Kapitel 71

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9. November

11:58 Uhr – Harry

Mann, das war verdammt anstrengend! Ich musste ständig aufpassen, dass ich nichts Falsches erwähnte, was uns noch mehr Schwierigkeiten bringen könnte. Klang unwirklich, denn wir hatten ziemlich viel angestellt.

Detective Carter-Jones erwies sich als ruhige aber strenge Person. Sie wusste, welche Fragen sie stellen musste, um Antworten zu bekommen. Und auch wenn ich mein Jura-Studium abgebrochen hatte, war relativ viel hängen geblieben. Deshalb wusste ich, welche Tricks sie anwendete und konnte ihnen ausweichen. Nach langer Hin und Her Fragerei hatte sie wohl keine Lust mehr und wir starrten uns schweigend an. Das alles entscheidende Blickduell entschied ich jedoch für mich und sie gab auf.

Keine Ahnung wie lange sie mich mit Fragen durchlöchert hatte und wie lange ich danach in meiner Zelle festsaß. Louis würde sicher so einen Spruch einwerfen wie: "Daran solltest du dich gewöhnen." Zugegeben, unsere Zukunftsaussichten waren alles andere als rosig. Vermutlich würden wir den Rest unseres Lebens in Freiheitsentzug verbringen. Leider musste ich mir eingestehen, dass die Schuld ganz bei uns lag. Wir hatten es angefangen und mussten die Konsequenzen tragen.

Ich bedauerte, dass Hope unsere Fehler ausbaden musste. Ein junger Mensch wie sie sollte nicht bestraft werden. In jeglicher Hinsicht. Klar konnte man jetzt die Schuld verteilen, aber es würde rein gar nichts ändern. Ich hoffte nur für Hope, dass sie auf ihr Alter Rücksicht nahmen, vielleicht fiel sie dann unter das Jugendstrafgesetz.

Mittlerweile kannte ich sie und ihre Persönlichkeit; wir hatten etliche Stunden in meiner Wohnung einfach auf der Couch gelegen und Krimiserien geschaut. Jedenfalls wusste ich genau, dass sie im Knast wenig Chancen hätte. Besonders auf sich allein gestellt. Sie würde vermutlich zum Opfer Nummer eins erklärt-

Wieso wurden meine Überlegungen immer durch das Öffnen einer Tür unterbrochen? Ein Wärter verdeutlichte mir mit einer Geste, dass ich mitkommen sollte. Dabei ließ er die Handschellen nicht aus. Als würde das einen großen Unterschied machen. Ich wurde einen Gang entlanggeführt und wartete, bis er mir die Tür zu einem Raum öffnete. Ich erstarrte vor Erstaunen, als die Tür hinter mir zu glitt. Vor mir saßen die anderen drei Jungs an einem Tisch und schauten mich abwartend an.

12:07 Uhr – Liam

"Hey Harry, schön dich zu sehen", versuchte ich meinen Kumpel aus seiner Schockstarre zu befreien. Es funktionierte, denn er blinzelte und setzte sich dann in Zeitlupe an den freien Platz.

"Erklär mir das", presste er heraus und ließ seinen Blick von mir hinüber zu Louis und zum Schluss zu Niall wandern.

"Lange Geschichte. Angesichts der knappen Zeit die wir haben, hier die Kurzfassung: ich konnte einen Deal aushandeln und den müssen wir noch besprechen, also-"

"Luft anhalten, Payno", unterbrach Louis mich unwirsch, "du hast einen Deal gemacht? Und erst jetzt besprichst du ihn mit uns?"

"Ich hab' einen Deal gemacht, damit wir den eigentlichen Deal besprechen können, und dann-"

Abermals wurde ich unterbrochen, dieses Mal von Harry: "Einen Doppel-Deal? Bist du noch zu retten? Wieso machst du das alles, ich meine-"

"Es geht um Hope", meldete sich Niall zum ersten Mal zu Wort und brachte die Sache auf den Punkt. Louis murmelte so etwas wie: "Das war ja klar" und verdrehte die Augen. Natürlich war er auf das Thema nicht so gut zu sprechen, immerhin hatte dort unser letztes Gespräch geendet. Danach hatten wir uns Tage nicht gesehen und jetzt bildete erneut Hope den Mittelpunkt. Vermutlich würde er mir die ganze Zeit nicht zuhören und auf Durchzug stellen, doch das war mir im Moment egal.

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