Kapitel 4

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Nach einer, meiner Meinung nach, ewig andauernden Fahrt hielt der Wagen an. Die ganze Zeit über herrschte totale Stille, nicht einmal das Radio lief im Hintergrund. Stumm sah ich zu, wie Liam die Tür öffnete und gemeinsam mit Louis die Taschen auslud. Ich bewegte mich keinen Zentimeter und beobachtete die beiden nur. Dann kam Niall und bat mich, auszusteigen.

Der Kies knirschte unter meinen Schuhen, als ich aus dem Van stieg und mich umsah. Vor mir erstreckte sich ein kurzer Schotterweg, der vor einem Haus endete. Es war das einzige Haus weit und breit, wenn ich dies richtig ausmachen konnte. Schließlich war es mitten in der Nacht.

Ich folgte den Vieren zur Eingangstür und trat ein, als sie kurz darauf aufgeschlossen wurde. Nun stand ich in einem kleinen Hausflur. Das Licht ging an und ich sah, dass rechts eine Tür ins Wohnzimmer führte. Niall deutete auf das Sofa und ich setzte mich, dann ließ er sich neben mich fallen. Die anderen waren spurlos verschwunden.

"Oh, warte kurz", murmelte Niall, als er einen Blick auf meine Hände warf und öffnete schnell die Handschellen. Stumm rieb ich mir die Handgelenke.

"So ... also, Hope...", fing er an, doch ich unterbrach ihn.

"Bevor du irgendetwas sagst: bitte wirf mich nicht aus einem Flugzeug! Ich mache alles, was ihr wollt, aber bitte tu mir nichts!" Meine Stimme zitterte vor Panik.

Ein wenig verwirrt schaute er mich an, dann begriff er. "Oh, das vorhin. Louis ist manchmal ein bisschen ... unsensibel. Er spricht oft das aus, was er denkt. Aber solange ich da bin, wird niemand irgendwo rausgeworfen, versprochen." Er lächelte schwach.

Gerade als ich mich bedanken wollte, traten die anderen in den Raum. Liam räusperte sich, um die volle Aufmerksamkeit zu haben.

"Also Hope, angesichts der Tatsache, dass du eindeutig zu viel weißt, können wir dich nicht einfach laufen lassen." Er hielt inne.

Was kam jetzt? Deshalb sind wir gezwungen, dich zu töten...?!

"Es gibt nicht allzu viele Möglichkeiten, aber auf eine davon wird es wohl hinauslaufen", ließ er mich mit seiner Aussage im Dunkeln stehen.

"Und die da wären? Da hätten wir die Idee mit dem Flugzeug, aber ich schätze, da gibt es noch ein paar weniger schmerzhafte Alternativen. Mir fällt nur gerade keine ein, ist nicht so mein Fachgebiet. Und überhaupt, vermutlich würde mich niemand vermissen, denn die Leute im Waisenhaus-" Ich verstummte abrupt, als mir auffiel, was ich gerade zugegeben hatte. Nie hätte ich gedacht, so froh zu sein, als Waise aufgewachsen zu sein.

Über Liams Gesicht huschte ein eine kurze Regung der Erleichterung, während Harry und Louis mich fassungslos anstarrten. Niall, der immer noch neben mir saß, machte ebenfalls große Augen. Wie es schien, war uns allen gleichzeitig etwas bewusst geworden. Ein wichtiges Detail, das alles veränderte.

"Das hätte ich vermutlich früher erwähnen sollen", murmelte ich, dann musste ich gähnen.

"Harry, hol' eine Decke, Hope kann heute auf der Couch schlafen. Morgen reden wir weiter.", erklärte Liam knapp und sein Gesichtsausdruck änderte von erleichtert auf ernst.

Litt er an Stimmungsschwankungen? Ich kannte niemanden, der so schnell seine Meinung oder Stimmung ändern konnte.

Schnell schob ich den Gedanken beiseite und kuschelte mich in die Decke, die mir Harry soeben gebracht hatte. Niall grinste mich zufrieden an. Alle verließen den Raum, nur Liam starrte mich kurz an, dann sagte er: "Komm ja nicht auf dumme Gedanken, klar?"

Sein durchbohrender Blick traf mich und ich bekam es erneut mit der Angst zu tun. Mein Mut von vorhin löste sich buchstäblich in Luft auf. Ich nickte heftig und war kurz davor meinen Kopf unter der Decke zu verstecken, als er das Licht ausschaltete und verschwand.

Mann, war ich die Einzige, die sein Verhalten in den Wahnsinn trieb?

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