Kapitel 63✅

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1. November

Ich konnte es kaum fassen, wie sehr ich diese Ferien genoss. Einfach ausschlafen und rein gar nichts für die Schule zu erledigen war ein Traum.

Unsere Lehrer meinten, nach den Ferien würde es erst richtig zur Sache gehen und das verwirrte mich ein wenig. Ich hatte unzählige Stunden nach der Schule an Harrys oder Louis' Tisch verbracht und mich durch den Berg an Hausaufgaben gegraben. Und jetzt kam noch mehr? War das überhaupt möglich? Dann noch jede zweite Woche ein berufsorientierter Tag und ich klappte zusammen. 

Deshalb genoss ich jede freie Minute in den Ferien umso mehr. Da die Jungs trotzdem arbeiten mussten, verschwand ich erneut zu Leroy. Heute hatte er Babysitterdienst, da auch seine Mutter arbeiten musste. 

"Ruby! Schön, dich zu sehen!", empfing er mich an der Haustür.

"Hast du mich so vermisst? Nicht einen einzigen Tag hast du ohne mich ausgehalten? Lass dich drücken, du Riesenbaby!" Bevor er etwas erwidern konnte, schloss ich ihn in meine Arme. Dabei atmete ich seinen typischen Geruch ein und musste sofort grinsen.

"Ich bin wohl nicht der Einzige mit Entzugserscheinungen", kam es von ihm, als wir uns voneinander gelöst hatten. Ich schnaubte zur Antwort und schlüpfte an ihm vorbei ins Haus. Aus dem Wohnzimmer drangen Stimmen und Musik. Auf der Couch saß seine Schwester May, die ebenfalls einen feuerroten Haarschopf hatte. Genau wie ihr Bruder und ihre Mutter.

"Na du? Was läuft Interessantes?" May nahm ihren Blick vom Fernseher und strahlte mich an.

"Cinderella!", quiekte sie vergnügt, als Leroy hinter mir erschien.

"Oh, wie ich sehe hast du mit der kleinen Prinzessin schon Bekanntschaft gemacht."

"Du magst Prinzessinnen?", fragte ich May, die eifrig nickte.

"Ich will auch so ein schönes Kleid!", rief sie und zeigte auf den Bildschirm. Dort war ein wunderschönes blaues Ballkleid zu sehen.

"Und Schuhe aus Glas? Ist das nicht unbequem?", meinte ich, während ich mich zu ihr auf die Couch setzte. Damit begann eine Diskussion der Extraklasse zwischen einer Fünfjährigen und zwei Teenagern. Interessant war, dass sogar beide Seiten relativ gute Argumente beisteuerten.

"Hey Leroy, wenn ich meinen Schuh verliere, reist du auch durchs ganze Land, um ihn mir zurückzubringen?" Mit einem zuckersüßen Grinsen schaute ich ihn an.

"Deine abgelatschten Treter? Da kaufe ich dir eher ein neues Paar, versprochen!" Empört warf ich ihm ein Kissen ins Gesicht, was May total amüsant fand. Wir schauten uns den Rest des Films gemeinsam an und danach machte Leroy für die kleine Prinzessin Obstsalat.

"Alles aufessen und dann das Geschirr in die Spüle, Kid!"

"Du nennst sie Kid? Erst seit dem Film oder schon immer?"

"Seit ich sie das erste Mal sah. Denn kurz nach der Geburt stand der Name noch nicht sofort fest." 

"Mach ich, LeeLee!", kam es aus der Küche.

"Wie süß ist das denn? LeeLee!"

"Nenn' mich niemals so, kapiert!" Er warf mir einen strengen Blick zu, weshalb ich mir mein Lachen verkneifen musste.

"Verstanden!", meinte ich kichernd und setzte kurz darauf hinzu: "LeeLee."

Wir blieben noch im Wohnzimmer und spielten Singstar. "All you have to do is stay a minute, just take your time. The clock is ticking, so stay", sang ich ins Mikro und bewegte meinen Körper im Takt. Mein Fuß machte das automatisch, sobald ich Musik hörte. Leroy überraschte uns, also May und mich, mit "Walk on water", sodass wir ausgelassen auf dem Sofa tanzten.

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