Kapitel 67✅

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5. November

Der gestrige Tag hatte sich den Spitznamen "Brücken-Tag" mehr als nur verdient.

Zuerst frühstückten wir und plünderten das gigantische Buffet, welches den Standards des Hotels mehr als nur gerecht wurde. Von gewürfeltem Obst, über Joghurtschälchen und Muffins bis hin zu Rühreiern mit Speck war alles vertreten. Pancakes wurden sogar frisch zubereitet und nur widerwillig trat mir Niall einen ab. Auch der Frühstückssaal erinnerte hier an einen Palast. Die Stühle waren verschnörkelt und mit rotem Stoff bespannt, von der Decke hingen abermals Kronleuchter und überall standen hübsche Blumenvasen herum. Ich holte mir, wie letztes Mal auch, mehrfach Nachschub, nur um noch länger hier bleiben zu können.

Gegen Mittag brachen wir auf und überquerten mithilfe der "Millenium-Bridge" die Themse.

"Hier haben sie unter anderem Harry Potter gedreht", erklärte Liam mir, als wir über die Brücke stiefelten. Ich genoss die Aussicht; von hier sah man sogar die Tower Bridge.

"Ja, diese Brücke ist zusammengekracht, Wahnsinn!", meinte ich sarkastisch und ahmte eine Explosion mit meinen Händen nach. "Puff!"

"Das war computeranimiert", kommentierte Niall mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

"Was du nicht sagst", gab ich zurück und wandte mich kurz darauf in Harrys Richtung, damit er mich fotografieren konnte. Wir erreichten das Ende der Brücke und somit das andere Ufer. Dort besuchten wir den braunen Bauklotz oder auch das "Tate Modern", ein Museum, wie ich kurz darauf erfuhr. Gleich im Eingangsbereich traten wir auf eine Art Balkon und konnten die innere Halle begutachten. Von der Decke baumelte eine riesige Stahlkugel, die sich wie ein Pendel hin- und her bewegte. Im unteren Stock befanden sich mehrere Ausstellungen, ein Café und ein Souvenirshop. Dort kaufte ich einen Zeichenblock und neue Bleistifte. Sobald wir wieder zuhause ankamen, wollte ich mich auf meine alten Hobbys konzentrieren. Also aufs Zeichnen und Schreiben.

Der zweite Grund für den Spitznamen war unser abendlicher Ausflug: wir schauten uns die Tower Bridge an. Aber nicht von außen. Liam hatte eine ganz besondere Vorstellung von diesem Ausflug. Wahrhaftig besonders. Wir wurden zuerst mit dem Innenleben bekannt gemacht und schauten uns die Maschinenräume mit einer Reisegruppe an. Als die ganzen Leute zum Ausgang wanderten, blieb Liam kurz stehen und grinste breit.

"Alles okay bei dir?", erkundigte sich Louis, doch Liam schwieg. Ich warf Niall einen verwirrten Blick zu. Anhand seines Gesichtsausdrucks schloss ich, dass er genauso viel Ahnung hatte, wie ich. Nämlich gar keine. Wir warteten also neben Liam, bis die Mitarbeiterin, die uns herumgeführt hatte, zurückkehrte.

"Mr Cooper?", fragte sie und Liam nickte. Dann zeigte er ihr irgendwelche Papiere und sie bat uns, ihr zu folgen. Wir stapften eine Wendeltreppe nach oben und landeten im oberen Teil der Brücke. Draußen war es bereits dunkel geworden. Oben lagen auf dem Boden mehrere Seile und Klettergurte, außerdem standen hier drei weitere Angestellte bereit. Wir würden doch nicht etwa-

"Leute, ob ihr's glaubt oder nicht, wir werden London gleich von oben sehen! Und zwar vom äußeren Teil des Walkways aus", bestätigte Liam meine Vermutung und beobachtete, wie uns nacheinander die Kinnlade hinunterklappte.

"Wie hast du das herbekommen?"

"Alter, bist du bescheuert?"

"Kann man draußen Fotos machen?"

Während die anderen wild durcheinander riefen, blieb ich stumm vor Erstaunen. Es war einfach unglaublich. So etwas konnte man sicher nicht einfach so im Internet buchen. Die Angestellten halfen uns in die Sicherheitsgurte und wir bekamen einige Anweisungen.

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