Kapitel 74

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11. November

12:18 Uhr

Zum ersten Mal seit Tagen hatte ich wieder eine richtige Mahlzeit vor mir. Gierig schaufelte ich die Spaghetti in mich hinein, dann klaute ich ein Pizzastück von Izzy und bekam den Beilagensalat des Chauffeurs, Paul. Ich wurde verdutzt angesehen, als ich auch noch Tiramisu wollte.

"Dann ernährt euch doch mal ein paar Tage vom Knastessen und wir reden weiter", meinte ich nur, nachdem ich meine Bestellung abgegeben hatte.

Nach dem Essen fuhren wir zum Flughafen und wurden durch einen abgetrennten Bereich geschleust. Ich kam mir vor wie eine Berühmtheit. Also berühmt waren wir ja nicht, aber wir sparten so eine ganze Menge Zeit. Ein kleiner Bus fuhr uns über das Flugfeld und hielt schließlich vor einem Privatjet.

"Sicher, dass wir richtig sind?", fragte ich Izzy beim Aussteigen. Sie nickte nur und schob mich dann zur Treppe, die ins Flugzeug führte. Überall liefen Leute in Anzügen herum, selbst als ich einsteigen wollte, wurde ich fast angerempelt.

Als ich in die Kabine des Flugzeugs sah, setzte mein Herzschlag kurz aus. Dort saßen die Jungs, jeder auf einem einzelnen Platz. Da sie immer noch unter Arrest standen, trugen sie allesamt Handschellen. Am anderen Ende der Kabine erkannte ich auch die Frau und Mr Vollidiot aus unserem Haus. Izzy drängte sich an mir vorbei und gesellte sich zu ihnen.

Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte, deshalb setzte ich mich einfach in Bewegung und ließ mich auf den Sitz neben Liam fallen. Hier würde mich keiner mehr wegbekommen. Ein unsicheres Lächeln lag aufs seinen Lippen, als ich ihn ansah.

"Hey", meinte ich nur und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Erst jetzt wurde mir klar, wie sehr ich ihn vermisst hatte; sie alle.

"Durstig?", fragte Liam und reichte mir eine Wasserflasche, die fast leer war. Naja, wenigstens ein bisschen Wasser war noch übrig. Ich trank den letzten Schluck und wandte mich dann an Niall: "Ich habe deine Gitarre eingepackt. Ich hoffe, das stört dich nicht." Tat es nicht, denn er grinste mich an. Seine Augen erreichte dieses Lächeln jedoch nicht. 

Durften sie alle nicht reden oder wieso waren sie so schweigsam? Ich wollte Liam gerade diese Frage stellen, als ich gähnen musste. Wieso war ich plötzlich so müde? Als mein Kopf erneut Liams Schulter berührte, war es, als hätte jemand ein Licht ausgeknipst.

19:14 Uhr - amerikanische Zeitzone

Ich blinzelte. Wo war ich nochmal? Ach ja, in einem Flugzeug. Mein improvisiertes Kissen oder auch Liams Schulter war verschwunden. Wo war er hingegangen? Langsam stand ich auf und bahnte mir den Weg nach draußen. Die Flugzeugkabine war vollkommen leer. Wenn man mich vergessen hatte, dann würde ich jeden einzelnen Typen samt Anzug-

Ich hielt inne. Niemand hatte mich vergessen. Natürlich herrschte wieder das reinste Chaos an Menschen, als ich nach draußen trat und von einer frischen Brise empfangen wurde. Überall rannten Anzugtypen, Mitarbeiter und sonst noch Leute herum, die ich nicht zuordnen konnte. Ich schaffte es trotzdem, in dem ganzen Chaos die Jungs auszumachen. Sie wurden brav hintereinander zu einem Auto geführt. In meinem Kopf klingelten die Alarmglocken. Wenn sie dort einstiegen, würde ich sie lange Zeit nicht wiedersehen. Ich nahm also meine Beine in die Hand und versuchte sie so schnell wie möglich einzuholen. Was gar nicht so einfach war, denn ich fühlte mich immer noch ein wenig schlaftrunken.

"Liam, ich-", keuchte ich, als ich sie endlich eingeholt hatte. Er blieb stehen und drehte sich dann zu mir um.

"Na, gut geschlafen?" Er wirkte irgendwie zufrieden. Wieso freute er sich so, dass ich geschlafen hatte? Eigentlich wollte ich- 

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