Kapitel 37✅

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Erschrocken blickte ich auf, da Niall das Auto abrupt anhielt. Auf alles Mögliche vorbereitet schaute ich nach vorne, doch es war nichts Schlimmes passiert. Wir befanden uns noch näher am Meer und gerade fuhren wir auf eine Fähre. Obwohl ich kein Geographieexperte war, wusste ich durchaus, dass Großbritannien von einem Kanal von Frankreich getrennt wurde. Erleichtert atmete ich auf.

"Alles okay?", fragte Niall, als er das bemerkte.

"Klar. War nur so ins Lesen vertieft", flunkerte ich ein wenig und packte den Reiseführer weg, um das Geschehen zu beobachten. Mit einem Nicken nahm er meine Antwort zur Kenntnis und stellte den Motor ab, da wir auf der Fähre angekommen waren.

Kurze Zeit später befanden wir uns auf dem Deck und wurden von einem starken Wind begrüßt. Louis und Harry waren auch heil angekommen und ich staunte, wie schnell sie sich auf dieses "verkehrte" Autofahren eingestellt hatten. Meine kurzen Haare tanzten im Wind und ich stellte mich ans Geländer. Wolken bedeckten den Himmel und das Meer war ebenfalls trüb und grau.

"Und? Was steht interessantes in deinem Büchlein?", stichelte Niall und gesellte sich zu mir.

"Alles über London. Es ist ein Reiseführer."

"Den kannst du wieder einpacken, die besten Reiseführer stehen vor dir!" Er fuchtelte übertrieben mit seinen Händen in der Luft herum und ich musste lachen.

"Ach ja? Heißt das, ihr wart schon einmal dort?" Kurz zögerte er.

"Ja. So kann man es auch nennen." Verwirrt schaute ich ihn an, er wandte den Blick jedoch auf das graue Meer.

"Ähm, habe ich was Falsches gesagt?"

"Oh, nein. Alles in Ordnung. Es ist ein bisschen komplizierter, als du denkst." Das war etwas, das mich an Niall nervte. Er kam nicht auf den Punkt, sondern redete um den heißen Brei herum. Na gut, wenn er nicht reden wollte, dann bitte!

Ich drehte mich um und stapfte ins Innere. Dort traf ich auf die anderen. Sie hatten es sich im Restaurant gemütlich gemacht. Seufzend ließ ich mich neben Liam nieder und verschränkte die Arme.

"Was ist los?"

"Es war zu kalt", gab ich knapp zurück.

Während der gesamten Weiterfahrt nach London würdigte ich den Blondschopf keines Blickes und starrte aus dem Fenster. Je näher wir der Stadt kamen, desto höher wurden die Gebäude. Hier waren sie nicht so hoch wie in New York, das bemerkte ich sofort. Als ich aus dem Auto ausstieg, nieselte es leicht und ich zog mir die Kapuze über den Kopf.

"Typisch englisches Wetter. Gewöhn' dich dran", erklärte Liam grinsend und holte die Koffer.

Wir brachten alles in die Zimmer und natürlich durfte ich meines mit Mr-So-kann-man-es-auch-nennen teilen. Liam bemerkte die Spannung zwischen uns, ging aber nicht darauf ein und führte uns wenig später in eine Pizzeria. Jetzt erst stellte ich fest, dass ich unglaublich hungrig war. Die Pizzen schmeckten himmlisch und ich starrte ungläubig auf den kleinen Nachspeisenteller.

Dort befand sich ein warmer Schoko Cookie in XXL mit einer Kugel Vanilleeis. Nach dem ersten Löffel war ich bereits verliebt. Harry machte grinsend ein Foto von mir und Louis musterte meinen Teller. Sofort zog ich den Cookie näher an mich heran und erntete Gelächter.

"Das ist mit Abstand das geilste Dessert aller Zeiten!"

"Ruby!", rief Liam empört.

"Entschuldige meine Wortwahl, aber es schmeckt einfach wahnsinnig gut!"

"Nein, ich meinte, es ist unglaublich, dass du mich nicht probieren lässt!" Daraufhin reichte ich ihm den Löffel und achtete genau darauf, wie viel er sich auflud. Niall saß teilnahmslos am anderen Ende des Tisches und tippte in seinem Handy herum. Sonst war er der erste, der nach einer Kostprobe bat. Vor allem bei Cookies.

Nach dem Essen machte Harry wirklich einen auf Reiseführer und zeigte mir zuerst den Trafalgar Square, ein riesiger Platz mit einem großen Säulenmonument. Fast so wie in Barcelona. Weiter ging's zu einem sehr berühmten Wahrzeichen, dem Big Ben. Der riesige Uhrenturm war beeindruckend! Schlussendlich überquerten wir eine Brücke und befanden uns auf dem anderen Ufer der Themse. 

Langsam wurde es dunkel und Liam wollte unbedingt noch Karten fürs London Eye kaufen. Vermutlich konnten wir erst morgen fahren. Wir betraten den leeren Ticketshop, die Angestellten räumten bereits auf. Am Schalter stellte ich etwas fest: Briten hatten ein unglaublich nobles Englisch. Nicht zu vergleichen mit dem Amerikanischen. Plötzlich fiel mir auf, dass es zwischen dem Englisch der Jungs und dem der Briten fast keinen Unterschied gab. Lediglich Niall hatte einen leichten Akzent. Leider konnte ich das nicht genauer nachprüfen, da er mich gekonnt ignorierte und ununterbrochen schwieg.

"Okay, vielen Dank", verabschiedete sich Liam von der Dame am Schalter und sprintete zur Tür. "Wir dürfen die letzte Gondel nehmen, kommt schon!", stresste er und kaum fünf Minuten später befanden wir uns über dem hell erleuchteten London.

Unglaublich.

Das Riesenrad erstrahlte in Rottönen und fuhr so langsam, dass man sich alles genau ansehen konnte. Ich erkannte den Big Ben von vorhin auf der anderen Uferseite. Die unzähligen Lichter spiegelten sich im Fluss wieder und erzeugten eine wunderschöne Skyline. Am Horizont blitzte das letzte Tageslicht auf, bis es endgültig von der Dunkelheit verschlungen wurde. Begeistert lief ich von Fenster zu Fenster, bis mich Liam zu sich zog, damit ich wenigstens für einen kurzen Moment still stehen blieb.

"Wow!", war alles, was ich herausbrachte. Harry schoss weiterhin Fotos, Louis saß auf einer Bank und schaute nach draußen, während Niall am Infobildschirm herumtippte.

"Das trifft es wohl am besten", stellte Liam fest und legte seine Hand auf meine Schulter. Zufrieden verlor ich mich im Lichtermeer und genoss die letzten Minuten der Fahrt in seiner Gegenwart.

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