Kapitel 7

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"Ich kenne Liam schon ewig. Wir gingen zusammen auf College, bis Liam sich dazu entschloss, ein Auslandspraktikum anzutreten. Er verließ das Land und blieb ein Jahr in New York. Dieses Jahr veränderte ihn. Er fand neue Freunde, darunter auch Louis und Harry, die ihn auf die schiefe Bahn brachten und ihm eine neue Seite des Lebens zeigten. Eine Aufregendere", erzählte Niall, als wir nebeneinander auf der Couch saßen.

"Während ich hier meine Ausbildung zum IT-Fachmann abschloss, zog er durch die Straßen und scherte sich nicht um Gesetze. Irgendwann überzeugte er mich, nach New York zu kommen. Du musst wissen, nach dem Auslandsjahr hat er die Schule abgebrochen und ist einfach dortgeblieben.

Ich ging seiner Bitte nach und Monate später fand ich ebenfalls Gefallen an seinem verrückten Lifestyle. Es war wirklich lockerer, wenn man nicht nur das tat, was alle von einem erwarteten. Schließlich fragte er mich eines Abends, ob ich ihm nicht helfen könne. Es war ein Streich, nichts Ernstes, und doch fanden wir es alle recht lustig. Ins Museum einbrechen. Ein Kinderspiel, wenn die Kameras lahmgelegt waren. Und jetzt sitze ich vor dir als einer der meist gesuchtesten Hacker der Welt."

Wow. Nialls Erzählung machte mich sprachlos. Nach einiger Zeit fand ich jedoch die richtigen Worte und formulierte eine Frage: "Und du hast keine Angst davor, geschnappt zu werden?"

"Sagen wir Respekt. Und zwar vor dem Essen im Gefängnis. Ich meine, diesen Kartoffelbrei will doch niemand freiwillig zu sich nehmen. Aber wirklich Angst? Nein. Liam ist unser Anführer. Er kümmert sich um alles und hat immer einen Plan B."

"Immer, nur gestern nicht ...", fiel mir auf.

"Wie kommst du darauf?"

"Selbst mit Augenbinde war mir klar, dass alle total ratlos waren. Vielleicht hat Louis deshalb das gesagt, was er ... nun mal gesagt hat."

"Da könntest du Recht haben. Immerhin hat bis gestern noch alles geklappt und wir brauchten keinen Ersatzplan. So habe ich das noch nie gesehen", stellte er fest.

"Hör mal, ich will dich jetzt nicht gegen deinen Freund aufhetzen, ich-"

"Nein, schon gut. Vielleicht war es mal nötig, dass mir jemand die Augen öffnet. Und keine Sorge, Liam erfährt nichts davon", sagte er zwinkernd.

"Wovon?", meinte eine raue Stimme und ich zuckte zusammen. Harry stand im Türrahmen und grinste schief.

"Von meinem Jahresvorrat an Schokokeksen, die ich in meinem Schrank bunkere. Was gibt's?", antwortete Niall lässig. Etwas verwirrt starrte Harry uns an, dann sagte er: "Ich soll Hope holen, wir gehen jetzt einkaufen."

Ich stand auf und wollte gerade mit Harry durch die Tür verschwinden, als Niall mich aufhielt: "Wir haben ganz vergessen, über dich zu reden! Jetzt kennst du zwar meine Lebensgeschichte, aber ich deine nicht!"

"Stimmt. Ich erzähl's dir später, versprochen!", rief ich, dann holte ich meine Schuhe und folgte Harry.

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Niall wollte gerade in sein Zimmer verschwinden, als ihm Liam über den Weg lief.

"Äh...Liam? Hast du kurz Zeit?", fragte er vorsichtig.

"Mach schnell...", willigte Liam kurzerhand ein.

"Wieso lässt du Hope bei uns wohnen? Dahinter steckt doch mehr als dein großes Herz?" Bei den letzten Worten machte Niall Anführungszeichen in der Luft.

"Was habe ich dir beigebracht?"

"Ähm..." Niall wusste nicht, worauf er hinauswollte.

"Mach dir deinen Feind zum Freund", beantwortete Liam die von ihm gestellte Frage und schaute dabei in Nialls verwirrtes Gesicht.

"Aber sie-"

"Lass mich ausreden. Wenn wir nett zu ihr sind, wird sie und früher oder später noch nützlich sein." Liam grinste schief.

"Du willst sie ausnutzen?! Sie ist doch noch ein Kind!", rief Niall empört.

"Ein Teenager, um genau zu sein. Ich habe mich schlau gemacht: In dem Waisenhaus, indem Hope gewohnt hat, leben nur Mädchen über 14. Und das bedeutet auch, dass sie ihre Schulpflicht hinter sich hat."

"Aber Liam! Willst du sie etwa auf die schiefe Bahn bringen? Sie ist doch so unschuldig und-"

"Genau das ist der Punkt!", unterbrach ihn Liam, "einem so unschuldigem Mädchen traut keiner ein Verbrechen zu."

"Ich weiß nicht so recht...", überlegte der Blonde zögernd und sah Liam in die Augen.

"Du wirst schon sehen, Niall, du wirst schon sehen ..." Mit diesen Worten ließ Liam ihn ratlos im Flur stehen.

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