Kapitel 66 - JCJ✅

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4. November

Es klingelte. Izzy erhob sich schwerfällig aus ihrem Sessel und schlenderte zur Haustür. Wer klingelte denn jetzt?

"Shawn? Was zum-" Weiter konnte sie denn Satz jedoch nicht ausführen, denn Shawn drängte sich an ihr vorbei ins Haus. Völlig verdattert schaute sie ins Gesicht ihrer Tante Janice.

"Tut mir leid, seit er eine heiße Spur verfolgt, hat ihn der Ehrgeiz gepackt. Jetzt ist er total verbissen", gestand ihre Tante und trat ebenfalls ins Haus.

"Ehrgeiz, klar. Aber wieso seid ihr hier?"

"Gehen wir ins Wohnzimmer? Wenn wir euer Haus als Stützpunkt verwenden dürfen, erklären wir dir alles, okay?", ging Janice nicht auf ihre Frage ein und zog die Schuhe aus. Was meinte sie mit Stützpunkt? Hörte sich an wie beim Militär. Naja, Shawns eiserne Miene war davon auch nicht mehr weit entfernt.

"Wo ist Jenna?", fragte Janice, als sich alle um den Wohnzimmertisch versammelt hatten. Shawn tippte unaufhörlich auf seinem Tablet herum.

"Einkaufen und danach zu einer Freundin", erklärte Izzy, ehe sie hinzusetzte: "Du weißt, dass Mum ausrasten wird!"

"Ganz locker. Ich glaube-"

"Du weißt, was sie von der ganzen Geheimdienstsache hält! Nur mit viel Überzeugungskunst-", beklagte sich Izzy, doch ihre Tante unterbrach sie: "Ich kläre das. Und jetzt zum eigentlichen Thema: der Grund, wieso wir hier sind." Janice warf einen kurzen Blick auf Shawn, dann wandte sie sich an ihre Nichte.

"Wir haben endlich genug Beweise und Anhaltspunkte, um die 'Black Panthers' ein für alle Mal festzusetzen. Und naja, sie sind seit knapp drei Monaten deine Nachbarn." Ihre Tante ließ den letzten Satz in den Raum fallen, als wäre es das Offensichtlichste der Welt. Entgeistert starrte Izzy sie an.

"Sag' das nochmal! Das kann doch nicht-"

"Oh doch. Hier sind die Beweise", meldete sich Shawn zum ersten Mal zu Wort. Er schob Izzy das Tablet hin, die den Bildschirm gespannt musterte. Ohne offizielle Unterstützung hatte es ein wenig länger gedauert, um an die Akten und Unterlagen zu kommen. Schlussendlich hatte es sich ausgezahlt und die Beweise waren eindeutig: die Black Panthers lebten unter falschem Namen hier in Irland.

"Aber Ruby ist doch-"

"Du kannst dir schon einmal angewöhnen, sie 'Hope' zu nennen. Das ist ihr richtiger Name."

Immer noch überrumpelt folgten Izzys Augen Shawns Finger, der über das Display des Tablets sauste. Er öffnete die einzelnen Akten und beobachtete, wie Izzys Augen immer größer wurden. Sie musterte die Fotos der Verbrecher und konnte sie als ihre Nachbarn identifizieren.

"Die, die sind die ganze Zeit nebenan ein und aus gegangen! Und das sollen ... ich ... ich kann's nicht fassen!"

"Tja, und bald werden sie nirgendwo mehr ein und ausgehen. Eher rein und nie mehr raus." Shawns harte Worte erschreckten Izzy ein wenig.

"Jetzt guck' nicht so. Sie spielen seit Monaten Katz und Maus mit uns. Irgendwann ist eben der Zeitpunkt gekommen, an dem die Mäuse schlappmachen. Außerdem sind sie im Besitz geheimer Dokumente, die aus dem Ministerium in New York entnommen wurden. Bevor sie diese weiterverhökern oder veröffentlichen, müssen wir sie schnappen!"

"Und du glaubst nicht, dass sie das schon längst getan haben? Wieso warten, wenn man sofort Millionen scheffeln kann?", warf Izzy gleichgültig ein.

"Weil das zu auffällig wäre. Ob du's glaubst oder nicht, sogar den Schwarzmarkt habe ich im Blick!" Davon war Izzy jedoch wenig überzeugt. Sie waren immerhin nur zu zweit, denn Janice meinte, der Fall wäre bereits archiviert worden.

"Wie auch immer, sind deine Nachbarn zuhause?", fuhr Shawn unbekümmert fort, so als würden sie gewöhnlichen Smalltalk führen.

"Nein, die sind übers Wochenende nach London-"

"WAS?! Wir haben sie ernsthaft verpasst? Janice, wir müssen sofort los! Wenn sie gewusst haben, dass wir ihnen auf den Fersen sind, dann werden sie vermutlich London als Sprungbrett verwenden und erneut verschwinden!"

"Beruhig' dich, Shawn!" Sanft strich Janice ihm über den Rücken.

"Ich glaube nicht, dass sie einfach so verschwinden. Ruby, pardon 'Hope', hat mittlerweile eine Clique, Freunde und Hobbies. Sie können sie nicht einfach mir nichts dir nichts da herausreißen", sprach Izzy überzeugt. Abwartend schaute sie zu Shawn, dessen Stirn sich gerade in Falten legte.

"Bitte, macht das nicht. Lass ihr wenigstens dieses letzte Wochenende. Ab Montag könnt ihr machen, was ihr wollt. Versprochen. Und sollten sie doch abhauen, was ich für unwahrscheinlich halte, kannst dir mir gerne die Schuld zuschieben." Nun lieferte sich Izzy ein hitziges Blickduell mit dem Gatten ihrer Tante.

"Meinetwegen. Aber montags stehen wir hier. Mit der vollen Besatzung", gab sich Shawn geschlagen.

"Die du zufälligerweise noch anfordern musst", setzte Janice hinzu und kicherte.

"Auf welcher Seite stehst du eigentlich?"

Darauf tauschten Izzy und Janice einen kurzen Blick aus, ehe sie anfingen zu lachen.

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