Kapitel 14

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Am nächsten Tag war das Haus so gut wie leer. Morgens sah ich wie Niall, Harry und Louis im schwarzen SUV, der sich hinter der zweiten Garagentür verbarg, davonfuhren. Nur Liam saß noch in seinem Büro und "arbeitete". Und da er vermutlich erst abends nach mir sehen würde, hatte ich sturmfrei. Deshalb beschloss ich, das Haus zu erkunden. 

Es war riesig! Klar, nach fast einem Monat hier kannte ich mich ein bisschen aus, aber es gab noch ein paar Räume, die ich nie betreten hatte. Liams Zimmer oder den Keller, zum Beispiel. Aus ersterem würde auch heute nichts werden, da es immer abgeschlossen war. Immer.

Also stieg ich, bewaffnet mit einer Taschenlampe, die Treppe zum Keller hinunter. Natürlich, Keller waren dunkel und gruselig, aber ich war diejenige gewesen, die nachts das Waisenhaus verlassen hatte. Es konnte also gar nicht schlimmer werden. Langsam tastete ich nach dem Lichtschalter und stellte erleichtert fest, dass er funktionierte. Neonlampen erhellte den Raum und ich sah ein paar vollgestellte Regale, Pappkartons, alten Krempel und sogar ein rotes Fahrrad. Keine Ahnung wieso, aber ich verspürte das Bedürfnis, den Keller auszumisten und so an die Geheimnisse zu kommen, die sich hier versteckten. Ich bahnte mir den Weg durch das Karton-Meer und gelangte zu einem der Regale. Dort lagen schwarze Sporttaschen, Brecheisen, Handschuhe und ... was war das?

Eine Pistole?

Zögernd griff ich nach dem schwarzen Teil und machte erschrocken einen Schritt zurück. Das Metall hatte sich kalt angefühlt. Wieso hatten die Jungs eine Waffe im Keller ...? Ach ja, dieses kleine Detail, von wegen "Verbrecherbande" blendete ich allzu gerne aus.

Jetzt hatte ich jedoch ein bisschen Angst, was mich in den Kisten erwartete. Durch das Adrenalin in meinem Blut getrieben fuhr ich mit meiner Erkundung fort. Ich entdeckte noch mehr Equipment, alte Computer, Festplatten und jede Menge schwarze Klamotten. Noch ein paar Blinklichter und ich befand mich in einem echten Schurkenlabor. Okay, meine Fantasie ging wieder einmal mit mir durch und ich übertrieb ein bisschen.

Ich war am Ende des Raumes angelangt und stand vor dem letzten Regal. Plötzlich weckte etwas mein Interesse: in der hintersten Ecke stand ein Pappkarton mit der Aufschrift 'H'. Jemand hatte den Buchstaben mit schwarzem Filzstift auf den Karton geschrieben. Gehörte er vielleicht Harry? Und wenn ja, sollte ich die Finger davonlassen?

Der steht nicht umsonst so weit hinten, meinte meine innere Stimme. Das war etwas dran. Vorsichtig zog ich den Karton aus seinem Versteck und fing an, ihn zu öffnen.

Mir blieb der Mund vor Staunen offenstehen, als ich den Inhalt erblickte: im Karton befanden sich meine Sachen aus dem Waisenhaus! Meine Bücher, Notiz- und Zeichenblöcke, Stifte, sogar das Radio! Außerdem fand ich den weißen Umschlag, indem sich meine einzigen Kinderfotos befanden. Wow, was machte das Zeug hier unten? Wer hatte es aus dem Waisenhaus geholt? Ich widmete mich dem zweiten Karton, der ebenfalls ein 'H' auf dem Deckel hatte und fand meine alten Klamotten. Da es nicht viele waren, hatten sie mühelos in diese Pappkiste gepasst.

"Hope?", rief eine allzu bekannte Stimme und ich zuckte zusammen.

Liam. Er stürmte die Treppen hinunter und kam direkt auf mich zu. Mist! Bevor er etwas sagen konnte, rief ich: "Wieso sind meine Sachen hier unten?" Er schaute mich verwirrt an, erkannte die Kartons im Hintergrund und verstand.

"Ich glaube, ich schulde dir eine Erklärung", murmelte er und seufzte.

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