Kapitel 26✅

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Die nächsten beiden Tage vergingen wie im Flug und der eigentliche Auftrag rückte immer näher. Trotzdem nahm ich es relativ gechillt auf. Nach dem Gespräch mit Liam konzentrierte ich mich auf die Infos, die man als Praktikantin über die Firma erfuhr. Und das waren erstaunlich viele, die sich als nützlich zugleich herausstellten.

Nun war der Tag gekommen, an dem wir das Haus verlassen würden. Mein Koffer stand vollbepackt in der einen Ecke des Zimmers und wartete auf den Abend. Ich wusste nicht genau, was passieren würde, geschweige denn wohin wir gehen würden, aber das machte nichts. Früher oder später würde ich es sowieso erfahren.

Aufgeregt rutschte ich auf dem Beifahrersitz herum, als mich Louis, wie die letzten Male auch, zum Praktikum brachte. Er winkte zum Abschied und fuhr, meiner Meinung nach viel zu schnell, davon. Tja, Louis in Kombination mit Geschwindigkeit war so eine Sache.

Mit dem Kaffeebecher in der einen und dem Apfelküchlein in der anderen Hand schlenderte ich an den Büros vorbei. Ich ließ mich auf einen der schwarzen Stühle fallen und genoss meine kurze Pause in Flos Büro. Er selbst saß vor seinem Computer und starrte diesen konzentriert an.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Flo verdeutlichte mir mit einer Handbewegung, sie zu öffnen und ich erhob mich. Soviel zum Thema Pause.

"Hallo. Könnte mir jemand den Serverraum öffnen?", fragte der junge Elektriker, der nun vor mir stand und grinsend seinen Schnurrbart zwirbelte. Irgendwie kam mir dieses Gesicht bekannt vor, aber ich war mir nicht sicher, woher.

"Trisha, machst du das?", fragte Flo gestresst und hielt mir den Chip hin. Alle wichtigen Türen in der Firma waren durch Schlösser gesichert, die nur durch bestimmte Chips geöffnet werden konnten. Und genau diesen hielt mir Flo entgegen. Meine Eintrittskarte in den Serverraum.

Ich band mir meine Jacke um die Hüften und schlüpfte aus der Tür. Vor dem Serverraum angekommen, hielt ich den Chip gegen das Schloss, bis ein grünes Licht erschien und drückte die Türklinke nach unten. Nun befand ich mich also im "Herzstück der Firma". Hier standen riesige Metallregale und überall blinkten irgendwelche Lämpchen. Verzweifelt kniff ich meine Augen zusammen, um mich an Nialls Worte zu erinnern. Wo genau befand sich die Stelle, an der ich den Stick anschließen konnte?

"Scheint, als hätte ich mich geirrt. Trisha braucht doch eine Brille", meldete sich der schnurrbärtige Elektriker und ich schaute ihn verdutzt an.

Woher kannte er mich und was meinte er damit? Dann blickte ich in smaragdgrüne Augen und musste grinsen. Das war nicht irgendjemand, sondern Harry! Daher war er mir so bekannt vorgekommen!

"Was machst du hier?", flüsterte ich, während er die Tür schloss.

"Dir ein wenig unter die Arme greifen. Hast du den Stick?"

Sofort fasste ich in meine Jackentasche und reichte ihm den Stick. Die Erleichterung stand mir ins Gesicht geschrieben. Ich war froh, dass er sich nun darum kümmern würde.

"Ich glaube, du solltest los, sonst wird es auffällig", raunte er mir zu und fasste sich erneut an den Schnurrbart.

"Steht dir", rief ich zwinkernd, als ich den Raum verließ und mich auf dem Weg zu Flos Büro machte. Ich brachte den restlichen Tag hinter mich, ließ mir meinen kleinen Erfolg jedoch nicht anmerken. Genauso wenig ließ ich mir anmerken, dass ich hier morgen nicht mehr arbeiten würde.

"Bye, Haus. Du wirst mir fehlen!" Mit diesen Worten entfernte ich mich von meinem Zuhause und stieg in den hinteren Teil des Vans ein.

Louis schloss augenverdrehend sie Tür, während Harry den Motor startete und Niall in seinen Laptop schaute. Das Anschließen des Sticks hatte einwandfrei funktioniert und er konnte problemlos auf die Kameras zugreifen. Altbekannte Gefühle kamen in mir hoch. Angst, Panik, Unsicherheit. Doch dieses Mal mischte sich etwas Anderes hinzu: Adrenalin. Mein Herz schlug automatisch schneller, als sich der Van in Bewegung setzte und vermutlich dem schwarzen SUV hinterherfuhr, indem Liam saß.

Am liebsten würde ich mit ihm reden und ihm all meine Sorgen anvertrauen. Die Zukunft betreffend. Wenigstens wusste ich, wohin die Reise gehen würde. Oder wo sie starten würde: Als ich von Praktikum nach Hause kam, sprach ich meine Gedanken aus.

"Wo gehen wir eigentlich hin, wenn der Auftrag erledigt ist?" Liam hatte mir dieser Frage vermutlich gerechnet, da er mir einen Taschenkalender in die Hand drückte.

"Schau selbst nach, chica."

Ich schlug den Kalender beim heutigen Datum auf und fragte verwundert: "Ist das nicht spanisch-" Ein Blick auf das Flugticket klärte mich auf. Von New York, nach Barcelona!

Ich driftete immer weiter in meine Gedanken ab und konnte die Augen nur noch schwer offenhalten, als der Van zum Stehen kam und ich mich kerzengerade hinsetzte. Louis und Harry stiegen aus, Niall saß weiterhin vorn. Meine Aufgabe bestand darin, hier zu bleiben und den Blondschopf davon abzuhalten, seine Maske auszuziehen.

Als ich mich wieder in die hintere Ecke des Vans setzten wollte, tauchte Liam auf. Seine braunen Augen waren das einzige, das von seiner Maske nicht verdeckt wurde. Sie schimmerten warm und unsere Blicke verhakten sich für einen Moment ineinander. Er kletterte herein, drückte mir eine Tüte in die Hand und flüsterte, kaum hörbar: "Hab' dich lieb."

Bevor ich etwas erwidern konnte, war er in die Dunkelheit verschwunden und hatte die Tür zugeschoben. Jetzt saß ich mit einem Geschenk auf dem Schoß im Van und lauschte den Tippgeräuschen, die Niall von sich gab.

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