Kapitel 29✅

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"Aufwachen!", sagte jemand und stupste mir gegen die Schulter. Verschlafen öffnete ich meine Augen und wischte mir mit dem Handrücken darüber.

Im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich mich befand, doch dann erschienen die Konturen einer Flugzeugkabine vor meinen Augen. Neben mir saß Liam, der mich zufrieden angrinste. Die anderen Jungs standen vor mir im Gang, in dem sich eine lange Menschenschlange gebildet hatte. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass es immer noch dunkel war. Wir waren doch früh am Morgen gestartet, oder?

"Na, Dornröschen? Auch schon wach?", neckte Harry mich. Ich grummelte etwas vor mich hin, dann schaute ich erneut nach draußen. Das Flugzeug bewegte sich nicht, soviel stand fest. War es überhaupt gestartet? Niall war derjenige, der endlich Licht ins Dunkel brachte: "Wir sind neun Stunden geflogen! Endlich raus hier und dann was essen!" Neun Stunden hatte ich geschlafen?! War das überhaupt möglich, dass ich rein gar nichts vom Flug mitbekommen hatte?

"Wie spät ist es?", fragte ich.

"Kurz nach acht. Zeitverschiebung mit einberechnet", hörte ich Louis sagen. Das erklärte so einiges. Ich warf einen Blick in den Gang und bemerkte, dass sich die entstandene Schlange in Bewegung setzte. Liam stand auf und ich tat es ihm gleich, dann suchten wir uns eine Lücke in der Schlange und verließen das Flugzeug.

"Willkommen in Spanien, amigos!", rief Niall, als wir mit unserem Gepäck aus dem Flughafen traten. Obwohl es schon spät war, wehte mir eine warme Brise entgegen und ich schloss kurz die Augen. Ich war tatsächlich in Spanien! Unfassbar! Liam blickte in mein strahlendes Gesicht und grinste mich an.

"Alle hier entlang!", rief Louis plötzlich und ich packte den Griff des Koffers, um ihnen folgen zu können.

Mit einem blauen Bus fuhren wir ins Innere der Stadt. Während der Fahrt schaute ich begeistert aus dem Fenster und staunte über die vielen Lichter, die mit meinen Augen um die Wette zu strahlen schienen. Der Bus hielt an einem großen Platz mit zwei Brunnen. Ich bekam so viele Eindrücke auf einmal, sodass ich gar nicht wusste, wo ich hinschauen sollte.

Das genervte Stöhnen von Louis ließ meinen Kopf in Richtung des Busses schnellen. Er war gerade dabei, die Koffer aus dem Bus zu hieven. Bevor ich reagieren konnte, eilten ihm die anderen zur Hilfe. Bei der ganzen Aufregung hatte ich die Frage, ob sie es geschafft hatten, völlig vergessen. Andererseits hatte sich die Sache so gut wie erledigt, da wir uns ins Spanien befanden.

"Na dann, ab zum Hotel!", meinte Niall und stellte meinen Koffer neben mir ab.

Wir überquerten die Straße und bogen wenig später in eine dicht bevölkerte Straße ein. Auch wenn die meisten Geschäfte geschlossen waren, liefen unzählige Menschen herum. Die meisten waren nur leicht bekleidet, da die warme Brise nach wie vor wehte. Ich wollte die Straße noch weiter erkunden, als die Jungs abrupt stehen blieben.

"Ruby! Halt!"

Ich blickte die Fassade empor und schloss aus der großen beleuchteten Eingangstür, dass es sich um ein Hotel handelte. Wir betraten die Lobby und ich ließ mich in einen der übergroßen Sessel sinken. Trotz meines langen Nickerchens fühlte ich mich ausgelaugt. Außerdem konnte ich es kaum glauben, dass ich meinen ersten Flug komplett verschlafen hatte!

"Alles ok bei dir?", fragte Niall mich.

"Alles bestens! Wir sind in Barcelona! Ich kann's kaum glauben!" Ich grinste ihn übertrieben an. Andere würden mich für verrückt halten, doch der Blondschopf gegenüber von mir grinste mir nur noch breiter entgegen.

"Wenn ihr fertig seid, können wir die Sachen in die Zimmer bringen", warf Harry kopfschüttelnd ein, was uns nur noch mehr zum Lachen brachte. Da Niall so hungrig war, beschlossen wir beide uns ein Restaurant zu suchen, während die anderen in ihren wirklich schönen Hotelzimmern blieben. Ich teilte mir eines mit Liam. Mit schnellen Schritten folgte ich Niall, der fast besessen ein Restaurant ansteuerte, welches sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand.

"La Poma", las ich laut vor.

"Der Apfel", raunte er mir zu. Verwirrt schaute ich ihn an.

"Du kannst spanisch?"

"Nein, aber Google!", erwiderte er breit grinsend und hielt sein Handy hoch. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf, dann betraten wir das Restaurant. Sofort fiel mir der kleine Beistelltisch auf, der vor der Küchentheke stand und uns alle möglichen Süßspeisen präsentierte. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und ein Seitenblick verriet mir, dass Niall das Gleiche dachte. Er wandte sich an den Kellner und bat um einen Tisch für zwei, dann folgten wir ihm in den oberen Stock.

Das Restaurant war stilvoll eingerichtet und von hier oben hatte man eine gute Aussicht auf die belebte Straße. Gierig schnappten wir uns die Speisekarten, die uns der Kellner soeben auf den Tisch gelegt hatte.

"Pizza oder Pasta? Ich kann's kaum erwarten!"

Mein Magen bestätigte Nialls Aussage mit einem Knurren und ich musste grinsen. Schlussendlich entschied ich mich für Spaghetti, während Niall sich eine Pizza und eine Vorspeise bestellte, die sich "Tapas" nannte. Als der Kellner diese Vorspeise servierte, sah ich einen enttäuschten Schimmer in den blauen Augen meines Gegenübers.

"Das ist alles?", fragte er, als wir wieder alleine waren. Ich zuckte mit den Schultern. Woher sollte ich wissen, dass Spanier gerne kleine Portionen aßen? In Amerika war so eine kleine Schüssel nicht einmal eine Kinderportion. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und tippte darauf herum.

"Ähm, du kannst später auf deinem Handy-", wollte ich sagen, doch er unterbrach mich.

"Falscher Alarm. Hier steht: 'Eine Tapa ist ein kleines Appetithäppchen'. Na, wenn Wikipedia das sagt, muss es wohl so sein."

Fassungslos und amüsiert zugleich schüttelte ich den Kopf, was Niall nicht mehr mitbekam, da er sich bereits auf seine Vorspeise gestürzt hatte. Wenige Zeit später wurden auch die Hauptspeisen serviert und zum Schluss entschieden wir uns für eines der köstlichen Desserts.

"Und? Wie hat dir dein erstes Essen in Spanien geschmeckt?"

"Ich würde ja gerne auf Spanisch antworten, aber das kann ich nicht, also bleibe ich beim altbewährten 'Lecker'!" Langsam schlich sich die Müdigkeit wieder an und so verließen wir gestärkt und gähnend das Restaurant.

Als sich Niall verabschiedet hatte und ich vor Liams Zimmertür stehen blieb, überkam mich ein altbekanntes Gefühl: Zufriedenheit. Und genau mit diesem Gefühl ließ ich mich ins Bett fallen und merkte noch, wie mich jemand zudeckte, dann fielen meine Augen zu.

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