Ich holte tief Luft und pustete die Kerzen aus. In Gedanken wünschte ich mir etwas. Applaus hallte mir entgegen. Ich hatte tatsächlich alle Kerzen ausgeblasen!
"Und? Hast du dir den Hausarrest weggewünscht?", fragte Louis grinsend.
"Selbst wenn, dann würde ich es dir nicht sagen!", antwortete ich dreist und grinste zurück. Außerdem wäre es Wunschverschwendung, ich hatte es so gut wie geschafft. Mein Wunsch war ein ganz anderer gewesen. Mal sehen, ob er in Erfüllung ging.
Es wurde gezankt, welches Geschenk ich zuerst öffnen sollte und schließlich landete Harrys Tüte in meinen Händen. Ich zog eine kleine, schwarze Schachtel aus der Tüte und begutachtete begeistert meine neue Uhr. Außerdem befanden sich Socken mit Noten- und Klavieraufdruck in der Tüte. Ich bedankte mich herzlich und sofort stellte Niall mir sein Geschenk vor die Nase. Es handelte sich um eine Backmischung. Aus dieser konnte ich entweder Brownies, Muffins oder Kuchen backen. Ziemlich praktisch.
"Danke, du verfressenes Krümelmonster!"
"Nicht gleich ausfallend werden, Cookie!"
Louis reichte mir sein Geschenk etwas zögernd. Ich öffnete vorsichtig den Knoten, der das Säckchen verschloss und zog ein schwarzes, geknüpftes Armband heraus. Es enthielt den Schriftzug "Always" und das Zeichen der "Heiligtümer des Todes". Ein Harry Potter Armband. Woher wusste er das? Die Jungs kannten mich wohl besser, als gedacht.
"Da gibt es noch etwas, was ich dir sagen muss", fing Louis an und mied meinen Blick. "Ich muss mich bei dir entschuldigen. Für das, was ich anfangs gesagt habe. Ich würde nie jemanden verletzen. Klar hat das dein Bild von mir verzerrt, aber so bin ich nicht."
Stimmt, Louis konnte anders, wenn er wollte. Er war hilfsbereit, witzig und abenteuerlustig. Mir huschte ein Grinsen übers Gesicht, als ich an unseren Skateausflug zurückdachte.
"Ich hoffe, du kannst mir-" Er beendete den Satz nicht, da ich ihm plötzlich um den Hals fiel. Auch wenn ich sein Gesicht gerade nicht sehen konnte, wusste ich, dass er lächelte.
"Und last but not least", verkündete Liam, als wir uns voneinander gelöst hatten, "kommt mein Geschenk!"
"Du machst Witze!"
Liam schaute mich verwirrt an.
"Ich will ja nicht unhöflich sein, aber du hast mir so viel gegeben! Die Städtetrips waren sicher nicht gratis!", führte ich aus und konnte mich vor Begeisterung kaum zurückhalten.
"Nein. Da hast du recht. Trotzdem habe ich eine kleine Überraschung für dich." Er deutete auf den großen Papiersack, der vor dem Kamin stand. Ich ging darauf zu und konnte mir ein leises Quieken nicht verkneifen. In diesem Sack lag die gesamte Harry Potter Reihe in erneuertem Layout. Die Buchcovers hatten ein neues, buntes Design erhalten. Besonders der letzte Band gefiel mir. Auf dem waren Harry Potter und der dunkle Lord abgebildet. Beide standen sich gegenüber, bereit für das letzte Duell.
"Mann, ich weiß nicht, wie ich mich jemals dafür revanchieren soll!"
"Wie wäre es hiermit?", fragte Liam und breitete seine Arme aus. Sofort umarmte ich ihn und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust. Ich konnte sein Herz gleichmäßig schlagen hören und spürte seine Hände auf meinem Rücken. Ehe ich mich versah, artete die Umarmung in ein Gruppenkuscheln aus.
"Ihr seid die Besten!", flüsterte ich gegen seinen Pulli und grinste. Wir ließen den Abend gemütlich zuhause ausklingen, ehe Harry und Louis sich verabschiedeten und zu sich nach Hause verschwanden.
Gleich am nächsten Tag klärte ich Izzy über mein Verschwinden auf. Sie schien erleichtert über mein Lebenszeichen zu sein.
("Ich dachte schon, dir wäre etwas passiert!")
Außerdem brachte mich Niall zu meiner neuen, zukünftigen Schule. Die Sommerferien waren nicht zu übersehen. Das Schulgebäude schien leergefegt. Lediglich im Sekretariat brannte Licht. Ich musste Formulare ausfüllen, meine Maße wegen der Schuluniform angeben und bekam eine Liste mit allen Wahlfächern. Englisch war Pflicht. Auf der Heimfahrt erklärte Niall mir, dass mein erstes Jahr eine Art Übergang war. Dort wurden viele praktische Stunden abgehalten. So konnte man Einblick ins Berufsleben sammeln und neue Interessen entdecken.
Anstatt meine Sachen ins Haus zu bringen, klingelte ich sofort Sturm bei Izzy. Ich wollte wissen, welche Schule sie besuchte. Niall verabschiedete sich mit einem "Bis später, Cookie!" und verschwand ins Haus.
Fast hysterisch erklärte Izzy mir in ihrem Zimmer, dass wir in knapp zwei Wochen auf die gleiche Schule gehen würden. Zusammen mit ihren anderen Freunden. Vielleicht würde ich auch den Rugbyspieler kennenlernen.
"Und ich habe keine Ahnung, welche Fächer ich wählen soll!", seufzte ich und ließ mich auf Izzys Bett fallen. Ihr Zimmer war modern und hell eingerichtet. Es befand sich ebenfalls im Erdgeschoss und hatte ein Dachfenster. Bei den Möbeln dominierte die Farbe Weiß, ein grüner Teppich lag auf dem Boden.
"Wofür interessierst du dich denn?", fragte sie und setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl.
"Hm, da gibt es eine Menge."
"Wie wär's mit Musik? Du bist vor ein paar Tagen richtig abgegangen!"
Das mochte sein, aber ich machte das eher nach Gefühl. Ich hatte keine Ahnung von Noten und dem anderen Theoriezeugs. Lediglich einen Notenschlüssel brachte ich halbwegs aufs Papier.
"Kunst? Oder wie steht's mit einer Fremdsprache?", zählte Izzy die weiteren Möglichkeiten auf. Ich warf einen Blick auf die Liste. Tatsächlich, Französisch war auch angeführt. Mir kam Pascal in den Sinn. Ich sollte mich bei ihm melden. Sofern es ohne Handy möglich war.
Nach ewigem Hin und Her fanden sich nun Kreuzchen neben Mathe, Französisch, Geschichte, Kunst und Musik. Izzy hatte mich so lange bequatscht, bis ich auch dem Fach "Design und Kommunikation" zugestimmt hatte. Das würden wir gemeinsam besuchen. Bevor ich ihr Haus verließ, schwor sie mir, mich in den Schulchor mitzuschleifen. Ich hatte keine Angst vor ihr, lediglich vor der Überzeugung in ihrer Stimme.
Liam staunte nicht schlecht, als ich ihm den ausgefüllten Zettel unter die Nase hielt und Niall lobte meine bunte Auswahl.
("Hoffentlich bleibt dann noch Zeit für Kekse, bei dem ganzen Lernstress.")
Ich setzte mich aufs Bett und zog meine Schuhe aus. Dann fiel mir auf, dass ich bereits Harrys Socken mit Notenaufdruck trug. Kurzerhand griff ich nach meinem MP3-Player und stellte den Shuffle-Modus ein. Sekunden später summte ich die Melodie von "Diamonds" von Rihanna mit.
DU LIEST GERADE
Catch us if you can
Fanfiction"Wovor hast du Angst?" Genau das hatte sich in seinen Augen wiedergespiegelt. Angst. "Das hatten wir bereits, ich-" "Jaja, du nennst es Respekt", winkte ich ab, "Ich dachte, vielleicht hat sich deine Einstellung in der Zwischenzeit geändert ..." Er...