44:Jeremy

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Projektarbeiten finde ich toll, aber nicht mit Partnern die mich die ganze Zeit anstarren. Wir haben diese Woche mit unsere  Sitznachbarn ein Projekt bekommen und jetzt sollen wir das über das Wochenende machen. 

Wir haben das Thema Liebe bekommen und sollen dazu eine Präsentation machen und jegliche Form herausfinden die es gibt. Für die Präsentation an sich haben wir eine Schulstunde Zeit somit haben wir eine menge vor, wenn wir auch einiges Beispiele einbauen wollen. 

Aber Samuel starrt die ganze Zeit mich bloß an. Ich versuche mich auf die Arbeit zu konzentrieren und frage mich echt warum er so starrt. "Sag mal ist alles gut bei dir? Du starrst mich die ganze Zeit an, wenn wir Fertig werden wollen und du auf die Party gehen willst, dann bewege dich mal."

Samuel sieht mich an. "Hast du eine Freundin?" Ich sehe ihn an, wie kommt er den jetzt darauf? "Nein habe ich nicht." Er nickt. "Magst du Jungs?" Ich sehe ihn an. "Ich habe keine Ahnung, habe noch nie einem geschlafen." Er nickt. 

"Hattest du schon mal Sex?" Ich sehe ihn an. "Ja." Er sieht mich an. "Wie war es so und wer war es? Wie alt warst du?" Ich sehe ihn an. "Ich war Vierzehn, es war mit einem Mädchen das du nicht kennst und nie wieder Kennenlernen wirst und es war in einer Klinik."

Er sieht mich an. "Wieso werde ich sie Kennenlernen?" Fragt er und stützt sein Gesicht auf seinen Händen ab. "Weil Tote nicht sprechen können." Er sieht mich an. "Das tut mir leid." Ich sehe ihn an. "Sie hatte sowieso nicht mehr lange und den letzten Wunsch konnte man ihr noch erfüllen."

"Also warst du mal in einer Klinik?" Ich nicke. "Ja." Er sieht mich an. "Und wieso?" Ich atme tief durch. "Weil ich da eben hin musste." Ich mochte es nicht mit Fremden darüber zu sprechen. Er nickt. "Hast du Geschwister?" Ich nicke. "Einen älteren Bruder." 

"Wo ist er?" Na ganz toll. "In einer Klinik." Das klingt vielleicht bescheuert. "Warum?" Ich sehe ihn an. "Weil er sich umbringen wollte." Samuel hält innen und sieht mich an. Er nickt und sieht sich um. "Ihr habt ein Flügel?" Ich nicke. 

Er springt auf und setzt sich an den Flügel und fängt an zu spielen. Ich sehe ihn an, der hat ja nicht mehr alle Latten am Zaun. Wie ein kleines Kind benimmt er sich, dafür muss man ihm aber lassen das er verdammt gut spielen kann. 

Samuel lächelt, er spielt einfach, braucht nicht mal Noten. Mich erinnert das an Raven und Damian. In der letzten Zeit habe ich sie nicht besucht, da ich am Wochenende viel lerne oder ins Kinderheim muss. Dafür darf Damian in den Herbstferien Nachhause und ich freue mich mächtig darüber.

Ohne ihn ist es verdammt ruhig hier und oft bin ich allein, was nervt. Denn Adrian hat auch ein Leben. Samuel lächelt und wir machen uns wieder an die Arbeit. Ich schweige zu seinen Künsten. Wieder sieht er mich an.

"Okay Samuel, was ist los? Wieso starrst du mich an? Habe ich was im Gesicht oder so?" Er schüttelt den Kopf. "Nö, alles in Butter." Ich sehe ihn an. "Wenn du meinst." Damit mache ich weiter. Die hälfte hatte ich ja schon. Samuel macht nichts, was mich nicht wundert, er spinnt einfach.

Heute morgen trieb er es mit einem Typen im Schulklo. Ich weiß wieso ich nicht in der Pause auf die Toilette gehe. Damit erspare ich mir einiges. Ich mache weiter und achte nicht mehr auf Samuel. Wenn er meint so spinnen zu müssen, soll es das tun, mir ist das egal.

Ich will nur eine gute Note und das Wochenende frei haben. "Sag mal, wieso warst du in der Klinik du wirkst so normal und überhaupt nicht wie jemand der so eine Maßnahme gebraucht hätte." Ich sehe ihn an. 

"Die meisten Krankheiten sieht man ja auch nicht. Man sieht dir auch nicht alles an." Er nickt. Er wirkt Nachdenklich. "Warst du auch wegen dem in der Klinik, weshalb jetzt dein Bruder drin ist?" Ich sehe ihn an. "Nein, ich war wegen was anderem drin."

Silent ScreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt