Kapitel 61✅

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30. Oktober

"Genug Jungs fürs Erste! Jetzt steht ein Mädelstag an!", dröhnte mir Izzys Stimme via Sprachnachricht entgegen. Unsere Herbstferien hatten gerade begonnen und die letzten beiden Tage hatte ich nur unter Jungs verbracht: gestern traf ich mich mit Leroy und vorgestern schleifte mich Louis auf die Halfpipe mit. 

Und zufällig trafen wir dort auf Finn und besagten Rotfuchs. Obwohl ich oft mit Louis übte, fühlte ich mich nicht bereit für die großen Rampen. Das war ihm aber total egal. Mit allerhand Überzeugungsküsten und seinem üblichen sarkastischen Charme überzeugte er mich.

("Also backen liegt dir nicht, skaten auch nicht ... Was kannst du eigentlich?")

Dafür bekam er zuerst ein Kissen ins Gesicht und anschließend einen seiner Schuhe hinterhergeworfen. Als ich nach dem Skateboard griff, zuckte er erschrocken zusammen. Ich musterte ihn verwirrt und lachte kurz darauf laut los.

"Was denkst du bitteschön von mir?" Glaubte er ernsthaft, ich würde ihm wehtun? "Wer soll mir dann etwas beibringen, wenn ich doch nichts kann?", fragte ich und schaute ihn gespielt vorwurfsvoll an. Sein Blick entspannte sich und wir brachen auf. Natürlich flüsterte er mir beim Hinausgehen zu: "Ich wusste, dass das ein Trick war." 

"Ja klar, und du hast neuerdings nervöse Zuckungen, oder was?" Aus dieser Nummer konnte er sich nicht mehr herausreden. Dieser Zug war leider abgefahren.

An der Halfpipe tastete ich mich an das neue Hindernis heran und Louis stellte fest, dass ich nur halb so viel Angst hatte, wie ich behauptete.

"Was denn, es ist eben doch nicht so schlimm, wie ich anfangs dachte."

"Hat die Liebe deine Angst besiegt und dir die Sicht vernebelt?", konterte Louis gelassen und grinste amüsiert. Ich wollte gerade etwas erwidern, als jemand dazwischenrief: "Miss USA! Hey!" Wie es der Zufall wollte, tauchten Finn und Leroy auf der Halfpipe auf.

"Hey Ruby! Alles klar?", kam es von Leroy, der nun breit grinsend vor mir stand.

"Alles super! Seit wann skatest du?"

"Das Gleiche wollte ich dich auch fragen!" Seelenverwandt? Ich glaube, ja.

"Wer ist dein Kumpel hier?", rief Finn dazwischen und deutete auf Louis.

"Leute, das ist ein Freund meines Bruders. Collin. Oder auch meine Nanny."

"Was?!", kam es von den dreien gleichzeitig.

"Naja, du passt immerhin auf mich auf, begleitest mich zu meinen Hobbys", fing ich an aufzuzählen und unterstützte dies durch eine Geste mit meinen Händen.

"Und deshalb vergleichst du mich mit Mary Poppins?" Louis konnte es immer noch nicht fassen, wie stark sich mein Humor verändert hatte.

"Also wenn's euch nich' stört, können wir ja zusammen die Rampen runterbrettern", schlug Finn schlussendlich vor und vergessen war die Nanny-Diskussion. Obwohl, nicht ganz, denn während des Skatens konnte sich Louis fürsorgliche Einwürfe einfach nicht verkneifen.

("Der Helm ist zu locker, komm her!" - "Pause! Ruby muss ihren Saft trinken!")

Bevor wir die Halfpipe verließen, gab ich Leroy noch schnell meine neue Telefonnummer. Ich hatte jetzt ein eigenes Telefon. Und genau aus diesem Grund hatte Niall den Karaokeabend abgesagt. Das bestellte Handy war im Geschäft eingetroffen und er holte es ab. Passend dazu eine blaue Hülle, die zwei große Kulleraugen hatte, außerdem einen aufgedruckten Keks. Ein Krümelmonster.

"Danke! Das gibt eine doppelte Ladung Kekse!", versprach ich ihm und umarmte ihn stürmisch.

Abends trudelte eine Nachricht von Leroy ein. Er wollte wissen, ob ich am nächsten Tag Zeit für ihn hätte. Wir verabredeten uns und trafen uns pünktlich vor unserem Haus. Niall hatte sich bereiterklärt, unser Taxi zu spielen. Ich wollte Leroy den schönen Hügel mitten im Nirgendwo zeigen und ein wenig spazieren gehen. Der Herbstwind wehte durch meine Haare und wirbelte die bunten Blätter von den Bäumen. Ich vergrub meine Hände in den Jackentaschen und stapfte zwischen den Jungs den Pfad entlang. Auf dem Hügel machten wir Halt und genossen die Landschaft. Dieses Mal jedoch im Stehen, denn der Boden war feucht. 

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