Kapitel 69

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7. November

8:13 Uhr - Hope

Es war mir ein Rätsel, wie ich diese schreckliche Nacht überstanden hatte. Ich war die ganze Zeit aus dem Schlaf hochgeschreckt, weil ich glaubte, eine bekannte Stimme zu hören. Egal ob die von Liam, Niall, Leroy oder Izzy. Mir schwirrte generell der Kopf bei so vielen Gedanken. Leroy tat mir einfach nur leid und ich wollte möglichst schnell zu ihm, um ihm alles zu erklären. Mit Izzy war ich fertig, denn sie hatte mich belogen und verraten. Und mit den Jungs wollte ich generell reden, denn Izzys Worte gingen mir nicht aus dem Kopf.

"Für sie warst du nichts weiter als eine Schachfigur. Wenn du ihnen wichtig wärst, hätten sie dich nicht hineingezogen."

Ebenso wie Leroys enttäuschter Blick. Nun lag ich in einem kleinen Raum auf einem noch kleineren Bett. Wenn man es so bezeichnen konnte, denn die Matratze war hauchdünn. Genervt warf ich meinen improvisierten Stressball, bestehend aus meinen Socken, im Rhythmus meiner Atmung hoch und fing ihn anschließend wieder auf.

Werfen, fangen, werfen, fangen und immer so weiter.

Jetzt wusste ich, dass ein Tag weit mehr als 24 Stunden haben konnte. Und dass die letzten Monate im Vergleich dazu wie im Flug vergangen waren.

Auf dem kleinen Tischchen gegenüber vom Bett stand ein Tablett mit einem Sandwich und einer Tasse Tee. Ich weigerte mich, das Essen anzurühren, denn der Tee schmeckte grässlich und das Sandwich würde ich ohne Flüssigkeit kaum runterbekommen.

Ich hasste dieses Gefühl vom Ungewissen. Gestern war ich einfach hierhin gebracht worden, ohne weitere Auskunft. Keiner hatte mir gesagt, wie es weitergehen würde. Was noch auf mich zukam. Sie konnten mich schlecht für immer hier festhalten, oder?

Langsam glaubte ich, an meinen Gedanken zu verzweifeln. Wenn das so weiterging, würde ich noch den Verstand verlieren.

9:57 Uhr - Louis

"Gibt es irgendetwas, dass Sie mir im Vorhinein zu sagen haben, Mr Tomlinson?"

Genervt starrte ich Mr Neunmalklug an. Mit seiner Nerdbrille kam er mir nicht vor wie ein Ermittler der CIA, sondern wie ein verdammter Buchhalter. Und seinem Geschwafel nach zu urteilen war er studierter Psychologe.

Glaubte er tatsächlich, dass wir, nur, weil sie uns geschnappt hatten, jetzt sangen wie die Engel und alle wichtigen Informationen ausplauderten? Wir waren vielleicht erledigt, aber dämlich noch lange nicht.

Deshalb grinste ich zur Antwort und lehnte mich mit verschränkten Armen zurück. Von mir würde er rein gar nichts zu hören bekommen, denn ich hatte ein starkes Durchhaltevermögen. Bei Harry war ich mir nicht so sicher, auf welcher Seite er jetzt stand. Niall würde in kürzester Zeit einknicken, darauf konnte ich wetten. Und Liam? Der hatte alles andere im Kopf, nur keinen konkreten Plan.

Im Ursprungsplan meinte er nämlich, dass wir kein Wort sagen sollten. Vollkommenes Schweigen. Jetzt wollte er auf einmal alle Karten auf den Tisch legen, um möglichst sauber aus der Sache raus zu kommen. Tja, der Ursprungsplan beinhaltete auch nicht die Adoption eines Mädchens. Meiner Meinung nach hatte Hope Liams gesamtes Konzept aus dem Ruder gebracht. Er konzentrierte sich nicht mehr auf das Wesentliche und wurde unvorsichtig.

Als Harry und ich ihm dies gestern mitteilten, sah er buchstäblich rot. Er verneinte unsere Aussagen und verlangte, mehr Vertrauen in ihn zu haben.

"Checkst du es denn nicht? Sie bringt alles durcheinander! Gib zu, dass du einen Fehler gemacht hast und erzähl uns endlich, wie es in Zukunft weitergehen soll!", geigte ich ihm meine Meinung. Denn normalerweise wussten wir schon über das nächste Ziel Bescheid und gingen in die Planungsphase über. Doch dieses Mal hatten wir nicht einmal die leiseste Ahnung, was er mit den geheimen Dokumenten angestellt hatte.

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