20. Oktober
Knapp drei Wochen waren vergangen, seit ich bei Leroy zuhause gewesen war. In der Zwischenzeit war viel passiert: Zu allererst klärten wir, was das genau zwischen uns jetzt war. Eine Beziehung wollte keiner von uns so voreilig eingehen und mit Harrys Rat im Hinterkopf ("Lernt euch zuerst kennen!") einigten wir uns auf "Ziemlich enge Freunde mit gewissem Vorteil." Die Rede war vom Küssen, nebenbei. Geheim halten kam nicht infrage. Wieso kompliziert irgendetwas im Hintergrund ablaufen lassen? Trotzdem führte unsere etwas andere Beziehung zu etlichen Erklärungsversuchen.
Als die Clique davon erfuhr, brach ein kleines Chaos aus. Finn bekam einen totalen Lachkrampf, da konnte Miranda fluchen wie sie wollte. Lilian und Louanne gratulierten komischerweise und Izzy machte mir Vorwürfe. ("Wieso hast du nichts gesagt?" - "Ich wusste es bis vor Kurzem doch selbst nicht!") Und das war nicht einmal gelogen. Leroy selbst verhielt sich ganz gelassen und legte mir beruhigend einen Arm auf die Schulter. Genau solche Gesten machten unsere "Beziehungs-Freundschaft-Sache" aus. Es war etwas ganz Besonderes.
Harry war wie immer up to date und ich zweifelte an seiner Ehrlichkeit, denn Niall wusste genauso viel. Schließlich weihte ich auch Liam und Louis ein.
Der wohl größte Fehler meines Lebens.
Liam blieb zwar vollkommen ruhig und gab vor, sich für mich zu freuen. Ich wusste es jedoch besser. Seit ich es ihm gesagt hatte, ließ er mich zuhause kaum aus den Augen und kam mir vor wie ein Helikopter. Louis hatte eher Spaß, mich damit aufzuziehen. („Und, wie fühlt es sich an, vergeben zu sein?" – „Wir sind nicht zusammen!")
Etwa zur gleichen Zeit nahm ich auch meinen Mut zusammen und bat Niall um sein Handy. Ich wollte mich endlich bei Pascal melden. Und genau heute Abend hatte der Helikopter Ausflug.
"Wofür brauchst du es denn? Willst du meine Rechnung in die Höhe treiben, weil du mit dem Rotfuchs Herzchen herumschicken musst?"
"Guter Einfall, aber nein. Ich muss eine Nachricht versenden." Mit einem Röntgenblick fixierte Niall mich, doch ich starrte eiskalt zurück. Dieses Blickduell gewann ich. Im Schneidersitz auf dem Bett tippte ich Pascals Nummer ins Telefonbuch ein, dann schrieb ich ihm eine Nachricht. Eine Zeit lang überlegte ich, was ich schreiben sollte, dann warf ich meine Gedanken über den Haufen und ließ meine Finger einfach machen.
"Hier ist Ruby. Erinnerst du dich?" Das klang nach einem guten Anfang für ein Gespräch.
"Bonjour, la rebelle! Ich habe beinahe aufgegeben...:)" Sekunden später ging die Antwort ein. Ein langer Chatverlauf entstand und ich fragte mich, ob Niall sich das alles durchlesen würde. Löschen wollte ich die Nachrichten ganz bestimmt nicht. Das Handy war mittlerweile heiß und der Akku fast leer. Außerdem schimmerten die Sterne durch mein Dachfenster. Ich verabschiedete mich und versprach, mich bald wieder zu melden. Es war toll, mich mit Pascal in Verbindung zu setzen.
Am nächsten Tag stellte mir Niall meine Pfannkuchen mit einem breiten Grinsen im Gesicht vor die Nase. Hieß übersetzt, er hatte den Chat gelesen. Idiot. Liam musterte uns nur verwirrt, dann wandte er sich wieder seiner Zeitung zu. So wie immer eigentlich.
Heute Abend hatte ich zum ersten Mal sturmfrei. Niall und Liam ließen mich wahrhaftig allein zuhause. Na gut, nicht ganz: Nialls Handy lag griffbereit auf dem Esstisch. Außerdem hatte ich die Gelegenheit genutzt und Leroy zu mir eingeladen. Natürlich war es eine spontane Idee gewesen und deshalb gab ich Liam kurzerhand über SMS Bescheid. In Gedanken ging ich bereits seine Standpauke durch.
"Leroy schläft hier", tippte ich ins Handy und schickte die Nachricht ab.
"Und du glaubst, dein Bruder hat kein Problem damit?", fragte der Rotschopf, als er seine Jacke auszog und in der Garderobe aufhängte. Meinem "Bruder" macht das nichts aus, dachte ich kopfschüttelnd. Währenddessen schlüpfte Leroy aus seinen Schuhen. Nialls Handy vibrierte in meiner Hand und ich öffnete die eingegangene Nachricht von Liam.
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Catch us if you can
Fanfiction"Wovor hast du Angst?" Genau das hatte sich in seinen Augen wiedergespiegelt. Angst. "Das hatten wir bereits, ich-" "Jaja, du nennst es Respekt", winkte ich ab, "Ich dachte, vielleicht hat sich deine Einstellung in der Zwischenzeit geändert ..." Er...