6. November
Und wieder einmal wurde mir eines bewiesen: der Schritt ins Ungewisse hatte mir unglaubliche Möglichkeiten eröffnet, unter anderem die beste Zeit meines Lebens.
Das Abendessen brachte mich mit jedem weiteren Gang zum Staunen. (Kein Wunder, bei sieben Gängen.) Ich hätte nie gedacht, dass in meinem Magen so viel Platz war, doch ich hatte jeden einzelnen Teller leer zurückgehen lassen. Das hatte zur Folge, dass mein Kleid in der Bauchgegend unangenehm spannte.
Der Rest des Abends und somit die Heimreise zog verschleiert an meinen Augen vorbei. Wir holten das Gepäck, nachdem wir uns umgezogen hatten, und fuhren zum Flughafen. Im Flugzeug nickte ich ein, so wie immer, und wachte erst in Irland wieder auf. Koffer holen, nach Hause fahren, ins Bett fallen.
Am nächsten Morgen wurde ich aus dem Bett geworfen, weil die Ferien zu Ende waren. Niall machte seinen Job als Wecker ziemlich gut. In der Schule brachten wir den Chorauftritt hinter uns und anhand des Applauses hatten wir uns gut geschlagen. Vor meinem Solo hatte ich totales Lampenfieber, doch eine einzige Nachricht von Leroy beseitigte das.
"Du kannst das, ich weiß es. Mein kleiner Singstar ;)" Prompt musste ich lächeln, dann wurden wir auf die Bühne gerufen.
Kurz vor meinem Einsatz dachte ich an Leroys Nachricht und an Harrys Tipps, die er mir gestern gegeben hatte, dann schloss ich meine Augen. Mit voller Inbrunst trällerte ich die Lyrics ins Mikrofon und stellte mir vor, in Leroys Wohnzimmer zu stehen. Ganz alleine. Als ich meine Augen öffnete, strahlten mir kleine Lichtpunkte entgegen. Die Leute winkten mit ihren Taschenlampen im Takt der Musik. Es war wundervoll.
Das Einzige, was mich ein wenig störte, war die Tatsache, dass Leroy nicht im Publikum stand. Jedoch bewies er auch hier erschreckend perfektes Timing, denn er schrieb, dass er abends bei mir vorbeischauen würde.
Ich brachte den Schultag hinter mich und das ohne Izzy, denn sie hatte sich krankgemeldet. Auf dem Nachhauseweg summte ich frei erfundene Melodien vor mich hin. Dicke Wolken zogen über mich hinweg. Das bedeutete Regen. Ich bog in unsere Straße ab und konnte unser Haus schon sehen, als ich ruckartig stehen blieb.
Fünf schwarze Autos parkten quer vor unserem Haus und blockierten somit fast die gesamte Straße. Der Schimmer des Blaulichtes wurde an der Hauswand reflektiert. Automatisch setzten sich meine Beine in Bewegung. Was zum Teufel-
Ein Mann in schwarzem Anzug stürmte telefonierend aus unserer Haustür auf eines der Autos zu. Sie hatten alle blickdichte Fensterscheiben, also wusste ich nicht, ob irgendwo Leute auf der Rückbank saßen. Immer mehr Leute waren in unserem Garten zu erkennen. Ich bahnte mir den Weg durch die geparkten Wägen und näherte mich mit schnellen Schritten dem Haus. Den Typen schien das nichts auszumachen, denn keiner regte sich.
In meinem Kopf spielten sich tausend Szenarien ab, die mich gleich erwarten würden. Die Anzeichen waren jedoch eindeutig. Ich trat in den Flur und drehte mich automatisch nach rechts, in Richtung Esszimmer. Und dort standen sie: alle vier Jungs in einer Reihe, mit gesenkten Köpfen und Handschellen an den Handgelenken.
"Nein", war alles, was ich herausbrachte. Sofort richteten sich sämtliche Augenpaare auf mich. Darunter auch die einer jungen Frau und eines jungen Mannes. Beide hatten eine Pistole in der Hand und offenbar keine Angst, sie zu benutzen.
"Ruby, beruhig dich! Es ist alles okay!" Liam war der Erste, der das Wort ergriff.
"Okay?! Unser Haus ist von Typen in Anzügen umstellt, ihr werdet mit Waffen bedroht und du sagst: ES IST OKAY?!" Ich sah buchstäblich rot. Nun war der Zeitpunkt gekommen, den Niall immer gefürchtet hatte: der Verlust von allem, was wir uns aufgebaut hatten.
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Catch us if you can
Fanfiction"Wovor hast du Angst?" Genau das hatte sich in seinen Augen wiedergespiegelt. Angst. "Das hatten wir bereits, ich-" "Jaja, du nennst es Respekt", winkte ich ab, "Ich dachte, vielleicht hat sich deine Einstellung in der Zwischenzeit geändert ..." Er...