Am nächsten Tag setzten wir unsere Erkundungstour durch London fort. Zuerst wurde aber das Frühstücksbuffet im Hotel geplündert. Eine lange Tafel voller Joghurt, Früchte, Würstchen, Gebäck, Rühreiern, und verschiedenen Säften wartete darauf, von mir erkundet zu werden. Oder meinem Magen.
"Und, wie findest du das typisch englische Frühstück?", fragte Niall, als wir am Tisch saßen.
"Ich hätte nie gedacht, dass eine Maschine deinen Kochkünsten Konkurrenz machen könnte!", stellte ich fest und deutete auf die Pfannkuchen-Maschine, die ununterbrochen Nachschub produzierte. Gespielt beleidigt verschränkte Niall die Arme vor der Brust, ehe er mir Sekunden später einen ganzen Pfannkuchen vom Teller klaute.
In der Lobby trafen wir auf Harry und Louis, die sichtlich entspannt an der Wand lehnten. In der Hauptstadt Großbritanniens war, zumindest Liams Meinung nach, alles typisch englisch. Der Buckingham Palast, indem die Queen lebte - typisch englisch. Die roten Busse, die sich durch den Großstadtverkehr schlängelten - typisch englisch. Das sich plötzlich ändernde Wetter - typisch englisch. Der Hund, der sein Geschäft am Hydranten- ihr versteht schon.
Nach einem typisch italienischen Mittagessen besuchten wir einen Markt. Dort wimmelte es nur von Menschen und wir kamen zuerst nur zögern voran. Diese Zeit nutzte ich, um mir den speziellen Ort etwas näher anzusehen: jedes Haus war in einer anderen Farbe gestrichen worden und mit riesigen Skulpturen verziert. Die Sonne brannte auf uns hinunter und spiegelte sich im ruhig treibenden Fluss wieder. Straßenmusiker erzeugten Stimmung oder versuchten, ihre CDs zu verkaufen.
Wir kamen an kleinen Marktständen vorbei, an denen man die verschiedensten Sachen kaufen konnte. Angefangen bei Souvenirs und Shirts bis hin zu Piercings und sogar Tattoos konnte man sich stechen lassen. Harry schoss grinsend Fotos und mit einem Mal fielen mir die Tattoos auf seinen Armen auf. War ich so unaufmerksam gewesen? Immerhin waren die Zeichnungen aus Tinte alles andere als unauffällig, vor allem dann, wenn er ein kurzes Shirt trug.
Plötzlich brach der totale Shoppingwahn aus und ich stopfte meinen Rucksack mit allem möglichen Krimskrams voll, den ich gerade in die Hände bekam. Wir füllten unseren Wasservorrat auf und machten uns anschließend auf den Weg ins Hotel. Keuchend schleppte ich mich die Treppen aus der U-Bahn nach oben. Louis war so nett und trug meinen schweren Rucksack. Er hatte mir wortwörtlich eine schwere Last von den Schultern genommen.
"Und hier sehen sie Shoppingqueen Ruby, die von einem erfolgreichen Schlachtzug zurückkehrt und ihre armen Diener Taschen schleppen lässt", dokumentierte Harry das Geschehen, während ich mehrere Schlucke aus der Wasserflasche trank. Als Antwort streckte ich ihm die Zunge raus, doch er hatte blöderweise seine Kamera parat und schoss belustigt ein Foto.
Im Hotelzimmer fiel ich rückwärts in Bett und starrte an die Decke. Meine Beine schmerzten von den unzähligen Schritten, die ich heute gemacht hatte. Dabei war es gerade später Nachmittag und nicht zehn Uhr abends. Niall schien das genauso zu sehen, denn er gönnte mir meine wohlverdiente Pause kein bisschen. Viel lustiger fand er es, mich so lange zu kitzeln, bis ich nur noch keuchte anstatt richtige Sätze zu formulieren.
"Es...reicht...du...Verrückter!", presste ich zwischen meinem Lachkrampf hervor und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Natürlich war er stärker, aber immerhin hatte er ein gutes Einschätzungsvermögen und ließ mich los.
Wenigstens war ich jetzt wach und machte mit ihm ein Wettrennen zum Lift, nur um ihn auch ein wenig auszupowern. In meinen Augen sammelten sich Tränen vor Lachen, als sich die Türen des Lifts genau vor seiner Nase schlossen. Ich hörte ihn noch meinen Namen rufen, doch mir fiel nichts Anderes ein, als ein kleines Siegestänzchen aufzuführen. In der Lobby erwartete mich eine böse Überraschung. Natürlich hatte das Hotel auch ein Stiegenhaus und so kam es, dass Niall vor mir unten ankam und das eiskalt ausnutzte. Gerade wollte ich auf Liam zustürmen, als der Blondschopf aus seinem Versteck hüpfte und mich erschreckte. Völlig überrumpelt schrie ich auf schaute in blaue, amüsiert funkelnde Augen.
"Spinnst du?!", kreischte ich und versuchte, meine Atmung unter Kontrolle zu kriegen. Niall fiel nichts Besseres ein, als mich auszulachen und wenige Sekunden später war die Wut vergessen. Mein Gesicht schmerzte vom vielen Lachen und die anderen schafften es mit Mühe, uns zu beruhigen.
Dann erfuhr ich, wieso wir heute erneut loszogen: Liam hatte Karten für ein Musical gekauft. Aufgeregt hüpfte ich mit Regenschirm in der Hand durch Londons Straßen und lauschte dem Geräusch, das die Regentropfen verursachten. Wie gesagt, typisch englisches Wetter.
Im Theatersaal angekommen machten wir es uns auf dem Balkon in roten Stühlen bequem. Von hier aus hatte man einen tollen Ausblick auf die erleuchtete Bühne. Ein Kronleuchter tünchte den Saal in majestätisches Licht.
Als die Musik einsetzte und der Vorhang geöffnet wurde, lehnte ich mich ein wenig über das Geländer, um besser sehen zu können. Sofort spürte ich eine sichernde Hand, die sich um meine Hüfte legte.
"Aufpassen, Kleine", flüsterte Liam und ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Den ganzen restlichen Abend lang.
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Catch us if you can
Fanfiction"Wovor hast du Angst?" Genau das hatte sich in seinen Augen wiedergespiegelt. Angst. "Das hatten wir bereits, ich-" "Jaja, du nennst es Respekt", winkte ich ab, "Ich dachte, vielleicht hat sich deine Einstellung in der Zwischenzeit geändert ..." Er...