Kapitel 21✅

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Natürlich hatte die gestrige Nachdenkerei mir nichts als ein schlechtes Gewissen eingebrockt, denn wie es der Zufall so wollte, war Liam derjenige, der am nächsten Morgen das Frühstück zubereitete.

"Morgen, Hope! Super Timing!", begrüßte er mich und ignorierte gekonnt meine verwirrten Blicke.

"Morgen", murmelte ich und ließ mich auf einem Stuhl nieder.

"Heute irgendwelche Pläne?"

"Nein. Wieso fragen mich das alle?", knurrte ich etwas genervt. Er zog eine Augenbraue nach oben.

"Bist noch nicht ganz wach, was?"

"Hab schlecht geschlafen." Ich senkte den Kopf und starrte auf meinen Teller.

"Zu viel nachgedacht?", fragte Niall, der gerade zur Tür hereingekommen war. Sofort musste ich grinsen. Schien, als könnte Niall meine Gedanken lesen.

"Woher-, ach egal. Jetzt habe ich jedenfalls Hunger!"

"Da bist du nicht die Einzige!", kam es von Harry, der ebenfalls in der Küche erschienen war. Jetzt fehlte noch ... Louis, der wie aufs Stichwort in der Tür stand. Familienpicknick, oder was? Dass sich alle zusammen in der Küche einfanden passierte so gut wie nie, also zumindest morgens nicht. Manchmal leistete mir einer der Jungs Gesellschaft, meistens Niall, ansonsten aß ich mein Frühstück allein.

Und jetzt saßen wir alle gemeinsam am Tisch. Obwohl die Situation recht ungewohnt war, fühlte ich mich so wohl, wie noch nie. Bis Liam allen einen Blick zuwarf, den ich nicht deuten konnte, und es still wurde. Keiner sagte etwas.

Okay...?

"Hope, ich glaube, du bist jetzt bereit", sagte Liam ernst. Bereit? Wofür bitteschön? Verwirrt blickte ich von einem zum anderen. Alle hatten dasselbe, ausdruckslose Gesicht. Selbst Niall mied den Augenkontakt mit mir. Irgendwie bekam ich es mit der Angst zu tun. Meine Hände wurden feucht.

"Alles okay. Es ist nichts Schlimmes", meldete sich Louis zu Wort. So etwas von ihm zu hören machte mich nicht gerade ruhiger.

"Hope, es ist an der Zeit, dass wir dich in unser neustes Projekt einweihen." Wieder Liams Stimme. Ich saß wie angewachsen auf meinem Stuhl. Neues Projekt? Der Grund, wieso sie die letzten Wochen so viel gearbeitet hatten?

"Willst du uns dabei helfen, in die Geschichte einzugehen?" Plötzlich erschien ein Lächeln in seinem Gesicht. Es war kein schiefes, falsches Lächeln, sondern ein warmes, herzliches. Und genau das verwirrte mich, denn es passte ganz und gar nicht zu Liam.

"Was soll ich tun?", hörte ich mich sagen und schaute ihm in seine braunen Augen, die anfingen zu strahlen. Wieso ich zugestimmt hatte? Weil nicht irgendwer gefragt hatte, sondern Liam. Mein Dad. Er wollte mich dabeihaben. Er war endlich bereit, sich mir zu öffnen und mir Einblick in seine Welt zu verschaffen. Das bedeutete mir unendlich viel. 

"Bevor du noch was sagst, gibt es noch viel zu klären, und zwar wirklich viel", murmelte er, die anderen Jungs sagten kein Wort. Nach dem Essen hatten wir uns ins Wohnzimmer gesetzt und nun erklärten sie mir ihren Plan. Von Anfang an.

"Ist bis jetzt alles klar?" Liam musterte mich aufmerksam.

"Ja. Ich soll Undercover als Praktikantin beim Ministerium-"

"Oh, nein", unterbrach Liam mich.

"Du machst dein Praktikum bei der Sicherheitsfirma", klärte Niall mich auf, dem mein entgeisterter Blick nicht entgangen war.

"Bei der Sicherheitsfirma?"

Da es diesmal nicht um eine Bank ging, sondern um etwas Größeres, waren auch die Sicherheitsmaßnahmen höher. Hier reichte es nicht aus, einen Computer zu hacken. Beziehungsweise war es schwierig, sich überhaupt Zugang zu besagtem Computer zu verschaffen.

"Die Sicherheitsfirma 'Spytech' ist in diesem Fall für die Kameras und Alarmanlagen zuständig. Wenn wir uns Zugang zum Serverraum verschaffen, kann ich mit meinem Tarnumhang alles so machen, wie gewohnt. Da kommst du ins Spiel." Harry und Louis warfen Niall verwirrte Blick zu, als er von seinem "Tarnumhang" sprach.

"Harry Potter", erklärte ich.

"Äh, nein ich heiße Harry-"

"Das mit dem Tarnumhang ist von Harry Potter! Und außer dem Namen habt ihr nichts gemeinsam", stellte ich grinsend fest. Niall schaute uns abwartend an, da er fortfahren wollte.

"Also, wo war ich? Genau, dein Praktikum. Alles, was du tun musst, ist diesen USB- Stick", er hielt ihn hoch und legte ihn danach auf den Tisch, "im Serverraum einzustecken und die Sache ist erledigt." Liam sah den Blondschopf mahnend an.

"Okay, der erste Teil ist erledigt. Dann-"

"Das ist im Moment noch unwichtig.", unterbrach Liam ihn. "Glaubst du, du bekommst das hin?"

"Ich schätze schon. Und irgendwie werde ich mir auch Zutritt zu diesem Serverteil verschaffen." Ich hatte nur noch keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte.

"Das ist meine Kleine!" Zufrieden ließ sich Liam aufs Sofa fallen. Die Jungs nickten mir beeindruckt zu.

"Wow, du nimmst das ziemlich locker", stellte Niall grinsend fest und stupste mich an.

"Naja, ich lerne von den Besten." Mit einer umfassenden Geste zeigte ich in den Raum.

"Eins noch: Da wir die Sache kurz vor deinem Geburtstag durchziehen wollen ... also, es kann durchaus sein, dass du ihn dieses Jahr hinter Gittern feiern musst", fügte Liam etwas zögernd hinzu. Meinen Geburtstag? Daran hatte ich nicht gedacht. Ich hatte überhaupt nicht an die Zukunft gedacht. Wieso auch? Das Leben spielte hier und jetzt! Und jetzt gerade war ich unendlich glücklich! Mir war bewusst, dass sie mit meiner Hilfe etwas stehlen wollten. Dass ich dadurch mitverantwortlich werden würde, blendete ich gekonnt aus.

Dann schaute ich in diese brauen Augen, und erkannte, was ich wirklich wollte. Eine Familie. Und obwohl sie aus Verbrechern bestand, fühlte ich mich geborgen. Genau das war Familie. Geborgenheit. Zusammenhalt. Damit war meine Entscheidung endgültig gefallen.

"Kennst du dieses Geburtstagsgefühl? Das nur an einem Tag im Jahr auftaucht? Dieses Gefühl schafft es, mich den ganzen Tag glücklich zu machen. Ob ich hier sitze oder woanders, spielt keine Rolle."

"Und das heißt...?" Die Jungs sahen mich abwartend an.

"Ja, verdammt! Ich werde euch helfen, in die Geschichte einzugehen! Und ja, egal wo ich meinen Geburtstag feiere, solange ich euch habe, kann es nur gut werden!"

Ich wurde von der plötzlichen Gruppenumarmung fast erdrückt. Alle hatten sich lachend auf mich gestürzt.

"Luft...ich...muss...atmen...", presste ich hervor. Vier strahlende Augenpaare waren auf mich gerichtet.

"Sonst bin ich ja derjenige, der dich mit seinen Gefühlen verwirrt, aber heute hast du mich sprachlos gemacht", gab Liam leise zu. Triumphierend grinste ich ihn an.

Ich, Hope Stewards, hatte ihm die Sprache verschlagen!

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