Kapitel 41✅

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Regen prasselte gegen die Fensterscheibe. Langsam rieb ich mir über die Augen und setzte mich auf. Das Zimmer lag noch völlig im Dunkeln, nur der Regen war zu hören. Ich schloss für einen Moment meine Augen und lauschte den Geräuschen. Sie hatten was Beruhigendes.

Eigentlich hätte ich gestern fix und fertig sein sollen, immerhin kamen wir nach elf Uhr ins Hotel zurück. Das Musical war fantastisch! Ich konnte gar nicht mehr aufhören, die Songs zu summen und die Jungs voll zu plappern. Mein Körper war voller Energie und ich strahlte mit den Straßenlaternen um die Wette. Als ich schlussendlich auf dem Bett herumhüpfte, überkam mich plötzliche Müdigkeit und ehe ich mich versah, war ich ins Land der Träume verschwunden.

Jetzt fühlte ich mich zwar ausgeschlafen, aber trotzdem schmerzte mein Rücken. Meine Füße dankten mir die langen Spaziergänge auch nicht. Langsam wurde es heller und ich stand auf, um die Vorhänge beiseitezuschieben. Das Wetter hielt sich an das Motto "Grau in Grau" und der Regenschauer nahm seinen Lauf. Mit mitleidigem Blick betrachtete ich meine Schuhe, die von gestern noch nass waren. Vielleicht hätte ich nicht in alle Pfützen springen sollen. Daneben standen Nialls Schuhe, die genauso mitgenommen aussahen. Manchmal fragte ich mich, wer von uns älter war.

Eine Weile starrte ich aus dem Fenster und stellte mir vor, wie wir beide in den Sternenhimmel blickten. Plötzlich hörte ich ein Rascheln und wenige Sekunden später stand der Blondschopf hinter mir.

"Was gibt's so spannendes zu beobachten?", witzelte er und ich verdrehte die Augen.

"Hast du gewusst, dass der Regen Musik macht?", stellte ich eine Gegenfrage und schaute ihn abwartend an. Niall brummte etwas Unverständliches und stellte sich neben mich.

"Hör zu", forderte ich ihn auf. Das tat er. Nun standen wir beide schweigend vor dem Fenster und lauschten dem Regen. Es fühlte sich toll an jemanden zu haben, mit dem man buchstäblich Zeit verschwenden konnte. Einfach so. Wobei, um verschwendete Zeit handelte es sich keineswegs. Es war eher, als würden wir unsere Zeit sinnvoll dazu nutzen, alle Reize unserer Umgebung mit unseren Sinnen achtsam aufzunehmen.

Das Piepen von Nialls Handy unterbrach die Stille und der wandte sich ab, um seine Nachrichten zu checken. Leise trommelte ich einen Beat auf mein Knie und die Wolken machten dem blauen Himmel Platz. "Genug Regenmusik für heute. Die anderen warten schon", sprach Niall. Ich machte mich fertig und gemeinsam trafen wir die anderen in der Lobby.

Traurig musste ich feststellen, dass wir London schon nach dem Frühstück verlassen würden. Von allen Städten, die wir bis jetzt erkundet hatten, faszinierte mich diese am meisten. Ich mochte den englischen Flair und den britischen Akzent. Zu meiner Verwunderung erfuhr ich von Liam unser nächstes und letztes Ziel: Irland. Dort würden wir jedoch kein Hotel beziehen, sondern ein eigenes Haus.

Den Kopf in meine Handfläche gestützt schaute ich aus dem Fenster und lauschte den Klängen des Radios. Leise dudelte es vor sich hin, während Niall das Auto über die Autobahn sausen ließ und Liam in sein Handy starrte. Die Fahrt erstreckte sich über etliche Stunden und bei jeder Pause joggte ich dreimal ums Auto, da mein Po eingeschlafen war.

Natürlich fand Niall das ziemlich amüsant und versuchte mich mit einer Acapella-Version von "Eye of the tiger" anzufeuern. Das Problem? Ich musste lachen, als ich sah, wie Niall Luftgitarre spielte. Oder es zumindest versuchte. Schlussendlich grölten wir die verschiedensten Songs während der Fahrt und Liam konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln.

Wir benutzten erneut eine Fähre, um ein Gewässer zu überqueren. Selbst dort machten wir keine Pause von unserer Karaokeparty.  Als die Dämmerung anbrach, parkte Niall das Auto in einer Wohnsiedlung. Ich machte die Tür auf und räusperte mich. Ja, ich würde morgen definitiv heiser sein.

Mir fiel sofort die ruhige Atmosphäre auf, die dieser Ort ausstrahlte. Wir befanden uns auf einem Kiesparkplatz vor einem Steincottage.  Steinplatten führten durch einen kleinen Vorgarten zur weißen Eingangstür. Diese wurde von einem kleinen Vordach vom Wetter geschützt.  Ich erkannte ein Gartentor am Ende der Grünfläche und mir fiel die zweite Haushälfte auf. Hier wohnten also noch mehr Leute.

Liam ging in die Hocke und bei genauerem Hinsehen erkannte ich einen kleinen Tresor an der Wand. Er drehte am Zahlenschloss und Sekunden später hielt er einen Schlüssel in der Hand. Er warf uns einen Blick zu, der so viel hieß wie: "Bereit?"

Gleichzeitig nickten wir und Liam schloss die Tür zu unserem neuen Zuhause auf.

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