Legolas.
„Er brauch ganz dringend Mal eine Maniküre.", flüsterte ich Emmi ins Ohr und sie nickte dann lachen. Ich drückte meine Freundin noch ein aller letztes Mal und drehte mich dann um.
„Gib mir deine Hand.", sagte Bofur und dann half er mir auf das Boot.
„Danke.", sagte ich und lächelte dem Zwerg mit dem komischen Hut zu. Dann guckte ich zum Berg. Egal, was da kam, ich war bereit...dachte ich jedenfalls.
Wir ruderten schon seit fast zwei Stunden und hatten den See erst zur Hälfte überquert. Ich hatte gefragt, ob ich helfen sollte, woraufhin alle protestiert hatten und irgendwas von wegen Männerehre und so geredet hatten. Also saß ich nur am Bug und schaute zum Einsamen Berg, der jede Minute bedrohlicher wirkte und einen riesigen Schatten auf uns warf. Schnell knipste ich ein Foto, um diesen Moment einzufangen und legte die Kamera dann wieder weg.
„Wie viel Gold, glaubt ihr, befindet sich in diesem Berg?", fragte Bofur und sofort wurde eine große Diskussion laut, ob die alten Geschichten wirklich war waren.
„Viel.", sagte ich schließlich, als mich die Redereien der anderen nervten.
„Juwelen, so groß wie Köpfe. Edelsteine, so viele, dass man sie nicht zählen kann und Hallen voller Gold."
„Das hört sich ja an, als wärst du schon Mal da gewesen?", sagte Oin und ich stützte meinen Kopf in meine Hände, den Blick immer noch auf den See gerichtet.
„Ich war noch nie dort. Aber so gut wie.", den ersten Satz sagte ich laut und den Zweiten flüsterte ich, sodass nur ich ihn hören konnte. Danach war eine Weile ruhe, bis Bofur ein Lied anstimmte und die andren mit ein stimmten. Sie sangen etwas auf Zwergisch, weshalb ich keine Ahnung hatte, worum das Lied ging, aber ich hörte, dass sie glücklich waren und sich darauf freuten, endlich den Erebor zu betreten. Ich atmete tief durch und genoss den kühlen Wind, der mir sacht über die Wange fuhr und seine eigene kleine Melodie flüsterte. Für einen Moment schloss ich die Augen und war auch schon kurz darauf eingeschlafen.
Ich wurde dadurch wach, dass mich vorsichtig jemand an der Schulter wach rüttelte. Irgendjemand hatte mich mit einer Decke zugedeckt und unter meinem Kopf lag meine Tasche. Ich blinzelte leicht gegen das Licht und lächelte Kili an, der zurück lächelte.
„Du musst aufwachen. Wir wollen weiter.", flüsterte er und ich nickte. Langsam richtete ich mich auf und bemerkte, dass ich nicht mehr auf dem Boot lag, sondern auf einer felsigen Ebene.
„Hab ich was verpasst?", fragte ich und sah mich gähnend um.
„Ja, hast du. Wir haben den See schon vor bestimmt zwei Stunden verlassen und haben dann eine Pause gemacht. Niemand hat sich freiwillig gemeldet, dich zu wecken, deshalb...", sagte Kili und grinste. Er hatte Recht, denn ich konnte den See sehen, der nur ein paar Meter entfernt in der Sonne funkelte.
„Hier, das habe ich dir aufgehoben.", sagte Kili und reichte mir ein Stück Brot. Ich nahm es dankend an und futterte gleich drauf los.
„Wie geht es dir?", fragte ich, nachdem ich den letzten Rest vom Brot auch noch verspeist hatte.
„Besser.", antwortete Kili und half mir dann auf die Füße. Ich packte schnell die Sachen zusammen und dann gingen wir zu den andren.
„Können wir los?", fragte Bofur und ich nickte. Dann marschierten wir los Richtung Erebor.
Der Anstieg zu diesem Berg war der reinste Horror und zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich eine ungefähre Ahnung, was meine Freundin Lea ihr ganzes Leben lang durchmachen musste. Mal ganz ehrlich, da sind mehr Steine und Kaninchenlöcher, als sonst wo auf der Welt und ich hätte mich zweimal fast hin gepackt, wenn mir nicht einer von den Zwergen geholfen hätte. Naja, und man hatte das Gefühl, einfach nicht vorwärts zu kommen. Dieser verfluchte Berg blieb einfach da, wo er war. Okay, das hörte sich jetzt an, als sollte er sich eigentlich mit Füßen oder so auf mich zu bewegen...egal!
„Okay, jetzt hab ich keinen Bock mehr.", sagte ich nach gefühlten hundert Stunden, in denen ich auf der Stelle gelaufen war. Ich ließ mich auf einen etwas größeren Felsbrocken fallen und blickte zurück zum See. Die Sonne stand bereits tief am Himmel und ließ den See in orangenen und roten Farben leuchten.
„Franzi, komm schon, wir sind doch fast da.", sagte Kili und reichte mir eine Hand, um mir wieder auf die Füße zu helfen.
„Wir lagern jetzt.", sagte ich und duldete keine Widerrede. Also packten die Zwerge ihre Sachen aus und machten ein kleines Feuer. Sie erzählten Geschichten aus den Blauen Bergen und Sagen, die sie über den Einsamen Berg gehört hatten. Ich hörte genau zu, prägte mir die Geschichten ein und erzählte dann selbst von Straßenbahnen, Autos und den Croissants die mein Lieblingsbäcker machte. Doch irgendwann wurden die Zwerge müde und legten sich schlafen und weil ich nett war...zumindest meistens und auch nur zu Leuten, die nicht Thorin Eichenschild heißen, übernahm ich die erste Nachtwache. Ich machte ein Foto von meinen schlafenden Freunden und starrte dann in die Dunkelheit.
„Du kannst dich jetzt schlafen legen, ich bin dran.", sagte plötzlich jemand. Ich hob den Kopf und erblickte Fili, der jetzt wartend vor mir stand. Dankend nickte ich dann und steckte den Pfeil, den ich bis eben zwischen meinen Fingern gedreht hatte, wieder zurück in den Köcher. Eine Freundin vom Bogenschießen hatte mir mal beigebracht, wie man das machte. Sie konnte es sogar mit einem Pfeil in jeder Hand gleichzeitig, aber das war mir zu kompliziert und ich hatte mir mal dabei fast den Fuß aufgespießt. Tja, so war ich halt...
Ich klopfte auf den freien Platzt neben mir und Fili setzte sich. Eine Weile saßen wir schweigend da und ich überlegte lange, wie ich ihn das fragen sollte, was ich schon lange wissen wollte. Es ging jetzt nicht um das, was ihr denkt, es ging um seinen Vater. Ich hatte mich immer schon gefragt, was für ein Typ er gewesen war und ob sich Kili und Fili überhaupt an ihn erinnerten.
„Wie ist eigentlich deine Familie so?", fragte ich, um erst einmal so etwas Allgemeines zu erfahren. Fili überlegte einen Moment, bevor er antwortete.
„Meine Mutter, Dís, ist eine sehr nette Zwergin. Sie singt, wenn sie kocht und macht den besten Kuchen auf der ganzen Welt. Es ist ein Geheimrezept der Familie und wird von den Frauen von Generation zu Generation weiter gegeben. Sie hat schwarze Haare, so wie Thorin und braune Augen, genau wie mein Bruder, aber sie ist viel ordentlicher und gesitteter als er. Du würdest sie mögen...und sie würde dich lieben.", sagte er dann und ich lächelte leicht.
„Und dein Vater?", fragte ich und erwartete nicht gerade unbedingt eine Antwort.
„Mein Vater starb, als ich noch sehr jung war. Kili war damals beinahe noch ein Baby. Ich erinnere mich daran, dass er immer mit seinen dreckigen Schuhe ins Haus kam und Mutter sich immer total aufgeregte. Daher hat Kili wohl das Talent andere Leute zu ärgern, ohne, dass sie wirklich böse auf einen sein können. Er hieß Arnworn und hatte auch blonde Haare und blaue Augen. Meine Mutter sagt immer, ich sei ihm wie aus dem Gesicht geschnitten und hätte nur ihren Charakter geerbt. Doch eines Tages kam Thorin von einer Schlacht zurück und sagte zu uns, dass er von nun an unser Vater sein würde, weil Arnworn nicht wieder kommen würde", erzählte Fili und lächelte traurig in sich hinein.
Bevor ich noch irgendetwas dazu sagen konnte, wechselte er schnell das Thema.
„Soll ich dir mal erzählen, wie Kili es geschafft hat, die ganze Küche in Schutt und Asche zu legen?", fragte er dann und ein schelmisches Grinsen huschte über sein Gesicht. Ich lachte und antwortete dann: „Ja gerne!"
Daraufhin erzählte Fili mir Geschichten aus seiner Kindheit, wie er mit seinem Bruder die wildesten Dinge erlebt hatte.
„Was heißt eigentlich Amrâliama, oder was Kili auch immer vorhin zu Tauriel gesagt hat?", fragte ich Fili irgendwann und er grinste.
„Es wird Amrâlimê ausgesprochen und bedeutet so viel wie 'Geliebte', givashel.", antwortete Fili und ich nickte.
„Und was bitte ist ein giva-dings?", fragte ich weiter, doch Fili lächelte nur. Ich fragte nicht weiter, stand auf und legte mich zu den anderen, um ein bisschen zu schlafen.
„Givashel bedeutet so etwas wie 'meine Liebe' oder 'mein Schatz', such es dir aus.", flüsterte Bofur neben mir und ich wurde rot.
„Ja, und wenn dir keins von beidem gefällt, es könnte auch 'mein Herz' bedeuten.", flüsterte Kili und ich könnte wetten, ich sah aus wie eine Tomate.
„Okay...", sagte ich gedehnt und schloss dann die Augen.
„Normalerweise erzählt er nie so viel über unsere Eltern...oder unsere Kindheit.", fuhr Kili leise fort und warf mir einen Blick zu, den ich auch mit geschlossenen Augen spüren konnte.
„Vielleicht hatte ich einfach nur Glück", murmelte ich und Kili sagte mehr zu sich selbst: „Ja, vielleicht..."
Ich war daraufhin noch lange wach geblieben und hatte über das nachgedacht, was Fili mir erzählt hatte. Aber irgendwann waren mir dann auch die Augen zu gefallen.
*
Ich hatte nicht lange geschlafen und war die erste, die wach war. Oin hielt gerade Wache und lächelte mir freundlich zu. Ich lächelte zurück und fuhr mir dann mit den Fingern durch die Haare, um sie wenigstens ein bisschen zu glätten. Es funktionierte nicht. Meine Haare reichten mir schon bis knapp zur Hälfte des Rückens und ich musste sie ganz dringend mal wieder waschen. Von einer Maniküre wollte ich gar nicht erst anfangen. Von meinen drei Freundinnen war ich die, die sich am meisten um ihr Äußeres kümmerte. Ich fand, dass die Haare immer ordentlich geschnitten und die Finger immer rund gefeilt sein mussten. Lea hatte mir irgendwann Mal gesagt, wenn ich mich zu einem Modepüppchen entwickeln würde, würde sie mich auf ewig hassen. Soweit war es aber nie wirklich gekommen. Ja, mein Kleiderschrank war...groß und ich hatte, Emmi und Anne hatten Mal gezählt, zweihundertsechs verschiedene Nagellackflaschen, aber hey, jeder hat doch Mal so eine Phase, oder etwa nicht? Ich glaube, an diesem Zeitpunkt war diese Phase vorbei, denn ich hatte das dringende Bedürfnis gehabt, alles Unnötige raus zu schmeißen.
Nach und nach wachten auch die andren auf und irgendwann konnte es dann weiter gehen. Wir brauchten noch bis ungefähr zum Mittag, bis wir endlich den Berg, oder wohl besser, das Eingangstor erreicht hatten. Ist das eigentlich ein Tor oder eine Tür? Weil für eine Tür ist es ein bisschen groß, aber für ein Tor sieht es zu sehr nach einer Tür aus...okay, das ist es jetzt unwichtig.
Eine lange Treppe führte hoch zum Eingang des Berges und ich hasste diese Treppe jetzt schon. Trotzdem folgte ich den Zwergen, die in rasender Geschwindigkeit, die Treppe hinauf liefen, dann einen Moment stehen blieben und wie bekloppt in den Berg rannten.
„Ehrlich jetzt?", fragte ich und ging dann ganz gelassen in den Berg.
„Hallo! Bombur? Bifur? Irgendjemand?", rief Bofur nach seinen Brüdern und seine Stimme hallte von den steinernen Wänden wieder. Überall lagen große Felsstücke und die komplette Eingangshalle war schrott.
„Kommt hier lang.", rief Oin und führte uns schnellen Schrittes durch ein paar Gänge und dann einige Treppe hinunter. Und diese Treppen hatten kein, ich wiederhole, KEIN Geländer. Man hätte da einfach runter fallen können und wäre dann zermatscht am Boden aufgekommen, der bestimmt... tausend Meter unter uns lag.
„Wartet! WARTET!", rief plötzlich jemand und gleich darauf bog Bilbo um die Ecke.
„Das ist Bilbo, er lebt!", sagte Oin und dann wurde erstmal wild begrüßt. Ich knuddelte den kleinen Hobbit fest und wuschelte ihm dann durch seine Haare.
„Ihr müsst sofort weg hier. Wir müssen alle hier weg!", sagte Bilbo und sah uns eindringlich an.
„Wir kommen doch gerade erst an?", erwiderte Bofur etwas verwirrt und Bilbo schüttelte wild den Kopf.
„Ich hab versucht mit ihm zu reden, aber er hört nicht.", keuchte der kleine Hobbit.
„Wovon sprichst du, Junge?", fragte Oin und betrachtete Bilbo etwas besorgt.
„THORIN! Thorin. Er ist seit Tagen da unten. Er schläft nicht, er isst kaum noch was. Er ist nicht mehr er selbst. Nicht im Geringsten. Das liegt an diesem Ort hier.", fuhr der kleine Hobbit fort, doch Fili hörte ihm schon nicht mehr zu. Er hatte den leichten, goldenen Schimmer entdeckt, der von weiter unter zu uns hoch drang. Die Spiegelung des Goldes, das sein schimmerndes Licht auf die Felswände warf.
„Eine Krankheit scheint auf ihm zu liegen.", sagte Bilbo und Kili schüttelte verständnislos den Kopf.
„Eine Krankheit? Was für eine Krankheit?", fragte er und ich antwortete: „Die Krankheit, der bereits sein Großvater erlag und vor der Gandalf immer erzählt hat. Sie heißt Drachenkrankheit und weckt eine unstillbare Gier nach Gold und Edelsteinen in einem."
„Woher weißt du das?", fragte Kili mich und ich zuckte nur die Schultern. Doch in diesem Moment schob sich Fili an Bilbo vorbei und lief weiter die Treppen runter, die der kleine Hobbit gerade hoch gekommen war.
„Fili! FILI!", rief Bilbo und rannte Fili hinterher. Schnell folgte ich Bilbo und blieb erst stehen, als wir eine große Plattform erreicht hatten. Unter uns ein Meer aus Gold.
Kili, Bofur uns Oin kamen schliddernd hinter mir zum Stehen und als sie den Reichtum bemerkten, stellten sie sich staunend zu Fili an den Rand der Plattform und betrachteten die riesige Schätze des Erebors. Und dann betrat Thorin die Bühne. In seinem Mantel, den einst sein Großvater Thror getragen hatte. Der letzte König unter dem Berge.
„Gold. Jenseits aller Vorstellungen. Jenseits von Trauer und Gram.", flüsterte Thorin, doch seine Stimme drang auch an unsere Ohren. Es blickte auf und entdeckte uns. Er lächelte leicht und breitete dann die Arme aus.
„Seht ihn euch an, den gewaltigen Schatz von Thror.", rief er und seine Stimme hallte hundertmal verstärkt durch die weiten Hallen von Erebor. Dann holte Thorin aus und ein Rubin, so groß wie meine Faust, flog durch die Luft und wurde geschickt von Fili aufgefangen.
„Willkommen meine Schwestersöhne...in dem Königreich EREBOR!", rief Thorin und ich murmelte leise: „Okay, jetzt hat er wirklich einen an der Klatsche."
Bilbo warf mir einen Blick zu und dann nickte er leicht. So oft, wie wir Mädchen das schon gesagt hatten, konnte er diesen Satz wohl endlich zu ordnen.
*
„Balin!", rief Bofur und der weißhaarig Zwerg guckte auf. Wir hatten uns endlich von Thorin loseisen können, der so verliebt in seinen wunderbaren Schatz war, dass ich irgendwann gefragt hatte, ob wir Thorin und sein Gold lieber allein lassen sollten. Er hatte nicht geantwortet und ich hatte das einfach Mal als ein „Ja", angesehen, weshalb wir dann den Rest der Belegschaft suchen gegangen waren.
„Bofur!", rief Balin, stand auf und schloss Bofur in eine feste Umarmung. Jetzt kamen auch die anderen Zwerge und alle drückten sich und machten irgendwelche Klatschspiele mit ihren Händen, wie in der zweiten Klasse. Auch ich wurde umarmt und gedrückt, am meisten von Dwalin, der mir hoch und heilig versicherte, dass es tot langweilig gewesen war. Ich hatte daraufhin nur gelacht und ihn noch Mal gedrückt. Ich mochte den großen, glatzköpfigen Zwerg. Er war so etwas wie mein bester Freund geworden auf der langen Reise.
„Wo sind Anne und Lea?", fragte ich und schaute mich suchend nach meinen beiden Freundinnen um.
„Wissen wir nicht. Die beiden sind schon seit Tagen unauffindbar.", sagte Nori und ich nickte.
„Okay, ich geh sie mal suchen, irgendwo müssen sie ja sein.", sagte ich und versuchte dann meine Freundinnen zu finden.
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Vier Bekloppte in Mittelerde
FanfictionVier Bekloppte schaffen es das Leben in Mittelerde komplett umzukrempeln. Sie halten den krassesten Typen für schwul, spielen ihm Streiche, zerstören eine komplette Frisur und schießen andauernd Selfies. Sie machen mehr kaputt, als irgendwie zu hel...