Dragonhunters

33

Luhan konnte nicht leugnen, dass der warme Wind und die angenehme Stille nun das Beste waren was sich der Hunter je wünschen konnte, doch da gab es diese eine Sache. Wo bin ich?

Völlig überfordert, aber auch verwirrt, sah sich der Braunhaarige um. Luhan entsprach in dem Moment genau dem Abbild eines neugeborenen Rehes, welches sich im Wald verirrt hatte und nun seine Eltern suchte.

"Das kann niemals das Werk eines Drachen gewesen sein."

Kritisch begutachtete der Hunter die Ketten um seine beiden Handgelenke, die zu einem Hacken, der fest in den steinigen Boden gerammt wurde, führte. Der Braunhaarige versuchte dennoch seine Fesseln loszuwerden.

"Wenn ich diesen Menschen finde! Er wird sich wünschen niemals gelebt zu haben!"

Mit einem wütenden Zischen ließ sich Luhan auf den Boden fallen und spielte nun mit seinen Ketten, dabei sah der Hunter nun etwas frustriert aus. Das kann doch nicht wahr sein!

Sofort spannte sich der Körper des Braunhaarigen an, als man ein amüsiertes Knurren gefolgt von schweren Schritten vernehmen konnte. Dann folgte ein weiteres Knurren und das Schlagen von Flügeln hallte durch die Umgebung. Ich kann mich nicht verteidigen!

Panik stieg in Luhan auf, da nun zwei Drachen sich dem Jungen näherten und noch dazu die Haltung eines jagenden Tieres einnahmen, was den Hunter nur noch nervöser werden ließ und auch vor Angst hektisch nach Schutz suchte.

"Bleibt weg. Ich werde nicht zögern euch zu töten, denn ich bin ein Dragonhunter. Habt ihr gehört? Ich bin ein Dragonhunter!"

Man konnte förmlich das amüsierte Lächeln der beiden Drachen erkennen, als Luhan sich einen kleinen Stein in seiner Nähe schnappte und diesen auf die beiden Tiere richtete. Seine Hand zitterte nur leider etwas zu heftig, um überhaupt etwas ausrichten zu können.

"Bleibt weg!"

Vielleicht lag es an der Bedrängnis oder auch an der Angst und Verzweiflung, die sich in Luhan anstaute, um tatsächlich den Stein in seiner Hand auf den Kopf des rechten Drachen zu werfen und danach nach einem Stock zu greifen. Sie sollen mir fernbleiben!

Leider bewirkte die Geste des Hunters nur, dass die beiden Drachen sich kurz gegenseitig ansahen und dann knurrend, Luhan konnte den Boden unter sich vibrieren spüren, sich dem Hunter näherten.

Wut war in den Augen der jeweiligen Tiere gespiegelt, da sie es wohl gar nicht gut aufgenommen hatten als Luhan einen winzig kleinen Stein nach ihnen geworfen hatte. Jetzt zeigte er ihnen auch noch die Spitze des Astes. Ich provoziere sie noch mehr.

Tief seufzte der Junge, als er sich wieder an die Seiten des Buches, welches er noch in seinem Rucksack hatte, erinnerte und somit auch wusste was er nun zu tun hatte.

"Hey, ich will euch nichts tun. Tut mir leid, wenn ich euch Angst eingejagt habe."

Mit einem sanften Lächeln legte der Braunhaarige nun den Ast langsam zu Boden, damit die beiden Drachen seiner Geste mit den Augen folgen konnten und sich somit auch vergewisserten, dass der Hunter nicht log.

"Seht ihr? Ich will euch wirklich nichts tun."

Mit Bedacht stand Luhan nun auf und näherte sich den beiden Tieren, während seine Ketten anfingen zu klirren. Die Drachen stellten ihre Ohren auf, als das Klirren immer lauter wurde je weiter sich der Junge ihnen näherte.

Ein schrilles Pfeifen war genau in dem Moment zu hören in dem Luhan gerade seine Hand ausstreckte und, der Braunhaarige konnte es nicht selber glauben, versuchte einen der Tiere zu zähmen. Ich hatte es fast!

"Ab hier ist Schluss. Ich möchte nicht, dass du den Drachen die Kehle aufschlitzt. Sie sind noch viel zu jung, um zu sterben."

Luhan schloss seinen Mund, der davor einen kleinen Spalt offen war, wieder zu und sah sein Gegenüber durch kalte Augen an. Dieser wandte sich zu den Drachen und strich diesen beruhigend über den Kopf.

"Wer sagt, dass ich sie töten wollte? Noch dazu besitze ich keine Waffen."

Der Hunter hatte Mühe ein wütendes Knurren in seiner Kehle zu unterdrücken, da er der festen Ansicht war, dass der Junge vor ihm für seine jetzige Lage verantwortlich war. Er ist der einzige Mensch hier.

"Du hast noch vor kurzem gesagt, dass du ein Dragonhunter bist und sie mit einem Ast bedroht. Das ist doch Beweis genug."

Nun wandte sich der unbekannte Junge zu Luhan und ging auf ihn zu, während die beiden Drachen mit einem leisen Knurren versuchten den Menschen vor dem Braunhaarigen zu warnen. Wieso sorgen sie sich um ihn?

"Was hat das hier zu bedeuten!? Wieso bin ich hier!?"

Nun konnte Luhan seine Wut nicht mehr zurückhalten und stürzte sich auf den Jungen, der den Braunhaarigen nur desinteressiert musterte, als der Hunter wenige Millimeter vor dem Jungen stehen blieb oder eher durch die Länge der Ketten nicht mehr weiterkam.

"Ist es nicht offensichtlich?"

Der Junge fing die Faust des Hunters in seiner linken Hand ein, als Luhan einen weiteren Versuch startete den Menschen vor ihm büßen zu lassen was er ihm angetan hatte. Der Unbekannte fing auch die andere Faust ein.

"Wenn ich nicht angekettet wäre, würdest du schon blutend am Boden liegen und um dein Leben betteln!"

Luhan ließ sich nicht von den grauen Augen des Jungen einschüchtern, da dieser dem Hunter fest in die Augen blickte und auch scherte sich der Braunhaarige nicht um die silbernen Haare seines Gegenübers, als diese kurz anfingen unter dem Licht der Sonne zu schimmern.

"Es stimmt also."

Seufzend ließ der Silberhaarige von Luhan ab und trat einen Schritt zurück, um sich entspannt durch die Haare zu fahren und jede Geste des Hunters mit seinen grauen Augen zu verfolgen. Dieser Junge kann was erleben!

"Du bist gegenüber Menschen sehr feindselig, doch Drachen und jeglichen anderen Tieren kannst du kein Haar krümmen. Weshalb bist du nun ein Dragonhunter geworden?"

Luhan schreckte nicht zurück, als der Junge sich abrupt dem Hunter näherte und nur mehr ein einziger Millimeter die beiden Gesichter voneinander trennte.

Der Braunhaarige ballte seine Hände zu Fäusten.

"Ich sollte doch eher fragen, weshalb ich dir, einem wildfremden Menschen, überhaupt eine Frage beantworten sollte? Sollte ich doch nicht eher schweigen?"

Der Braunhaarige konnte sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen, da er zu gerne den geschockten Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen sehen wollte, weil Luhan ihn aus dem Konzept gebracht hatte.

"Ich bin jetzt für dich noch fremd, doch wenn wir uns näher kennen lernen, wirst du schon anfangen zu reden. Ob freiwillig oder einfach aus Gewohnheit."

Nun war es Luhan der aus dem Konzept gebracht wurde, da der Junge ihn nun anlächelte und es war sogar ein sanftes Lächeln, was seine Augen auch zum Glitzern brachten. Was hat er vor?

"Mein Name ist Seojun, Sohn des Betas Anemos, welcher dem Wind-Drachen dient. Ich freue mich mehr über dich zu erfahren, Luhan."

Seojun streckte dem Braunhaarigen seine Hand aus, während seine Augen die des Hunters fixierten und darauf warteten, dass Luhan die Geste des Silberhaarigen annahm.

Luhan starrte die Hand Seojuns lange an.

"Was hast du nur vor?"