Morgens wachte ich recht früh auf. Ein Seitenblick verriet mir, dass der Blondschopf noch tief und fest schlief, also schlich ich auf Zehenspitzen durchs Zimmer und verschwand möglichst geräuschlos auf den Balkon. Auch wenn es früh am Morgen war, stiegen die Temperaturen bereits in die Höhe und die Sonne strahlte mir entgegen. Vom kleinen Balkon aus sah ich in einen schön bepflanzten Innenhof. Wie gern würde ich jeden Morgen hier stehen und die ersten Sonnenstrahlen genießen. Doch von Liam wusste ich, dass unsere Reise heute weitergehen würde.
Oh, Liam.
Nur schon beim Gedanken an ihn zog sich mein Magen zusammen. Ich wollte ihn nicht sehen, aber spätestens beim Frühstück würden wir aufeinandertreffen. Seufzend drehte ich mich um und verschwand wieder ins Hotelzimmer, dann weckte ich Niall auf. Oder versuchte es zumindest. Er schlief tief und fest. Sogar als ich ihn in die Seite stupste, seufzte er nur laut auf und drehte sich auf die andere Seite.
Na dann, challenge accepted! Ich packte das untere Ende der Decke und zog mit aller Kraft daran. Vielleicht ein bisschen zu stark, denn ich stolperte leicht nach hinten.
"Geht's noch?!", kam es von dem Murmeltier im Bett. Ich kicherte, dann warf ich ihm die Decke zu und verschwand ins Bad, bis ich bemerkte, dass meine ganzen Sachen noch bei Liam waren. Mir blieb also nichts anderes übrig, als in meine Klamotten vom Vortag zu schlüpfen und nur eine Katzenwäsche durchzuführen. Zum Glück gab es in Hotels diese kleinen Shampoo Fläschchen und den ganzen Kram, damit ich auf meine Produkte nicht wirklich angewiesen war.
In der Lobby trafen wir auf Louis und Harry. Aufgrund der Augenringe und den zerzausten Haaren vermutete ich, dass die zwei einen ziemlichen Kater hatten. Nicht umsonst beobachtete ich, wie Harry während des Frühstücks gleich zwei Brausetabletten in sein Wasserglas warf. Dort traf ich auch auf Liam, doch ich schaute ihn nicht an oder sprach mit ihm.
Er sollte ruhig spüren, dass ich sauer war. Andererseits schien er bereits wissen, was passiert war, und Niall schenkte ihm genauso viel Aufmerksamkeit, wie ich. Nämlich gar keine.
Nach dem Essen verschwanden Louis und Harry in ihre Zimmer und Niall wollte packen, also saß ich plötzlich alleine in der Lobby. Mit Liam. Wir schwiegen uns an, keiner sagte ein Wort.
"Ruby, ich, vielleicht sollte ich-", fing er an, doch ich hob meine Hand und unterbrach ihn.
"Was? Du willst mir erzählen, dass Lou-, ähm, Collin gestern Schwachsinn geredet hat? Ist es das? Oder willst du dich entschuldigen?" Wütend funkelte ich ihn an. Ich dachte schon, ich hätte ihn sprachlos gemacht, doch zu früh gefreut. Er feuerte mit doppelter Kraft zurück und seine Worte ließen mich stutzen.
"Nein. Er hat die Wahrheit gesagt. Ich wollte anfangs nur ... naja, alles zugunsten von uns durchziehen. Es war eine spontane Eingebung und es hat auch funktioniert. Doch dann wurde mir bewusst, was eine Adoption bedeutet. Ich hatte die Verantwortung für dich. Klar fiel mir nichts Besseres ein, als darin eine neue Chance zu sehen, um etwas anzustellen. Nur mit der Zeit wurde das Schauspielern anstrengend und die Gefühle wurden echt." Er hielt kurz inne, um tief durchzuatmen.
"Auf einmal war alles andere egal. Ich wollte Zeit mit dir verbringen und dir die Welt zeigen. Dich einfach glücklich sehen. Das war jedoch nicht möglich, da wir mitten in den Vorbereitungen steckten. Also testeten die anderen Jungs dich, ob du das Zeug für einen Undercover Job hättest und den Rest der Geschichte kennst du ja." Seine braunen Augen fixierten mich. In ihnen spiegelte sich Aufregung, Nervosität und Reue wieder.
"Und das sagst du jetzt nicht nur so?", flüsterte ich zögernd. Er schüttelte den Kopf und versuchte zu lächeln. Die Betonung lag definitiv auf "versuchen".
Irgendetwas sagte mir, dass er nicht log und meinem Instinkt vertraute ich nun mal. Ich konnte dieses gezwungene Lächeln nicht mehr ertragen und mit einem Mal war die Wut in meinem Bauch wie weggeblasen.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber danke."
"Wofür?", fragte er verunsichert.
"Für alles."
Nachdem die anderen aufgetaucht waren, checkten wir aus dem Hotel aus und der anstrengende Teil des Tages begann. Wir irrten durch ein Labyrinth aus kleinen Gassen. Und das schon seit gefühlt einer Stunde. Samt Gepäck. Bei brütender Mittagshitze und-
"Wir sind da!"
Liam erlöste uns endlich und blieb vor einem kleinen Fahrradverleih stehen. Er verschwand mit Louis im Inneren des Ladens, während wir unsere Koffer in den Schatten schleppten und uns gegen die Hauswand lehnten. Gierig trank ich aus einer der Wasserflaschen, die wir vorhin gekauft hatten und wischte mir anschließend mit dem Handrücken über den Mund.
"Wir fahren jetzt ernsthaft mit dem Fahrrad weiter? Will er uns umbringen?", stieß ich aus und schob mir die Sonnenbrille ins Haar.
"Ach was! Das ist ein alter ... Kumpel von Collin. Der stellt uns zwei Autos zur Verfügung", erklärte Niall mir und schnappte sich die Wasserflasche. Harry fummelte währenddessen an seiner Kamera herum. Wahrscheinlich begutachtete er seine Schnappschüsse. Grinsend traten die beiden aus dem Fahrradladen und Liam hielt zwei Autoschlüssel in die Höhe.
"Also, kann es losgehen, Ruby?", fragte er mich. Ich beobachtete, wie Louis sich neben Harry stellte und Niall aus dem Schatten trat, um sich neben Liam einzufinden.
"Klar. Wo fahren wir hin?", wollte ich wissen.
"Paris, mademoiselle!", antwortete Harry und mir klappte die Kinnlade hinunter.
DU LIEST GERADE
Catch us if you can
Fanfiction"Wovor hast du Angst?" Genau das hatte sich in seinen Augen wiedergespiegelt. Angst. "Das hatten wir bereits, ich-" "Jaja, du nennst es Respekt", winkte ich ab, "Ich dachte, vielleicht hat sich deine Einstellung in der Zwischenzeit geändert ..." Er...