Kapitel 54✅

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22. September

Jetzt war es offiziell: ich war der glücklichste Mensch auf diesem Planeten. Nialls Song dudelte durch meine Kopfhörer, als ich zu Harrys Wohnung spazierte. Er hatte es wirklich geschafft, das Lied irgendwie aufzunehmen und es als MP3 auf meinem Player landen zu lassen. Das Wetter war ausnahmsweise einmal toll und mein Schulrucksack so gut wie leer.

Und das Beste des heutigen Tages: Leroy würde mich in zwei Stunden zum Eis essen ausführen!

Schon während der Mathestunde verhielt er sich recht komisch und sprach kaum ein Wort. Erst nach der Stunde bat er mich zu sich und fragte mit rotglühenden Wangen: "Wollen wir zusammen Eis essen gehen?" Bevor ich antwortete, lächelte ich ihn an und sein Gesichtsausdruck entspannte sich.

"Liebend gerne."

"Gut, dann bis heute um vier." Kurz bevor er sich aus dem Staub machte, schrieb ich ihm noch Harrys Adresse auf, dann machte ich mich ebenfalls auf Weg zur nächsten Stunde.

In Harrys Wohnung angekommen landete mein Rucksack in der Ecke. Schnell schnitt ich Tomaten klein, legte sie auf eine Scheibe Toast und wärmte die Lasagne von gestern auf. Fertig war mein Mittagessen. Natürlich war ich viel zu aufgeregt, um langsam zu essen, deshalb saß ich zehn Minuten später gelangweilt auf der Couch. Im Fernseher lief nur Mist und ich hatte keine Ahnung, wie ich die verbleibende Zeit totschlagen sollte. Kurzerhand schnappte ich mir meine Kopfhörer und ließ mich von meiner Lieblingsmusik berieseln. 

Dabei merkte ich nicht einmal, wie die Zeit dahinglitt und meine Augen langsam zufielen. Das Klingeln der Haustür riss mich aus meinem Nickerchen. Ed Sheeran gab sich gerade die Ehre, doch ich hatte keine Zeit dafür. Leroy wartete auf mich! Ich hastete die Treppen hinunter und wäre fast gestolpert. 

"Hey Ruby ... Alles gut bei dir?", fragte Leroy mich mit besorgtem Blick.

"Alles bestens, danke. Können wir los?" Vermutlich waren meine Haare zerzaust, aber das war mir egal. Leroys Lächeln bewirkte, dass alles andere unwichtig wurde.

Wir spazierten Richtung Stadtmitte und genossen die Sonnenstrahlen. Irisches Wetter war noch schlimmer als Englisches. Im einen Moment lachte einen die Sonne an, im anderen prasselte der Regen herab. Der Ersatz-Regenschirm hatte also einen reservierten Platz in meinem Rucksack.

"Und? Was wünscht die Dame?", fragte Leroy grinsend.

"Oh, du meinst mich", stotterte ich, als wir vor der Eistheke standen. Eine riesige Auswahl an buntem Eis erstreckte sich vor uns. Ich entdeckte jedoch etwas, das meine Augen zum Strahlen brachte.

"Ein Kugel Cookies, bitte." Leroy entschied sich für das Gleiche und wir setzten uns auf eine Holzbank, um das Eis zu essen.

"Das Beste Eis gibt's nur hier!", erklärte Leroy mir stolz.

"Hab gehört, in Italien machen sie besseres Eis", gab ich frech zurück und schaute in den Himmel.

"Kann ich nicht beurteilen. War noch nie außerhalb von Irland."

"Echt nicht? Wir müssen unbedingt mal zusammen nach London!", rutschte es mir heraus, bevor ich nachdenken konnte. Leroy lächelte nur und widmete sich dann seinem Eis.

"Wie wär's mit was Näherem? Dublin zum Beispiel?"

"Abgemacht." Sah so aus, als hätten wir unser nächstes Treffen schon ausgemacht. Fraglich war eher, ob Liam das erlauben würde.

Während wir unser Eis aßen, erzählte Leroy mir vom Rugby und seiner kleinen Schwester, May, die gerade fünf geworden war.

"Und, wie machst du dich als großer Bruder?" 

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